WORST DOUBT

WORST DOUBT berufen sich auf eine Beeinflussung durch KICKBACK, DMIZE und EVERYBODY GETS HURT. Deshalb verwundert es nicht, dass die Franzosen auf ihrem Debüt „Extinction“ mit einem rabiaten Metal-Hardcore aufwarten. In den Reihen der seit 2014 aktiven Gruppe aus Paris stehen Mitglieder von WOLFPACK, REGARDE LES HOMMES TOMBER und BACKBONED.

„Hauptsächlich spielen wir Hardcore- bzw. MetalCore-Shows“, antwortet Gitarrist Jacob auf die Frage, welche Art von Konzerten die Band gemeinhin spielt und wie sich das über die Jahre vielleicht entwickelt hat. „Obwohl wir beide Szenen lieben und es so viele Bands gibt, die Hardcore und Metal fröhlich mischen, ist es immer noch schwer, Shows zu bekommen, die beide Szenen zusammenbringen. Ich würde es mir wünschen, dass die Veranstalter mutiger sind und die Dinge stärker durchmischen. Es wäre cool, häufiger und ganz selbstverständlich Hardcore-Gruppen neben Death- oder Thrash-Metal-Bands zu sehen.“ In den Songs von WORST DOUBT verschwimmen die stilistischen Grenzen, so dass die Formation aus Paris in beiden Lagern Anklang finden dürfte.

„Ich persönlich sehe keine großen Unterschiede zwischen den beiden“, erwidert Jacob. „Diese Art von Szene, Gegenkultur oder Bewegung – nenn‘ es, wie du willst – hat die Einheit stets als einen Kernwert vor sich hergetragen, während sie meiner eigenen Erfahrung nach doch nichts anderes getan hat, als denselben Bullshit zu reproduzieren, den man in der „Außenwelt“ erlebt – nur in kleinerem Maßstab. Deshalb betrachte ich den Verbrüderungsgedanken als Hirngespinst. Als ich jung und neu im Hardcore war, habe ich daran geglaubt. Je älter ich aber wurde, desto mehr erkannte ich die Täuschung. Im Endeffekt ist es genau das gleiche Verhältnis zwischen Arschlöchern und coolen Leuten wie sonst überall auch. Vielleicht liegt es nur an mir, aber ich fühle mich nicht mit einem Typen oder einer Band verbunden, nur weil wir eine ähnliche Kultur haben und die gleiche Musik lieben. Ich spreche lieber mit Individuen als mit Szenen. Was deine Frage anbelangt, würde ich sagen, dass Hardcore-Kids den Metalheads das Leben früher schwer gemacht haben, was total blöd ist, wenn man bedenkt, dass die besten Bands oft gerade die sind, die beide Genres miteinander vermischen. Doch die Dinge haben sich verändert. Hardcore-Bands haben viel von der Ästhetik des Metal übernommen, sei es die Musik oder die Bildsprache. WORST DOUBT ist einfach eine Band, die von Metal und Hardcore beeinflusst ist. Wenn die Leute sich also Nackenbärte und lange Haare wachsen lassen, Death Metal-Shirts tragen und moshen, bin ich voll dabei.“

Und das Quintett trifft auf eine Menge Zuspruch: „Es ist immer schwer, nachzuvollziehen, warum sich die Leute für deine Band interessieren, aber ich werde es versuchen“, holt der Gitarrist aus. „Es könnte daran liegen, dass wir trotz unserer offensichtlichen Einflüsse versuchen, nicht eine weitere Hardcore-Worship-Band der späten 1990er zu sein. Wir tun unser Bestes, um eine passende Balance zwischen unseren Einflüssen sowie einem eigenen und modernen Songwriting zu erhalten. Ich denke, die Leute mögen das.“ Das einprägsamste Negativerlebnis stammt interessanterweise von einer Hardcore-Show: „Es gab überhaupt keinen Widerstand, bis auf das eine Mal, als wir mit SICK OF IT ALL spielten und ein 50-jähriger Wichser mit einem AGNOSTIC FRONT-Mesh-Short uns sagte, dass wir eine Death Metal-Band seien und nicht auf der Show spielen sollten“, erinnert sich Jacob, der sich von dieser Einzelmeinung nicht die Laune vermiesen lässt: „Ich kann sagen, dass wir mit unserem Platz im Moment zufrieden sind. Wir versuchen, den Bands, mit denen wir aufgewachsen sind, Tribut zu zollen, aber auf unsere eigene Art und Weise. Es greift zu weit, zu behaupten, dass wir eine klare Agenda hätten. Uns geht es einzig und allein darum, das zu schreiben, was wir für gute Songs halten. Davon abgesehen gibt es eine Menge Bands, die wir mögen oder mit denen wir uns vor allem wegen ihres musikalischen Ansatzes verbunden fühlen – zum Beispiel MH CHAOS aus Chicago oder HANGMAN aus New York.“

Um WORST DOUBT mit nur einem Stück kennenzulernen, empfiehlt der Gitarrist einen Track vom Debüt: „,Despise Death‘ ist ein guter Anfang, um die Band zu entdecken. Es hat all die verschiedenen Aspekte, die wir als Band vermischen: NYHC, Death Metal, Thrash, Soli und sogar melodische Parts.“ Das Zusammenspiel dieser Zutaten stellt im Ergebnis mehr als bloß die Summe der Einflüsse dar: „Auf jeden Fall“, stimmt Jacob zu. „Das ist es, was Hardcore für mich am besten charakterisiert. Was die Art und Weise angeht, wie wir komponieren, so werden die meisten Songs von unserem Sänger Hugo geschrieben, der die wichtigste kreative Kraft der Band ist. Wenn er eine Idee für ein Riff oder einen Song hat, bearbeiten wir es anschließend in der Gruppe, um es zu finalisieren.“ Mit „Extinction“ ist dabei ein Debüt entstanden, dass bösartig und aggressiv, aber auch selbstbewusst, klingt:

„Das Album wurde gerade erst veröffentlicht, also haben wir noch keine Ahnung davon, wie die Leute es wahrnehmen“, relativiert der Musiker. „Es fällt mir schwer, als Beteiligter objektiv zu sein, wenn es um meine eigene Platte geht. Persönlich bin ich aber sehr zufrieden. Natürlich gibt es immer ein paar Kleinigkeiten, die man hätte verbessern können. Es freut mich sehr, dass das Ergebnis ausgewogen klingt und direkt auf den Punkt kommt. Wir haben intensiv daran gearbeitet, dass jeder Song seine eigene Klangfarbe und Stärken erhält, ohne eine Kopie des vorherigen zu sein.“ Auch aufgrund dieses Anspruches ließ der Einstand der Franzosen auf sich warten: „Ich würde nicht sagen, dass es schwierig war, aber es war definitiv ein langer Weg“, äußert Jacob im Rückblick. „Einige Songs wurden mehrfach überarbeitet, bevor sie ihre endgültige Form bekamen. Mitunter hatten wir Probleme, uns darauf zu einigen, wann ein Song fertig ist. Während des Schreibprozesses haben wir eine Menge gelernt. Deshalb gehe ich davon aus, dass uns die Arbeit am nächsten Album einfacher von der Hand gehen wird.“

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