Die schwedische Band ADEPT zählt seit den frühen 2000er Jahren zu den stilprägenden Kräften der europäischen MetalCore-Szene. Mit Alben wie „Another Year Of Disaster“ und „Death Dealers“ formten sie den Sound einer Generation und beeinflussten zahllose nachfolgende Acts. Nach einer
längeren kreativen Pause melden sich die Musiker aus Trosa nun mit „Blood Covenant“ zurück – einem Album, das ihre musikalische DNA bewahrt und zugleich Neuland betritt.
Nach dem Grund für die längere Phase der Stille befragt, äußert Frontmann Robert Ljung: „Als Covid-19 2020 die Welt traf, wurde das Leben für alle auf den Kopf gestellt – auch für uns. Die Distanz zur Musik fühlte sich zunächst wie eine Erleichterung an. Wir hatten Zeit für Familie, Freunde und andere Karrieren. Doch irgendwann wurde uns klar, dass wir nicht auf unsere eigene Weise abschließen konnten. Die ersten Proben, die Freude, sich wiederzusehen – all das hat uns gezeigt, wie sehr wir das vermisst hatten. Also begannen wir, neue Songs zu schreiben und planten Comeback-Shows. Es war überwältigend.“ Musikalisch knüpft „Blood Covenant“ an die Wurzeln der Band an, ohne sich in Nostalgie zu verlieren. Robert betont: „Es ist eine Fortsetzung unseres Sounds. ADEPT stehen für energiegeladene, Gitarren-lastige Songs mit melodischen Steigerungen und gesprochenen Texten. Wir haben unser Songwriting weiterentwickelt, aber nicht neu erfunden.“ Thematisch kreist die Platte um persönliche Kämpfe, Narben und den Wunsch nach Authentizität. Diese Ideen sind dem Frontmann zufolge nicht neu, sondern tief in der Band
verankert: „Diese Emotionen sind immer da. Es ist therapeutisch, meine Gedanken in Musik zu verwandeln. Für „Blood Covenant“ wollte ich den Umgang mit Verlust, Kindheit und dem Gefühl, dass die Zeit abläuft, einfangen. Die Mischung aus emotionalen Texten, schweren Riffs und eingängigen Parts passt einfach.“
Besonders Songs wie ,Heaven‘, ,You‘ und ,Time Is A Destroyer‘ tragen eine sehr persönliche Handschrift. Doch Robert sieht darin mehr als nur Selbstreflexion: „Ich habe das Glück, mich durch Musik ausdrücken zu können und andere daran teilhaben zu lassen. Die Rückmeldungen von Fans, wie sehr unsere Songs ihnen geholfen haben, bedeuten mir viel. Denn sie haben auch mir geholfen. Dafür bin ich unendlich dankbar.“ Der Album-Titel trägt ebenfalls starke emotionale und visuelle Implikationen. Für den Sänger ist er mehr als nur ein Name: „Viele unserer Songs handeln von verlorener Liebe und davon, etwas oder jemanden loszulassen, von dem man nie gedacht hätte, dass man ihn loslassen würde. Manchmal ist es kein Loslassen, wenn es nichts mehr gibt, an dem man festhalten kann. „Blood Covenant“ ist ein Pakt, ein Versprechen. Wir sollten diesen nicht brechen.“ Klanglich wagen die Schweden neue Schritte: Industrial-Texturen und cineastische Tiefe bereichern den Sound. Diese Experimente sind dem Musiker zufolge ein bewusster Schritt: „Sie helfen uns, einen kohärenteren Klang zu schaffen. Das Album fließt als Ganzes und funktioniert besonders gut live. Uns inspiriert der Mut, Dinge auszuprobieren, die nicht traditionell ADEPT sind und sie zu etwas Größerem zu machen.“ Die lange Pause vor der neuen Veröffentlichung hat den kreativen Prozess verändert: „Wir geben den Songs jetzt mehr Raum – mit Intros, die Vorfreude wecken, und einem natürlichen Fluss. Die Auszeit hat uns erlaubt, Sound, Storytelling und Struktur neu zu erforschen. Dabei erweitern wir
unsere Grenzen mit Chören oder elektronischen Texturen, ohne unsere Inspiration aus den Augen zu verlieren.“ Rückblickend auf ihren Einfluss auf die Core-Szene zeigt sich Robert ebenso reflektiert:
„Wir waren eine der ersten Post-Hardcore-/MetalCore-Bands in Europa, die Aufmerksamkeit erregt haben, haben der Szene Energie und Rohheit verliehen und einen Sound geschaffen, den man wiedererkennt: Gitarren-Hooks, gesprochene Texte, Steigerungen.“ Doch wie sieht er die heutige Szene? Der Sänger beobachtet sie mit gemischten Gefühlen: „Das Talent ist unglaublich, die Produktionen sind wahnsinnig. Aber ich vermisse die punkige Rohheit von früher – schnelle Gitarren, Skate-Punk-Drums, Mitsing-Refrains. Heute ist vieles zu glatt. Ich wünsche mir mehr von dieser Schärfe zurück, aber das ist meine persönliche Sicht. Wir könnten mit dem Sound der heutigen Bands gar nicht mithalten. Dafür haben wir nicht das Talent, haha.“ Trotzdem erkennt Robert spannende Entwicklungen: „Bands wie Bad Omens und Sleep Token treiben die Szene voran und ziehen neue Fans an. Und Bring Me The Horizon sind immer zwei Schritte voraus und schaffen den nächsten Wow-Faktor. Sie sind wahnsinnig innovativ.“ Mit Blick auf die bevorstehende 20-jährige Jubiläums-Tour stellt sich die Frage, ob sich die Reise für ADEPT damit abschließt oder gerade erst beginnt. Der Frontmann bleibt vorsichtig optimistisch: „Ich bezweifle, dass wir eine 30-jährige Jubiläums-Tournee feiern werden, aber wir werden auf jeden Fall weiterhin Tourneen spielen und Musik machen – nur in welchem Umfang, das wissen wir noch nicht.“
