WHEN WAVES COLLIDE – Chasm

Das erste Album der Franzosen bringt es auf eine rund halbstündige Spielzeit. Für Bands, die sich wie WHEN WAVES COLLIDE im instrumentalen Post-Rock bewegen, fällt das Debüt damit vergleichsweise kurz aus. Dennoch hat man nicht das Gefühl, dass sich die Musiker bescheiden oder sie dem entstehenden Klangraum Entwicklungspfade vorenthalten würden. „Chasm“ arbeitet sich konzeptionell an einer Kultur ab, die vor ihrem Ende steht und unaufhörlich auf dieses zusteuert. Das ist kein neuartiger Ansatz, funktioniert als Leitlinie, an die die Pariser ihre Songs anlegen, aber wunderbar. Die seit 2017 bestehende Post-Rock-Kombo beschränkt sich zumeist auf ruhige, fein nuancierte Klänge und Verschiebungen. Bratzige Ausreißer und Härte gibt es bei WHEN WAVES COLLIDE eher nicht zu hören, allenfalls sphärische Aufwühlung und Unruhe. Vielen kleine Akzente und das von Haus aus verspielte Agieren der Franzosen sorgen dafür, dass man konzentriert bleibt und es nicht allein bei breit ausladenden Soundscapes bleibt. Das Kopfkino wird animiert und darf kreisen, wobei der Deutungsraum grenzenlos scheint. Die Eindrücke und Assoziationen sind gerade in Unkenntnis des zugrunde liegenden Konzepts mannigfaltig. „Chasm“ repräsentiert ganzheitlichen Post-Rock im besten Verständnis. Allein an Neuigkeitswert mangelt es. Platten wie diese hat es schon etliche gegeben, was letztlich aber nichts an der Güte der Kompositionen ändert.

(Antigony)