WTF Records Labelstory

Hardcore, MetalCore und Punk – das sind die wesentlichen Stil-Richtungen der Gruppen, die über das niederländische Label WTF veröffentlichen. In den Jahren seit 2007 haben das unter anderem SPIDER CREW, ONLY ATTITUDE COUNTS, HARD RESISTANCE, ALL FOR NOTHING, STILL SCREAMING, PRIMAL AGE, THE OBNOXIOUS, RISE ABOVE, FISTS OF TIME, TOXIC YOUTH, BLOOD OF KINGS, FROM THE HEART, PROBATION, SUPERHERO STATUS, BEYOND THE STYX und OLDE YORK getan.

„Ich habe mich schon immer für Musik interessiert“, gibt Distro- und Labelboss Tim zu Protokoll. „Bands wie AC/DC, Pantera und Body Count trieben mich in Richtung Hardcore und Punk. Das Dynamo Fest 1994 war dann ein entscheidender Moment, als ich Sick Of It All auf der Hauptbühne gesehen habe. Von diesem Moment an war ich süchtig. Magzines wie Aardschok und Fernsehsendungen wie „Headbangers Ball“ auf MTV waren meine Favoriten. Ich lebte in Brabant und genoß all die lokalen Shows in Clubs und Bars dort. Besonders die Hardcore-Punk-Shows mit ihrer Energie, Leidenschaft und Rauheit stachen für mich heraus.“ Nachdem Tim zunächst eine Distro etabliert hatte, legte er nach:

„Die Idee zum Label kam von den Jungs von BLACK CLOUD HALO. Sie nahmen ein neues Album auf und fragten mich, ob ich bereit wäre, es zu veröffentlichen. Da ich meine Distro schon hatte, war das ein logischer nächster Schritt. Das wurde WTF-001. Ich hatte ein Netzwerk von Distros und Labels, mit denen ich tauschen konnte und habe das Album zusammen mit meinen Distro-Artikeln auf Shows verkauft. Das ist ungewöhnlich, denn meistens entstehen Distros dadurch, dass Labels untereinander Platten tauschen. Bei mir war es genau andersherum. Die Distro hatte ich aufgrund eines Besuchs in Wien gestartet, wohin ich einen Haufen CDs von holländischen Bands mitnahm, um ihnen zu helfen. Ein Jahr später war ich bei Sean von SPIDER CREW in New York und habe auch dorthin CDs mitgenommen, um sie außerhalb von Europa zu verbreiten. Typen wie Dave (Kinsum) und Theo (GSR) waren dabei meine Inspiration, denn auf den europäischen Hardcore-Partys in Maastricht haben meine Freunde und ich haufenweise CDs von ihnen gekauft.“

Die Bedeutung des Namens ist dabei eine andere, als man meint: „WTF stand ursprünglich für What The Fok und war ein Band-Name, den ein Freund und ich für ein Spaßprojekt gewählt hatten“, verrät Tim. „Wir haben ein paar Tracks mit einem Tapedeck aufgenommen, hatten unseren Spaß, aber es wurde nichts Ernstes. Doch der Name blieb mir im Kopf hängen. Später benutzte ich ihn für die Distro und das Label. Hauptsächlich, weil ich dachte, er klingt cool. In der Zwischenzeit steht WTF für mich für viele Dinge. Ich versuche, die Leute immer wieder mit Releases und Band-Signings zu überraschen, die einen WTF?!-Effekt auslösen. Ich mische lokale mit internationalen Bands und habe keine Angst davor, Gruppen mit anderen Ansichten unter Vertrag zu nehmen. Denn ich denke, dass verschiedene Ansichten wichtig sind und den Geist scharf halten.“

Der Fokus liegt dabei gegenwärtig noch klassich auf CDs: „Für uns übertrifft die CD immer noch das Vinyl, aber wir sind uns einig, dass Vinyl – und sogar Tapes – immer wichtiger werden, auch für uns. Als wir anfingen, haben wir bei der ersten Pressung noch 1.000 CDs gepresst, heute sind es meistens 300 Stück. Das war früher nicht möglich, doch jetzt geht es. Also haben wir das heruntergeschraubt. Zusätzlich konzentrieren wir uns auf die Qualität und machen sie mit Dingen wie Handnummerierungen zu etwas Besonderem, um den Hardcore-Fans einen Mehrwert zu bieten. Die Zahlen sind gesunken, aber auf diese Weise funktioniert es immer noch. Der digitale Vertrieb wie Spotify bringt kaum Einnahmen, aber ich sehe das nicht als etwas Negatives an. Ich persönlich nutze Spotify sehr intensiv und entdecke fast täglich tolle Bands aus der Vergangenheit, aber auch aktuelle Gruppen. Es ist eine tolle Möglichkeit, neue Musik zu entdecken. Für Bands bietet sich die Chance, weltweit gehört zu werden. Das war in der Vergangenheit viel schwieriger. Die physische Veröffentlichung wird mehr und mehr zu einem Sammlerstück und bleibt eine Möglichkeit, Bands zu unterstützen – genau wie Merchandise. Ich glaube, es wird immer eine Nachfrage nach physischen Veröffentlichungen geben. Auf Seiten wie Discogs gehen viele Artikel im Preis nach oben, besonders bei ausverkauften und limitierten Veröffentlichungen. In der Hardcore- und Punk-Szene war die Bindung zwischen Bands und Hörern schon immer stark ausgeprägt. Heutzutage ist es für Bands viel einfacher, sich zu präsentieren und mit Fans in Kontakt zu treten. Deshalb glaube ich, dass die Bindungen noch stärker werden – besonders bei Live-Shows und Festivals. Leute, die die Musik streamen und zu einer Live-Show gehen, holen sich meistens ein Shirt oder eine physische Veröffentlichung.“

Auch Tim zeigt sich hoch motiviert, mit WTF aktiv zu bleiben und seine Szene zu unterstützen: „Die Musik und Arbeit am Label und der Distro sind ein großer Teil meines Lebens. Es ist etwas, das ich gerne mache und für das ich immer Energie habe. Ich fühle mich gut, wenn ich Pakete für die Leute packe, in denen all diese tollen Alben drin sind. Es freut mich, wenn ich Bands mit ihren Veröffentlichung helfen und ihr Wort verbreiten kann. Ich fühle mich gut, wenn ich neue Musik höre und inspiriert werde, über das Leben nachzudenken. Aber auch, wenn ich mit Freunden ein Bier trinke und sehe, wie eine Band die Menge für sich gewinnt. Es ist toll, ein Teil davon zu sein und etwas dazu beitragen zu können.“

www.wtfrecords.eu