Aus den naturgemäß limitierten Möglichkeiten ihres Projekts schöpfen die beiden ehemaligen Mother Tongue-Mitglieder ein Maximum an Intensität und Volumen. Genau darin liegt der Kern von WEREWOLF ETIQUETTE: Reduktion auf das Wesentliche, ohne dabei an Ausdruckskraft einzubüßen. Mit nichts weiter als Drums und Bass gelingt es Geoff Habba und Davon Gould, einen eindringlichen, wuchtigen Heavy-Rock-Sound zu kreieren – ergänzt durch Goulds markanten Gesang, der das Klangbild entscheidend prägt. Es wäre tatsächlich ein Verlust, wenn seine Stimme nicht präsent wäre, denn sie verleiht den Songs jene emotionale Direktheit, die das Duo unverwechselbar macht. Die fünf Stücke der selbstbetitelten EP wirken wie ein Schlag ins Bewusstsein: Sie fordern Aufmerksamkeit, und zwar positiv, weil sie von der ersten Sekunde an eine Atmosphäre erzeugen, die den Hörer zwingt, sich einzulassen. Schon der Auftakt macht klar, dass es sich lohnt, WEREWOLF ETIQUETTE nicht nur nebenbei zu hören, sondern sich ganz auf das Material einzulassen. Dass hier lediglich zwei Musiker am Werk sind, fällt kaum ins Gewicht. Im Gegenteil: Die reduzierte Instrumentierung wirkt wie ein Vorteil, weil sie den Fokus auf die rohe Energie und die ungeschönte Emotionalität lenkt. Die Intensität der Songs reicht völlig aus, um den Hörer in ihren Bann zu ziehen und ihn durch die gesamte EP zu tragen. Ein zusätzlicher Reiz entsteht durch den subtilen Psychedelic-Touch, der den Stücken eine unheilvolle, beinahe tranceartige Wirkung verleiht. Diese Mischung aus Härte, Direktheit und atmosphärischer Tiefe sorgt dafür, dass die Debüt-EP weit über ein reines Rock-Experiment hinausgeht. Sie entfaltet eine Wirkung, die unter die Haut geht und nachhallt – ein Sound, der nicht nur laut, sondern auch nachhaltig eindrucksvoll ist.
(Nois-o-lution/Edel)
