WIM – Boxer

Schön und anmutig auf der einen Seite. Melancholisch und introvertiert auf der anderen. Das Debüt von Nina Müller, die auf Solo-Pfaden als WIM antritt, ist in jeder Hinsicht vielschichtig aufgesetzt, fein akzentuiert und emotional aufwühlend. Letzteres ist nicht immer offenbar, doch dass die Hamburgerin ihre Hörer:innen catcht, äußert sich unter anderem darin, dass man mit wachen Ohren bereitwillig die komplette Spielzeit über involviert bleibt, während das innere Wohlbefinden kontinuierlich anwächst. Viele kleine Akzente, tolle Vocal-Arbeit und Chöre, charmant-kluge und mehrdeutige Texte oder Wortbilder und ein fabelhaftes Songwriting: die Künstlerin, die man unter anderem von Poems For Jamiro, Oskar oder Oskar & Oskar her kennen könnte, profitiert auf ihren Solo-Pfaden von den Erfahrungen mit anderen Gruppen beziehungsweise als Film-/TV-Komponistin oder als Co-Songwriterin für Acts wie Die Prinzen, Max Mutzke, Lina Maly, Michael Schulte, Phil Siemers und Mister Me. Im Kontext von WIM stehen nun Nina Müller und ihre Alltagsbeobachtungen und Gedanken im Mittelpunkt. In den Songs von „Boxer“ wird reflektiert, überlegt und Kraft geschöpft. Schon der Titel drückt die optimistische Kampfeshaltung aus, die auch in ,Löwenherz‘ oder ,Kapitän Zukunft‘ besonders offenbar wird. Der deutschsprachige Akustik-Pop der Hanseatin ist zugänglich und erinnerbar, bietet dabei aber mehr Substanz und Tiefgang, als es auf den ersten Blick scheint. Musikalisch und textlich entdeckt man immer wieder neue Feinheiten oder Bedeutungsebenen, die das Interesse wachhalten und den Respekt vor der kreativen Güte der Arbeit von WIM immer weiterwachsen lassen.

(Schwesterherz)