WOLKE

Das selbstbetitelte Album der Kölner markiert das Ende einer mehrjährigen Kreativpause. Geändert hat sich glücklicherweise nichts: WOLKE halten ihrer spannenden Mixtur aus Piano-Pop und Indie-Chanson die Treue. Alle Songs sind durch ihre minimalistische Instrumentierung und durchdachte Texte bestimmt – Gänsehaut-Feeling inklusive.

„Bei uns ging es von Anfang an darum, mit reduzierten Mittel große Wirkung zu erzeugen“, führt Oliver Minck (Sänger, Texter und Bassist) zum Selbstverständnis der Band aus. „Wir haben unsere musikalischen Ausdrucksmittel auf Gesang, Piano, Bass und Drum-Computer reduziert, um einen klar definierten Sound zu schaffen und der Beliebigkeit entgegenzuwirken. Auf Basis dieses eher strengen, minimalistischen Sound-Gewands erlauben wir uns ein breites emotionales Spektrum und eine große Dynamik. Guter Pop ist für uns stets auch ein bisschen subversiv und lässt sich nicht auf Eins-zu-eins-Botschaften festnageln, die im Deutsch-Pop stets gefordert werden. Anfangs war unser Sound bezogen auf die Klangfülle noch konventioneller. Dann haben wir die Kunst des Weglassens entdeckt: Wenn es noch nicht stimmt, muss vielleicht gar nichts dazukommen, sondern etwas weggelassen werden. Das ist eine Entscheidung für das wirklich Wichtige, das dann umso mehr Raum und Aufmerksamkeit erhält. Also Klasse, statt Masse! Insofern sind wir ein Fall für Musik-Ästheten.“

Die beschriebene Arbeitsweise bringt es mit sich, dass den kleinen Details und Facetten große Bedeutung zukommt: „Uns geht es weniger um musikalischen Budenzauber, sondern darum, eine emotionale Aussage zu treffen und mit jedem Song eine eigene kleine Welt zu erschaffen“, entgegnet Oliver Minck. „Die instrumentalen Arrangements sind niemals Selbstzweck. Sie sollen die emotionale Wirkung des Songs stützen. Dabei dürfen sich Text, Musik und Darbietung gerne auch widersprechen. So entsteht Reibung und Ambivalenz – und im besten Fall vielleicht sogar ein Gefühl, das man zuvor noch gar nicht kannte.“ Anders formuliert: WOLKE entführen ihr Publikum in einen eigenen Klang-Kosmos, der Aufmerksamkeit, Zuhören und Involvierung fordert. So erleben es selbst die beiden Musiker:

„Songschreiben war für uns schon immer das natürliche Ausdrucksmittel“, bestätigt Oliver Minck. „Etwas, das irgendwie von ganz allein passiert, was sich gar nicht aufhalten lässt. Weil immer irgendeine Idee oder ein Gedanke durch die Luft schwirrt. Der Prozess war auch schon immer ein Akt der Selbstermächtigung. Man macht es genau so, wie man es fühlt und für richtig hält – nach den eigenen Regeln und nicht nach den Vorgaben eines Vorgesetzten. Es fühlt sich wunderbar an, wie ein kleiner Triumph, wenn man etwas ganz nach der eigenen Vorstellung auf den Punkt bringt. Diesbezüglich hat sich bei WOLKE nichts verändert. Was sich verändert hat, ist die Ambition. Während wir früher tatsächlich geglaubt haben, wir könnten mit unseren Songs so etwas wie Pop-Stars werden, sind wir uns jetzt im Klaren darüber, dass unsere Magie sich bei weitem nicht allen erschließt. Es geht einfach zu sehr um die Feinheiten.“

WOLKE | Wolke (bandcamp.com)

Bilder: Alfred Jansen