A KILLER’S CONFESSION

Mit „Victim 2“ präsentiert A KILLER’S CONFESSION das fünfte Studio-Album und zugleich das Herzstück einer konzeptuell angelegten Trilogie, die sich um einen Serienmörder dreht – diesmal mit dem Fokus auf Selbstjustiz und moralische Vergeltung. Frontmann Waylon Reavis, ex-Mushroomhead, setzt sich darin intensiv mit Themen wie Schuld, Gerechtigkeit und der Verantwortung des Einzelnen auseinander. Alternative Rock, NuMetal und Industrial treffen auf moderne Einflüsse aus EDM, Trap und Pop. Das Ergebnis ist ein düsteres, druckvolles und zugleich überraschend eingängiges Album, das musikalisch wie erzählerisch Grenzen auslotet. Inspiriert vom psychologischen Horrorfilm „Frailty“ und ergänzt durch eine eindringliche Cover-Version von Nirvana’s ,Heart-Shaped Box‘, gelingt A KILLER’S CONFESSION ein Werk, das mehr will als nur unterhalten und genau deshalb herausfordert.

Waylon Reavis öffnet auf „Victim 2“ erneut die Tür zu einer verstörenden, aber tiefgründigen Welt. Die Geschichte, die sich über die drei Alben entfaltet, ist keine bloße Erzählung über Gewalt – sie ist ein psychologisches Porträt eines Mannes, der durch ein versagendes System in den Abgrund gedrängt wurde: „Alles begann als Konzept-Album für einen Serienmörder, aber ich hatte das Gefühl, dass ich damit kreativ nicht wirklich weit kommen würde“, sagt der Frontmann. „Also habe ich mir diese Figur ausgedacht, die eher ein Selbstjustizler ist, der durch ein System, dessen Versagen er immer wieder miterleben musste, psychisch gebrochen wurde. In „Victim 1“ habe ich mich vor allem mit seiner psychischen Seite beschäftigt und gezeigt, dass er eine gespaltene Persönlichkeit hat. In vielen Songs scheint es, als würde er mit seiner dunklen Seite sprechen. In „Victim 2“ hat er nun seine Persönlichkeiten verschmolzen und seinen Weg akzeptiert.“ Diese Entwicklung ist nicht nur musikalisch, sondern auch erzählerisch ein Schritt in die Tiefe. Die moralische Abrechnung, die der Protagonist durchlebt, war für Reavis von Anfang an ein zentraler Bestandteil der Geschichte:

„Mir wurde immer beigebracht, dass „zwei Unrechte kein Recht ergeben“, also wollte ich diesen Gedanken in den Texten umsetzen. Ich wollte diese Figur in eine extreme Situation bringen, in der sie moralisch das Richtige tut, aber in Wirklichkeit schreckliche Taten begeht. Wie würde sich das bei einem normalen Menschen auswirken? Würde er eine Gewissenskrise haben? Würde er sich dem Tag stellen können? Würde er sich der Justiz stellen? In „Victim 2“ habe ich das Gefühl, dass unsere Figur diesen Punkt erreicht hat, weil er tief im Inneren ein guter Mensch ist, der sehr schreckliche Dinge erlebt hat und beschlossen hat, auf die schlimmste Weise zu handeln.“ Die Spannung zwischen Absicht und Konsequenz zieht sich wie ein roter Faden durch die Texte. Reavis geht dabei mit großer Sorgfalt vor, um die psychologische Komplexität seiner Figur zu vermitteln: „Ich versuche, mich an die Realität zu halten und mir vorzustellen, was passieren würde, wenn das wirklich passieren würde. Mein Ziel war es, den Zuhörer in die Gedankenwelt des Mörders zu versetzen, weil ich möchte, dass man fühlt, was er fühlt. Auf diese Art und Weise will ich erreichen, dass man versteht, was er denkt. Ich hinterlasse genug Hinweise, damit die Leute verstehen, dass er das nicht tut, weil er böse ist. Er tut es, weil er das Gefühl hat, dass niemand anderes es tun wird. Das Schreiben dieser Songs ist das Schwierigste, was ich je gemacht habe. Es ist nicht einfach, solche Botschaften zu vermitteln, weil man so leicht in die Falle tappt, nur über Blut und Horror zu schreiben, und das war nicht meine Absicht. Ich wollte, dass es eher psychologisch ist und weniger grafisch.“

Auch musikalisch geht die Band neue Wege. Die Kombination aus elektronischen Texturen und harten Metal-Riffs ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines klaren künstlerischen Anspruchs: „Ich liebe es, wie hypnotisch sich die Musik anfühlt. Das verdanken wir Dusty Boles, der genau versteht, wo wir musikalisch hinwollen. Wir sind stets darauf aus, einen Sound zu kreieren, der ganz und gar A KILLER’S CONFESSION ist. Wenn wir etwas schreiben, wollen wir, dass man sofort erkennt, dass es sich um A KILLER’S CONFESSION handelt. Wir verbringen nicht wirklich Zeit damit, andere Sachen zu hören und zu versuchen, sie nachzumachen. Unser Fokus ist es, einen Sound zu kreieren, der nur uns gehört. Was mich am meisten begeistert, ist die Tatsache, dass ich weiß, dass wir nicht wie irgendjemand sonst klingen. Wir versuchen nicht, etwas anderes zu sein als A KILLER’S CONFESSION.“ Ein überraschender Moment auf dem Album ist die Cover-Version von Nirvana’s ,Heart-Shaped Box‘. Reavis beschreibt, wie dieser Song eine zentrale Rolle in der inneren Welt des Protagonisten spielt: „Ich war schon immer ein Nirvana-Fan, und wir haben darüber gesprochen, dass wir ein Cover machen sollten, also habe ich mich hingesetzt und darüber nachgedacht. Der Titel ‚Heart Shaped Box‘ hat mich einfach angesprochen, denn ich habe den Song schon immer geliebt. Dann habe ich mir überlegt, was wäre, wenn das der Song wäre, der im Kopf des Mörders spielt? Was wäre, wenn das der Song wäre, der ihn zurück in die Realität holt und ihm klar macht, dass das, was er tut, falsch ist? Also habe ich einen Versuch gewagt und es einfach probiert.“

Visuell setzt die Band ebenfalls starke Akzente. Die Masken, die sie tragen, sind dabei mehr als nur Bühnenrequisiten – sie sind Ausdruck der inneren Zerrissenheit des Protagonisten: „Die Maske steht für die Dunkelheit, und nur wenige bekommen die wahre Person dahinter zu sehen. Mit jedem Album wird sie dunkler und weniger menschlich. Sie ist ein Symbol für die Krankheit, die in dem Mörder gewachsen ist.“ Trotz der Inszenierung bleibt Reavis als Künstler authentisch. Er hat seine Performance nicht verändert, sondern lediglich die Themen, über die er singt: „Ich musste meine Performance nicht ändern, um mich diesem Charakter anzupassen. Ich nutze meine Stimme, um die Geschichte zu erzählen und hatte schon immer verschiedene Stimmen. Jetzt nutze ich sie einfach für unterschiedliche Emotionen. In gewisser Weise habe ich einen Weg gefunden, meine Stimme wirklich einzusetzen, sodass alles Sinn ergibt. Man sollte seine Stimme nicht einfach ohne Grund einsetzen, nur um sie zu benutzen. Es muss einen Sinn dahinter stecken.“ Die kreative Zusammenarbeit mit Dusty Boles und Evan McKeever ist für Reavis von zentraler Bedeutung. Ihre Rolle geht weit über das Produzieren hinaus: „Ich kann Dusty und Evan gar nicht genug loben. Sie sind so talentierte Menschen und helfen mir, das Beste aus mir herauszuholen. Sie treiben mich an, an Orte zu gelangen, von denen ich nicht wusste, dass ich sie erreichen kann. Sie fordern mich jedes Mal, wenn wir wieder ins Studio gehen, dazu heraus, noch besser zu werden. Man könnte sich kein besseres Songwriting-Team wünschen. Sie wissen, was ich erreichen will, und begleiten mich auf jedem Schritt des Weges und helfen mir, Dinge auf eine Weise zu sehen, die mir vorher nicht möglich war. Ohne die beiden hätte ich diese Trilogie nicht schaffen können.“ Die Trennung zwischen Studio- und Live-Team funktioniert dabei reibungslos – dank klarer Kommunikation und hoher Professionalität: „Mein Live-Team weiß, was erwartet wird, um das, was wir im Studio geschrieben haben, umzusetzen. Ich stelle höchste Ansprüche an mein Live-Team, und sie übertreffen meine Erwartungen. Ihre Arbeit ist genauso hart wie die des Studio-Teams, denn sie haben die Aufgabe, die Musik in einer Live-Umgebung zum Leben zu erwecken.“

Besonders prägend für Reavis’ künstlerische Arbeit sind reale Erfahrungen – insbesondere seine soziale Arbeit mit Kindern und Opfern von Gewalt. Diese Begegnungen haben seine Perspektive nachhaltig verändert: „In gewisser Weise bin ich der Mann, der seinen Verstand verloren hat, weil ich gesehen habe, wie Menschen mit solch schrecklichen Taten davonkommen. Tief in meinem Inneren möchte ich Rache für diese Opfer. Diese Geschichte hilft mir, die Dinge zu verarbeiten, die ich erlebt habe. Die Arbeit mit diesen Opfern hat mich für immer verändert. Ihre Geschichten und ihre Leben sind jetzt Teil von mir. Ich trage ihren Schmerz in mir. Er wird mich nie verlassen, aber ich werde mich ausdrücken, um mit der emotionalen Last, die damit einhergeht, fertig zu werden. Manchmal passieren Dinge im Leben, die niemand jemals erleben sollte, und man denkt, dass so etwas nur in einem Horror-Film passieren kann, aber es passiert doch. Ich will auf die Situation aufmerksam machen und den Opfern, die sich allein fühlen und nicht in der Lage sind, den Kreislauf zu durchbrechen, auf jede erdenkliche Weise helfen.“ Sein soziales Engagement ist dabei keine Erweiterung seiner Kunst, sondern Ausdruck von Mitgefühl:

„Ich möchte etwas zurückgeben. Das ist keine Mission oder etwas, das mit der Musik zu tun hat. Es ist einfach Mitgefühl. Die wahre Belohnung ist es, jemandem zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen und den Weg, den wir Leben nennen, wieder selbst zu gehen. Man sollte immer versuchen, Menschen zu helfen, denen es schlechter geht als einem selbst. Man weiß nie, ob nicht manchmal die kleinste Hilfe die größte Veränderung bewirken kann.“ Mit Blick auf „Victim 3“ kündigt Reavis den Abschluss der Geschichte an – ein Finale, das die moralischen Fragen der Trilogie auf den Punkt bringen soll: „In „Victim 3“ werden wir endlich den Abschluss der Geschichte des Mörders erfahren. Wir sind diesen Weg gemeinsam mit ihm gegangen und werden ihn zu Ende bringen, indem wir herausfinden, was passiert, wenn man die Grenzen zwischen Recht und Unrecht verwischt. Wir werden sehen, dass alle Handlungen Konsequenzen haben.“

Diese letzte Etappe der Trilogie verspricht nicht nur eine narrative Auflösung, sondern auch eine emotionale und philosophische Klärung. Reavis hat seine Figur über zwei Alben hinweg aufgebaut und beleuchtet – durch innere Zerrissenheit, moralische Konflikte und psychologische Abgründe. Nun steht der Moment bevor, in dem sich alles zuspitzt: die Frage nach Gerechtigkeit, nach Verantwortung und nach Erlösung. Es ist der Punkt, an dem der Zuhörer nicht nur die Geschichte eines Mannes erlebt, sondern auch mit den eigenen Vorstellungen von Gut und Böse konfrontiert wird. Wenn jemand, der seine Arbeit nicht kennt, ihn fragen würde, worum es in der „Victim“-Trilogie wirklich geht – ohne die Gewalt zu erwähnen –, hat Reavis eine klare Antwort: „Ich würde sagen, dass es die Geschichte eines Mannes ist, der vom Weg abgekommen ist und beschlossen hat, das Gesetz in seine eigenen Hände zu nehmen. Er wurde zum Monster, obwohl er nur ein Held sein wollte.“ Alles dreht sich demnach um die Tragik eines Menschen, der scheitert, weil er glaubt, das Richtige zu tun – und dabei alles verliert.

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