GOOD NEIGHBOURS

Mit ehrlichen Songs zwischen Indie-Pop und Folk-Rock beweist das Londoner Duo GOOD NEIGHBOURS, dass Authentizität noch immer Herzen erobert. Ihre Debüt-Single Home wurde über Nacht zum viralen Hit – ein Start, wie ihn sich viele wünschen, aber nur wenige erleben. Jetzt legen Oli Fox und Scott Verrill mit ihrem ersten Album Blue Sky Mentality nach und zeigen, dass sie mehr sind als ein One-Hit-Wonder.

Im Rückblick ging für das britische Zweiergespann alles sehr schnell. Kaum gegründet, waren sie in aller Munde, haben sich aber nicht von ihrem Weg abbringen lassen: „Als wir diesen Moment eines viralen Hits erlebt haben, haben wir alles darangesetzt, uns davon nicht zu sehr beeindrucken und mitreißen zu lassen“, erzählen Oli und Scott. „Natürlich ist ein viraler Hit toll – zumal dann, wenn es so früh in deiner Bandkarriere geschieht und diese massiv anschiebt. Unsere zweite Single haben wir dann aber ganz bewusst sehr schnell danach veröffentlicht, um nicht sofort und ausschließlich auf dieses eine Stück reduziert zu werden. Wir müssen aber schon so ehrlich sein, zu sagen, dass es für uns ein wahr gewordener Traum war.“ Druck, einer hohen Erwartungshaltung gerecht werden zu müssen, haben GOOD NEIGHBOURS anschließend nicht empfunden: „Home war ungefähr der siebte Song, den wir geschrieben haben“, ordnen die Musiker ein. „Wir hatten demnach sechs weitere Stücke, von denen wir ehrlicherweise dachten, dass sie noch deutlich stärker als Home sind. Dass die Leute dieses Stück so wohlwollend und überschwänglich aufgenommen und gefeiert haben, ist toll, denn vielleicht wäre es sonst für das Album hinten heruntergefallen. Es ist ein schöner Zufall, denn wir hätten niemals erwartet, dass er so abgeht. Aus dieser Einschätzung resultiert unser Selbstvertrauen, dass wir es noch sehr weit bringen können. Denn unsere übrigen Stücke sind ja noch stärker.“

Mit Blick auf das eigene Debüt heben Oli und Scott zwei Stücke hervor: „The Buzz und Wonderful Life sind für uns die beiden Stücke, die insbesondere herausstellen, wer und was GOOD NEIGHBOURS sind und darstellen sollen. Doch auch daneben bietet Blue Sky Mentality viel Substanz und Optimismus, der in diesen schweren Zeiten jedem Hörer helfen sollte.“ Ein eigenes Album zu haben, ist etwas, auf das die britische Gruppe lange hingearbeitet hat und das ihr viel bedeutet: „Wir stimmen nicht damit überein, dass die Leute nur Teile von Songs oder maximal Singles hören wollen“, äußert das Duo. „Dieser schnelllebige TikTok-Trend hat sich in unseren Augen schon wieder relativiert. Alben bieten die Möglichkeit, seinen Singles Kontext zu geben. Unsere Konzerte spannen sich zumeist über rund eine Stunde. Aktuell kennen die Leute noch nicht das gesamte Material, sind aber wohl interessiert und begierig, auch die übrigen Stücke zu entdecken. Die Vorfreude auf Fanseite gibt es auch heute noch. Und sie ist berechtigt, denn die aus unserer Sicht stärksten Songs kennen die Leute noch gar nicht.“

Das Material von Blue Sky Mentality bietet viel Raum für Identifikation, kommt eingängig und hinterlässt einen smarten, nicht überdachten Eindruck: „Seit dem Erscheinen von Home waren wir permanent unterwegs und hatten de facto gar keine Zeit, die Sachen zu sehr zu durchdenken“, erwidern Oli und Scott. „Ohne das weiter zu vertiefen: Unser Kalender war gut gefüllt und anspruchsvoll. Auch deshalb klingt das Debüt jetzt so zielgerichtet. Wir haben unseren Ansatz auf seinen Kern heruntergebrochen – musikalisch und textlich. Und was die Produktion anbelangt, haben wir nichts übertrieben, sondern schlicht den Vibe des Zeitpunkts eingefangen, als das jeweilige Stück entstanden ist.“ Der mitschwingende Live-Charakter ist eine direkte Folge davon: „Anfangs ist es noch nicht so ausgeprägt gewesen, aber inzwischen passiert das sehr bewusst“, bestätigen die Londoner. „Heute sind wir uns dessen bewusst, was wir live spielen können und was gut ankommt. Das bestimmt die Art und Weise, wie wir unser Songwriting angehen.“

Angesichts der großen Hallen und Arenen, in denen GOOD NEIGHBOURS auftreten, ist dies von Vorteil: „Vor dem Erscheinen von Home hatten wir gerade einmal zwei kleinere Shows gespielt – dann brach auch schon der Hype los“, erinnern sich die Musiker. „Innerhalb von ein, zwei Monaten spielten wir plötzlich vor riesigen Crowds, doch das hat sich zum Glück entwickelt. Zunächst hatten wir einige Support-Touren, bevor es auf die richtig großen Bühnen ging. Das hat uns aber nicht geängstigt. Wenn man eine gute Live-Show hat und von Freunden umgeben ist, fühlt sich auch das natürlich an. Die Größe des Veranstaltungsortes an sich ändert nichts an der Qualität deiner Show. Vor enorm vielen Leuten zu spielen, ist sogar einfacher, weil man den einzelnen Zuschauer gar nicht mehr wahrnimmt. Ab einer gewissen Größe geht das schlicht nicht mehr, selbst wenn man es will.“

Das Zweiergespann wird allerorten mit offenen Armen empfangen: „Viele Leute freuen sich darüber, dass es endlich wieder eine Band aus dem UK gibt und nicht nur einen weiteren Solo-Künstler“, erzählen Oli und Scott. „Dazu kommt, dass optimistischer und fröhlicher Indie sonst gemeinhin aus den USA oder Australien stammt, jedoch nicht aus dem UK. Wenn das die Flagge ist, die wir tragen sollen, tun wir das gerne.“ Nicht bloß der Titel des Debüts drückt eine positive Einstellung zum Leben aus: „Wir entstammen einem musikalischen Umfeld, in dem Gefühle in den letzten Jahren gemeinhin introvertiert und melancholisch ausgelebt und vorgetragen wurden. Unser Ansatz ist es hingegen, das Positive in uns und im Leben zu suchen, zu finden und zu benennen. Das ist etwas, was uns abhebt und auszeichnet. Unser Motto war von jeher, einen blauen Himmel über jedes Problem zu legen. Wenn man anerkennt, dass man nur ein Leben hat, relativiert das vieles. Deshalb heißt unser Debüt Blue Sky Mentality. Mit dieser Einstellung klappt alles.“

Interessant ist dabei, zu welchem Act die Gruppe Parallelen zieht: „Als Teenager haben uns COLDPLAY stark beeinflusst – auch deshalb, weil sie von vielen Leuten gehasst wurden. Dennoch sind sie positiv gestimmt geblieben und haben ihr Ding durchgezogen. In einer Zeit und Szene, die von ganz anders klingenden Bands bestimmt war, ist das eine inspirierende Leistung. Eine Verbindung zu GOOD NEIGHBOURS erkenne ich darin, dass wir ebenfalls ehrlich und aufrichtig sind und das tun, was wir tun wollen. Und auch wir sind eine Band, die nicht so recht in das gängige Schema passt und wie nichts anderes klingt, was aktuell aus London kommt.“ Als Duo sind sich Oli und Scott dabei genug: „Zu zweit kann es schwerer sein, als wenn man ein Alleinkämpfer wäre. Gleichzeitig ist es aber ungleich einfacher verglichen mit einer Band von fünf Leuten. Die Entscheidungsfindung geht offensichtlich schneller – gerade, was das Songwriting anbelangt. Oftmals sind wir sehr schnell bei einer Ja-oder-Nein-Frage, und dann geht es abhängig von der Antwort direkt weiter. Bei mehreren Leuten würde all das viel länger brauchen. Dazu kommt, dass man die Vision zu zweit viel klarer abstecken kann. Weniger ist in unserem Fall mehr, denn wir beide haben dieselbe Vorstellung davon, was wir wollen und wohin es mit GOOD NEIGHBOURS gehen soll.“

Good Neighbours | Official Site

Photo credit: Universal Music