ZHAAT – Other Prophets

Nennen wir es auffällig. So lässt sich das Spiel der Leipziger Gruppe beim ersten Hören am treffendsten charakterisieren. Denn ZHAAT treten mit Klängen an, die gleichermaßen überraschen wie faszinieren. Es sind nicht allein die orientalischen Elemente von „Other Prophets“, die diesen Eindruck hervorrufen. Schon die zugrundeliegende Kombination aus Post-Hardcore und Psych-Stoner würde ausreichen, um das Attribut „auffällig“ zu rechtfertigen. Das Quartett aus Sachsen geht dabei kompromisslos all-in. Die Musiker verstecken sich nicht hinter gängigen Mustern, sondern kehren ihr Innerstes nach außen und suchen eigene Wege, sich auszudrücken. Mal geschieht das in Form introspektiver Shoegaze-Passagen, mal in eruptiven, emotional-expressiven Ausbrüchen, die den Hörer unmittelbar packen. Diese Offenheit ist keine Pose, sondern wirkt wie ein bewusstes Bekenntnis zur eigenen musikalischen Radikalität. Besonders prägend sind die mehrstimmigen Vocals, die dem Klangraum zusätzliche Tiefe verleihen. Sie eröffnen unterschiedliche Perspektiven, erzeugen Kontraste und bereichern die Wirkung des Albums insgesamt. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz, zwischen Melodie und Reibung, das die Songs lebendig hält. Die im Jahr 2018 gegründete Band hat für die Platte acht Tracks geschrieben, die eine bemerkenswerte Balance zwischen Experimentierfreude und unmittelbarer Zugänglichkeit finden. Die Stücke sind komplex genug, um neugierig zu machen, und gleichzeitig direkt genug, um sofort mitzunehmen. Diese Mischung ist es, die den Sound von ZHAAT unverwechselbar macht: ein Klangbild, das gleichermaßen fordert wie belohnt. In der Kombination aus mutiger Klangforschung und nachvollziehbarer Energie entsteht ein musikalisches Profil, das sich nicht in Schubladen pressen lässt. ZHAAT sind auffällig und genau das ist ihre größte Stärke.

(Nois-o-lution/Edel)