Mit „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ erscheint das siebte Album von WE CAME AS ROMANS. Das Quintett aus Troy, Michigan präsentiert ein Werk, das die Essenz des MetalCore mit modernen Elementen neu auflädt. Die Songs leben von Kontrasten: hymnische Refrains treffen auf düstere Strophen, während die thematische Klammer aus Vergänglichkeit und Schönheit ein gleichsam introspektives wie energetisches Werk entstehen lässt. Es ist eine konsequente Erweiterung des Vorgängers „Darkbloom“ und bestätigt die Band als relevante Stimme im modernen MetalCore.
Die Dualität zwischen Anmut und Verzweiflung zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Frontmann Dave Stephens beschreibt sie als zentrales Motiv: „Wir haben schon immer in diesem Spannungsfeld gelebt – zwischen den Dingen, die einen niederschlagen, und den Momenten, die einen beflügeln. In den letzten Jahren haben wir die Schönheit darin erkannt, dass alles im Leben irgendwann endet. Diese Spannung wurde zum Leitmotiv dieses Albums.“ Der Titel „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ selbst steht für eine Akzeptanz des Chaos, die sowohl reflektiert als auch rebellisch ist: „Reflexion in dem Sinne, dass wir uns mit dem Chaos um uns herum abfinden mussten, und Widerstand in dem Sinne, dass wir uns davon nicht unterkriegen lassen wollen“, sagt Dave. Akzeptanz kann eine eigene Form von Stärke sein.“ Als besonders eindringlicher Track fällt ,Culture Wound‘ auf, der sich mit der menschlichen Natur und inneren Konflikten auseinandersetzt: „Der Song entstand aus Gesprächen darüber, wie Menschen miteinander umgehen, wie viel Schaden wir nicht nur der Welt, sondern auch uns selbst zufügen“, erklärt der Sänger. Der kreative Prozess war dabei alles andere als linear: „Wir haben ihn immer wieder verändert, bis wir gemerkt haben, dass die ursprüngliche Version am besten war. Dann sind wir wieder zurück auf Anfang und plötzlich wurde er zu etwas Besonderem.“
Auch strukturell verfolgt das Album einen ungewöhnlichen Ansatz: Es soll sich von Ende bis Anfang wiederholen. „Wir wollten, dass sich das Album zyklisch anfühlt – als wäre das Ende nicht wirklich das Ende“, so Dave. „Verlust führt zu Wachstum und Enden machen Platz für Neuanfänge.“ Nach der emotionalen Schwere von „Darkbloom“ war die kreative Arbeit diesmal von mehr Offenheit und Zusammenarbeit geprägt: „Es war definitiv kooperativer, jeder hatte eine Stimme, und wir hatten keine Angst davor, zu experimentieren“, erzählt der Frontmann. „Wir mussten lernen, uns selbst und einander gegenüber verletzlich zu zeigen. Diese Selbstreflexion ebnete den Weg für neue Konzepte und emotionale Tiefen.“ Die Rückbesinnung auf gemeinsame Erfahrungen hat den Sound und die Botschaft maßgeblich beeinflusst: „Einige Songs wirken düsterer, andere triumphaler, aber zusammen ergeben sie ein größeres Bild unserer Reise“, gibt der Musiker zu bedenken. „Das gemeinsame Besprechen dieser Geschichten hat uns geholfen, noch mehr eine Verbindung zu dem Album aufzubauen.“ Verletzlichkeit spielt dabei eine zentrale Rolle – nicht nur im kreativen Prozess, sondern auch in der Wirkung auf die Fans: „Verletzlichkeit ist alles“, betont Dave. „Heavy-Musik war schon immer ein Ventil, aber Fans fühlen sich am meisten mit Musik verbunden, wenn man ihnen gegenüber authentisch ist. Die Verletzlichkeit hilft den Menschen, sich gesehen und mit uns verbunden zu fühlen.“
Mit „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ gelingt WE CAME AS ROMANS ein Album, das die Schönheit im Untergang sucht und dabei neue Stärke findet. Die Musiker hoffen, dass der Longplayer gerade jenen Menschen etwas gibt, die innere Kämpfe ausfechten: „Jeder kämpft mit Widersprüchen – Verzweiflung und Hoffnung, Chaos und Schönheit, Angst und Widerstandsfähigkeit“, weiß Dave. „Dieses Hin und Her ist Teil des Menschseins, aber es kann sich isolierend anfühlen, wenn man mittendrin steckt. Wir wollten diese Gefühle in Musik umsetzen, in der sich die Menschen wiedererkennen können.“ Dabei geht es nicht nur um das Teilen von Schmerz, sondern auch um das Vermitteln von Stärke: „Die Songs sollten auch Kraft spenden, nicht nur den Schmerz widerspiegeln, sondern auch zeigen, dass man wieder aufstehen und weitermachen kann.“ Diese Ambivalenz zieht sich zusätzlich durch die philosophischen Fragen, die das Album aufwirft – etwa die nach Altruismus und Selbsterhaltung. Der Sänger reflektiert offen über seine persönliche Entwicklung: „Ehrlich gesagt, ist es beides. Wir alle wollen anderen helfen, aber der Überlebensinstinkt ist tief in uns verwurzelt. Früher dachte ich, echter Altruismus bedeutet, alle anderen vor mich selbst zu stellen. Damit habe ich mich aber völlig ausgebrannt und dadurch verstanden, dass man sich erst um sich selbst kümmern muss, um dann für andere da sein zu können.“
Diese Erkenntnis spiegelt sich in der musikalischen und thematischen Dualität des Albums wider – ein ständiges Pendeln zwischen Geben und Bewahren. Neben den persönlichen Themen ist es vor allem der Wunsch nach Verbindung, der WE CAME AS ROMANS antreibt: „Von Anfang an ging es uns darum, etwas zu schaffen, mit dem wir und unsere Zuhörer etwas anfangen können“, erklärt Dave. Die Live-Shows der Gruppe aus Troy sind deshalb mehr als bloße Konzerte, sie sind Räume, in denen Fans sich öffnen und verstanden fühlen dürfen: „Fast täglich kommen Menschen auf mich zu und erzählen mir, wie ein Song ihnen durch eine schwere Zeit geholfen hat. Diese Momente zeigen mir, dass Musik mehr ist als Performance. Sie ist ein echtes Band zwischen Menschen.“ Diese Verbindung zur eigenen Fanbase bedeutet für die Gruppe auch, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur musikalisch, sondern auch im Umgang mit Erwartungen: „Wir waren schon immer eine Band, die versucht, kreativ neue Wege zu gehen“, erinnert der Frontmann. „Natürlich ist das nicht immer glatt gelaufen, aber ohne diese Sprünge ins Ungewisse hätten wir nie die Erfolge gehabt, die uns heute ausmachen.“ Dabei bleibt der WE CAME AS ROMANS-Trademark-Ansatz ein wichtiger Fixpunkt: „Alles muss in einem echten Gefühl oder einer echten Emotion verwurzelt sein, sonst durchschauen die Fans das sofort.“
Die musikalische Balance zwischen Tradition und Experiment wird dabei immer wieder neu ausgehandelt: „Es kommt auf den Song an“, erklärt der Sänger. „Wenn ein Track super heavy sein muss, nehmen wir diese Richtung. Wenn er Melodie oder elektronische Texturen braucht, um die Botschaft zu transportieren, dann eben das.“ Die Musiker scheuen sich nicht davor, Grenzen zu überschreiten – im Gegenteil: „Wenn wir von Album zu Album denselben Sound beibehalten würden, würden wir uns langweilen und ausbrennen. Unsere Fans wollen Weiterentwicklung, auch wenn sie das vielleicht nicht immer laut sagen.“ Die tiefgreifenden Veränderungen, die WE CAME AS ROMANS im Laufe ihrer Karriere durchlebt haben, sind Teil ihrer Geschichte. Besonders der Drogentod von Sänger und Keyboarder Kyle Pavone im Jahr 2018 hat die Identität der Gruppe nachhaltig geprägt: „Der Verlust von Kyle hat uns für immer verändert, und wirkt bis zum heutigen Tag nach“, bestätigt Dave. „Alles, was wir haben, haben wir uns unglaublich hart erarbeitet. Manchmal fühlt es sich an, als wären wir verflucht.“ Der Song ,Bad Luck‘ greift diese Gefühle direkt auf. Persönlich haben ihn diese Erfahrungen geerdet:
„Ich habe erkannt, wie zerbrechlich alles ist und wie wichtig es ist, den Moment zu genießen.“ Künstlerisch haben sie die Gruppe mutiger gemacht: „Wenn man solche Verluste erlebt hat, ist die Angst, Risiken einzugehen, nicht mehr so groß. Wir wollen nichts zurückhalten, denn morgen ist nicht garantiert.“ Mit Blick auf ihren Einfluss auf die Core-Szene erkennt der Frontmann, dass WE CAME AS ROMANS mehr erreicht haben, als ihnen lange bewusst war: „Ich habe nie erwartet, dass wir als eine Band angesehen werden, die viel zur Entwicklung eines Genres beigetragen hat“, äußert er. „Aber ich denke, wir waren Teil einer Welle, die Melodie und Elektronik in die härtere Musik gebracht hat.“ Auch die positive Grundhaltung ihrer frühen Texte habe viele jüngere Bands inspiriert: „Das zu hören, erfüllt mich mit Demut.“ Die aktuelle Core-Szene sieht Dave als lebendiger denn je: „Bands werden ermutigt, über den Tellerrand hinauszuschauen, und haben einige der unglaublichsten Songs geschrieben“, schwärmt er. Die Offenheit der Fans für neue Sounds und die wachsende Reichweite des Genres machen ihn optimistisch: „Die Shows werden größer und einige Bands beginnen, ein Mainstream-Publikum zu erreichen.“ Trotz dieser Entwicklung sieht der Sänger keinen Grund zur Sorge, dass die Szene sich zu sehr auf Formeln festlegt. Im Gegenteil: „Die Fans wollen vor allem Ehrlichkeit. Diese Musik lebt von roher Verbindung“, bekräftigt Dave. „Sobald sie formelhaft wird, merken die Leute das.“ Für ihn bleibt klar: „Es wird immer Raum für emotionale Geschichten und klangliche Experimente geben.“
Die Gefühlsebene überträgt sich auch auf die Live-Shows der Band, die seit jeher als intensives Erlebnis gelten: „Ich versuche, jeden Text zu fühlen und darüber nachzudenken, was er für mich bedeutet, während ich ihn singe“, erzählt der Frontmann. Die Konzerte sind für ihn mehr als nur Auftritte: „Es gibt heute nicht mehr viele Situationen, in denen man ein paar tausend Menschen in einen Raum bringen und sie alle auf die gleiche Weise verbinden kann wie mit Musik.“ Das neue Album „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“ soll genau diese Verbindung stärken – als Spiegel der Schönheit und Tragik des Lebens und als Sammlung von Geschichten, die jeder auf seine Weise kennt. Dass WE CAME AS ROMANS heute zu den prägenden Stimmen im modernen MetalCore zählen, ist auch ein Zeugnis ihrer Widerstandskraft und einer Karriere voller Höhen und Tiefen: „Es gab so viele Momente, in denen ich dachte, dass es das Ende für uns sein würde“, überlegt Dave. „Aber wir haben immer einen Weg gefunden, sie zu überwinden.“ Besonders die Phase rund um das selbstbetitelte Album war von internen Herausforderungen geprägt, verrät er: „Wir haben viele Fehler gemacht und mussten lernen, was es heißt, auch die geschäftliche Seite einer Band zu managen.“
Diese Lernprozesse führten zu einem neuen Zusammenhalt und mündeten in einem kreativen Neustart mit „Cold Like War“. Der schmerzhafteste Einschnitt war jedoch der Verlust von Kyle: „Weiterzumachen war nicht einfach, aber es hat uns gezeigt, dass es nicht nur um Musik geht, sondern um unser Leben“, sagt der Frontmann. Die Musik wurde zum Mittel der Verarbeitung: „Es ist unsere Art, Kyles Geist am Leben zu erhalten.“ Aus dieser Haltung entstand „Darkbloom“ als ein Album, das Trauer in kreative Kraft verwandelte und die Band neu definierte. Jeder dieser Momente – ob Triumph oder Tragödie – hat die Art und Weise geprägt, wie WE CAME AS ROMANS heute auftreten und mit ihren Fans interagieren: „Sie erinnern uns daran, warum wir überhaupt damit angefangen haben und warum wir heute noch hier sind“, betont Dave. Der Wunsch, etwas Sinnvolles und Bleibendes zu schaffen, war der Ausgangspunkt für „All Is Beautiful…Because We’re Doomed“, das sich als Ausdruck von Stärke, Verletzlichkeit und der unerschütterlichen Verbindung zu ihren Zuhörern zeigt.
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