Dieses Mal präsentieren THE ACACIA STRAIN ein klassisches Album-Format – eine willkommene Rückkehr zur kompakten Wucht, nachdem die Band zuletzt mit der Doppelveröffentlichung „Step Into The Light“ und „Failure Will Follow“ experimentierte. Die Freude über das neue Werk ist dennoch ungebrochen, denn „You Are Safe From God Here“ zeigt das Quintett aus Connecticut um Frontmann Vincent Bennett in konzentrierter Form: kompromisslos, pointiert und mit der gewohnten Intensität. Obwohl das Album auf den ersten Blick als „typisch“ für THE ACACIA STRAIN gelten könnte, ist diese Einordnung nur bedingt zutreffend – denn was bei dieser Band als typisch gilt, ist gerade ihre Unberechenbarkeit. Doppeldeutigkeiten, zynische Vehemenz und ein schwarzhumoriger Unterhaltungswert gehören ebenso zum Selbstverständnis wie der rohe, zerstörerische Sound zwischen Deathcore, Beatdown und Sludge. Die Texte sind düster, nihilistisch und oft apokalyptisch, doch hinter der brachialen Fassade steckt ein durchdachtes Konzept, das sich nicht in bloßer Aggression erschöpft. „You Are Safe From God Here“ ist ein Album, das sich mit existenziellen Fragen auseinandersetzt – mit Macht, Glauben, Verzweiflung und der Illusion von Sicherheit. Der Titel selbst ist eine Provokation, die sich gegen religiöse Heilsversprechen und moralische Gewissheiten richtet. Die Musik dazu ist ebenso kompromisslos wie vielschichtig: schwere Riffs, zermalmende Breakdowns und eine Produktion, die den Sound in seiner ganzen Härte und Klarheit einfängt. Vincent Bennett bleibt dabei das Zentrum der Band – seine Stimme ist nicht nur Ausdruck von Wut, sondern auch von Kontrolle und Kalkül. Er führt durch die Songs wie ein Erzähler, der die Hörer durch eine Welt aus Chaos und Zynismus begleitet. Die Band spielt dabei mit Erwartungshaltungen, bricht Strukturen auf und setzt gezielt Akzente, die über das Genre hinausweisen. Mit „You Are Safe From God Here“ beweisen THE ACACIA STRAIN einmal mehr, dass sie zu den wenigen Bands gehören, die es verstehen, extreme Musik mit konzeptioneller Tiefe und subversivem Witz zu verbinden. Es ist ein Album, das verstört, fasziniert und unterhält – und das in seiner Verdichtung genau die richtige Dosis Wahnsinn liefert.
(Rise)