Als Band bestehen GIANT HAZE erst wenige Monate – das hält das Quartett aus Kiel aber nicht davon ab, ein starkes Debüt abzuliefern. „Cosmic Mother“ entwickelt sich so, wie es die Kombination aus Name, Albumtitel und Gestaltung erwarten lässt. Zwischen Desert-Rock/Stoner und Grunge entfaltet sich ein organisch-zugänglicher Fuzz-Sound mit Vintage-Charme, der geradlinig und zugleich ansprechend melodisch daherkommt – und Überraschungen birgt.
Dass die Norddeutschen zunächst Shows als Kyuss-Cover-Band gespielt haben, überrascht nicht. Unter dem Pseudonym KaiS. tun sie das bis heute. Für eigene Songs gibt es GIANT HAZE: „Das war eher ein Prozess – bei jedem Proben haben wir zwischendurch immer eigene Riffs angespielt und darauf gejammt und uns warm gespielt“, erzählt Frontmann Christoph. „Wir wussten also, dass die Chemie auch im freien Fall sehr gut zwischen uns funktioniert. Dann gab es allerdings den Moment, als Peter (Gitarre) einen eigenen Song mitbrachte – ,From Another World‘. Dazu schrieb ich direkt die Lyrics und sang die Vocals ein. Das Ergebnis hat uns beflügelt und wir haben daraus die Energie geschöpft, den eigenen Weg weiterzugehen. Und das mit einer Geschwindigkeit, die uns selber überraschte. Das lief immer nach dem gleichen Muster: Andi (Bassist) schob einen Demo-Track rüber und ich schrieb die Lyrics innerhalb weniger Tage und sang die Vocals dazu ein. Auch Drummer Timo steuerte auf die gleiche Weise den Song ,1000 Tons Of Stone‘ zum Album bei und das mit einer sehr persönlichen Note. Innerhalb von nicht mal einem halben Jahr entstanden so alle anderen Songs unseres Albums.“
Aus dem Covern der Desert-Rock-Ikonen Kyuss haben GIANT HAZE für ihre eigenen Songs einiges mitgenommen: „Das sind zwei wesentliche Dinge“, beginnt der Sänger. „Zum einen muss man das Rad nicht komplett neu erfinden. Die 1990er Jahre haben uns musikalisch sehr intensiv geprägt und den Vibe haben wir im Blut. Wir wollen hier nicht versuchen, wie jemand anderes zu klingen, sondern bewegen uns durch unsere musikalische Sozialisierung schon automatisch im 90er-Stoner-Rock. Die andere Sache ist: Wenn wir Bock auf etwas haben und uns das auch sehr viel zurückgibt, dann sollten wir genau das machen. Zudem ist uns der Sound auch sehr wichtig. Wir haben hier versucht, mit minimalistischen Mitteln und extremer Lautstärke ein optimales Ergebnis zu erzielen. Und, das versteht sich von selbst, absolut analog!“ Und da ist noch ein weiterer Aspekt: „Die wichtigste Dimension ist Zeit. Bei Kyuss-Songs gibt es diese bezaubernde Ambivalenz zwischen ausufernden Passagen und direkten schnörkellosen Wüsten-Punk-Songs. Jeder Song bestimmt seine eigene Länge und Tiefe. Außerdem ist das Zusammenspiel von Gitarre und Vocals bei Kyuss sehr speziell arrangiert. Die Gitarre übernimmt mit ihrer Melodie gerne die Hauptstimme, während sich der Gesang zuweilen tief im Mix vergräbt. Der Bass verbindet zudem Drums und Gitarre sehr eng miteinander, was einen sehr druckvollen Groove erzeugt.“
Die zwölf Tracks von „Cosmic Mother“ tendieren in eine ähnliche Richtung: „Naheliegenderweise werden wir zuerst einmal mit Kyuss verglichen, allerdings liegen unsere Wurzeln deutlich weiter gefächert“, erwidert der Frontmann. „Drei von Vieren in der Band spielen lange in verschiedenen Hardcore-Bands und sind auch dem Punk sehr zugetan. So ist uns schon mehrfach die Phrase „ihr klingt wie Kyuss auf Koks“ begegnet. Diese Energie hört man bei uns auch gut raus. Gesanglich gebe ich durch meine vielseitigen Möglichkeiten noch eine Ebene drauf. Live singe ich im Wechsel zwischen zwei Mikrofonen, wovon eines einen Monster Magnet-artigen Space Rock-Sound-Effekt hat. Hierdurch kann man spannende Effekte erzeugen und das ist natürlich auch auf der Platte eingefangen worden.“ Geholfen hat dabei, dass die Musiker dasselbe wollen: „Wir hatten die Vision von „unserem Sound“ sehr früh und wussten genau, wie wir klingen wollen – genau zwischen energetischem Fuzz und dreckigem Heavy-Rock, oder wie Andi das oftmals treffend ausdrückt: „Ein Sound, der einem das Gesicht abreißt““, sagt Christoph. „Deshalb spielt Peter auf Platte und live auch immer zwei Amps gleichzeitig. Die Mischung von Stoner- und Doom-Sounds verleiht uns die Tiefe und Energie, die wir suchen.“
GIANT HAZE spielen überraschend vielseitig auf: „Wir mögen alles – von gut, böse, aggressiv, mystisch, verrückt und frech bis hin zu traurig und variieren daher gerne die Stimmungen in den Songs“, so der Sänger. „Daher sind wir uns einig, dass wir auch zwischen den Stilen im Song wechseln dürfen, wenn – und das ist unser Rezept – es dem Song dient. Wir wollen Musik schreiben, die wir selbst abfeiern und schreiben diese so, dass sie für die Hörer:innen ehrlich und direkt fetzt.“ Und das Quartett entwickelt die Grenzen seines Spiels beständig weiter: „Stoner Rock ist ein sehr weit gefächertes Genre mit vielen Unterarten, wie Space Rock, Grunge, Sludge, Doom, 70s, Kraut, etc. Dadurch haben wir allein im weiter gefassten Genre sehr vielfältige Möglichkeiten, unseren Stil zu verfeinern. Da wir nicht schubladenfest auf Stoner Rock fixiert sind, können und werden wir die Einflüsse unserer musikalischen Wurzeln auch in Zukunft ausleben. Wir bringen gerne wilde Energie und Zärtlichkeit in eine gute Platte, zu der man bedenkenlos zum Feierabend eine Sportzigarette rauchen oder im Moshpit durchdrehen kann.“
Giant Haze – Cosmic Stoner Grunge