Die hanseatische Singer/Songwriterin Nina Müller legt als WIM ihr Solo-Debüt vor. Boxer bietet bestärkenden Akustik-Pop mit tollen Vocal- und Chor-Arrangements sowie charmant-klugen, vieldeutigen Texten oder Wortbildern.
Die Künstlerin, die man von Poems For Jamiro oder Oskar her kennen könnte, blickt auch auf Erfahrungen als Co-Songwriterin für Acts wie Die Prinzen, Max Mutzke, Lina Maly, Michael Schulte, Phil Siemers und Mister Me zurück: „Ich finde, „Inspiration als Selbstzweck“ trifft es ganz gut; die Suche beziehungsweise das am-Leben-Halten von Inspiration ist für mich auf jeden Fall die größte Aufgabe beim Schreiben und das, was mich am Meisten antreibt“, antwortet Nina nach ihrer musikalischen Maxime befragt. „Und Inspiration ist ja auch immer ein guter Indikator, ob man eine Idee bis zum Ende verfolgen sollte oder nicht. Deswegen schreibe ich auch sehr gern für und mit anderen Leuten, weil die Begegnung und die Gefühlswelt einer anderen Person, um die es dann da geht, meist an sich schon was Inspirierendes hat. In meiner eigenen Musik geht‘s – vermutlich deshalb? – auch viel um Begegnungen zwischen Menschen und um Dinge, die unausgesprochen im Raum stehen. Über solche Momente denke ich viel nach und dann fällt da manchmal eine Zeile raus, die ein Lied nach sich zieht. Musikalisch ist mir vor allem wichtig, dass sich die Elemente in der Musik „zwingend“ anfühlen. Dass ich am Ende das Gefühl habe, alles gehört genauso, wie es jetzt klingt und nichts davon ist austauschbar. Das kann ruhig auch mit Zeit und Arbeit verbunden sein. Ich höre ja auch selbst am liebsten Musik, in der es irgendwas zu entdecken gibt, auch nach mehrmaligem Hören.“
Nina weiß ganz genau, worauf sie aus ist: „Für WIM ist als Grundgerüst wichtig, dass die Texte sehr im Vordergrund stehen. Und die Songs würde ich im weitesten Sinne schon als Pop-Pongs bezeichnen, mit Mut zur Eingängigkeit, obwohl sie harmonisch manchmal un-poppige Wege gehen. Im Produktionsprozess haben wir uns ganz schön ausgetobt und auch bewusst beschlossen, uns nicht zu limitieren. Was sich durchzieht, sind die Chor-Elemente, gemutete Gitarrenmelodien, eine Mischung aus elektronischen und erdigen Elementen und dass die Stimme ganz nah und trocken klingt. Die Arrangements sind zum Teil ziemlich komplex, da ist ganz schön viel los… Es bleibt aber trotzdem alles ganz durchsichtig und filigran und nahbar, finde ich.“
Das hat mit der situativen Entstehung der Songs zu tun: „Ich glaube, dass die Lieder sich der Grundemotion beim Schreiben entsprechend entwickeln“, so Nina. „Das ist mehr was, das einfach passiert, ohne dass ich es bewusst anstreben würde. Der Song Boxer zum Beispiel ist sehr spontan aus einer Situation heraus entstanden, in der ich den Eindruck hatte, dass Menschen manchmal wie Dampfwalzen über Empathiegrenzen hinwegfegen und das gar nicht mitkriegen. Ich schreibe überwiegend aus Momenten heraus, in denen ich ein Ventil brauche für was Erlebtes oder Gefühltes – vielleicht liegt da der Zusammenhang.“