ACRES

Für ihr drittes Album sind die Briten ein Risiko eingegangen und haben ihren Arbeitsprozess komplett umgestellt – fernab der Heimat in Portsmouth. Doch das Ergebnis gibt ACRES recht: „The Host“ ist eine tiefgehende, emotionale Achterbahnfahrt im MetalCore-Gewand.

Frontmann Ben Lumber hebt mit Blick auf die Platte die kreative Freiheit hervor, die sie durch die Zusammenarbeit mit Landon Tewers von THE PLOT IN YOU erlangt haben: „Wir hatten das große Glück, für dieses Album mit Landon arbeiten zu können. Jede noch so kleine Idee haben wir ausprobiert – selbst Dinge, die wir in der Vergangenheit niemals in Erwägung gezogen hätten. Seine Fähigkeiten als Songwriter und Produzent haben uns die Freiheit gegeben, kreativer zu sein als jemals zuvor. Dieses Maß an Experimentierfreude hat letztlich den Sound des Albums entscheidend geprägt.“ Einerseits bleibt der markante Stil erhalten, andererseits vollziehen ACRES eine Neuinterpretation ihres Trademark-Sounds: „Dieses Album ist das härteste, das wir je gemacht haben“, erklärt Ben. „Doch es enthält auch Songs, die stark von moderner Pop-Musik beeinflusst sind. Jeder von uns hat musikalische Vorbilder aus unterschiedlichsten Genres, und auf dieser Platte kommt dieser Facettenreichtum besonders deutlich zum Ausdruck. Gerade diese stilistische Offenheit gibt „The Host“ seine besondere Dynamik.“ Die Songs bewegen sich zwischen zugänglichen, atmosphärisch schwelgenden Passagen und intensiven, existenziellen Ausbrüchen. Der Schreibprozess war dabei radikal anders als zuvor:

„Ein entscheidender Schritt war die Entscheidung, erst in den USA mit dem Schreiben zu beginnen, anstatt schon vor der Reise fertiges Material mitzubringen“, äußert Ben. „Das gesamte Album wurde innerhalb von vier Wochen geschrieben und aufgenommen. Es war die intensivste und herausforderndste Produktionsphase, die wir je erlebt haben. Anfangs schien der Gedanke beängstigend – vier Wochen lang ohne Vorarbeit in ein anderes Land zu fliegen und dann mit einem fertigen Album zurückzukommen? Doch rückblickend war es die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Wir lieben das Ergebnis und sind unglaublich stolz darauf.“ Diese intensive Auseinandersetzung mit dem Material zeigt sich in der emotionalen Tiefe des Albums: „ACRES begann als Leidenschaftsprojekt – und daran hat sich bis heute nichts geändert“, betont Ben. „Von Anfang an war es unser Ziel, Musik zu schreiben, die beim Zuhörer eine Reaktion hervorruft, sei es emotional oder durch pure Energie. Vielleicht verändert sich mit jedem Album, wie wir Musik wahrnehmen und hören wollen, aber unsere Absicht bleibt unverändert: Wir wollen Songs schaffen, die tief gehen und nachhallen.“ Auch der kreative Prozess hat sich verändert:

„Bis vor Kurzem entstanden unsere Stücke meist zuerst als reine Instrumentals. Doch für dieses Album haben wir unseren kreativen Prozess grundlegend verändert: Unser Bassist Jack war aktiv am Songwriting beteiligt, und wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Herangehensweise neu zu gestalten. Diese Offenheit gegenüber Veränderungen ist ein wesentlicher Teil dessen, was uns als Band antreibt. Bei jeder Veröffentlichung versuchen wir, unsere Komfortzone zu verlassen. Die Absicht, Neues zu wagen, ist immer da – das Endergebnis aber nie vorherbestimmt.“ Genau wie die Musik selbst bleibt auch ihre Wirkung offen für Interpretation: „Musik ist stets subjektiv“, weiß Ben. „Nicht jeder wird unser neues Album mögen – das war uns immer bewusst. Uns ist es wichtig, uns selbst als Musiker treu zu bleiben. Es ist völlig in Ordnung, sein eigener größter Fan zu sein. Denn wenn wir die Musik, die wir machen, nicht selbst lieben, warum sollte es dann jemand anderes tun?“ Mit Blick auf „The Host“ könnte der Sänger nicht zufriedener sein:

„Für dieses Album gab es keine klar definierte Vision – und gerade deshalb ist das Ergebnis so überraschend. Es ist das Album, an dem wir am intensivsten gemeinsam gearbeitet haben. Wenn wir jetzt auf der Bühne stehen und diese Musik spielen, auf die wir alle so stolz sind, ist das ein unglaubliches Gefühl.“ Die besondere Klangästhetik des Albums trägt zur Wirkung bei: „Ich bewundere Bands, die über ihre gesamte Karriere hinweg eine bestimmte Stimmung und Emotionalität vermitteln können“, holt Ben aus. „Uns ist es extrem wichtig, dass unsere Musik ebenfalls diesen Charakter hat – und ich bin froh, wenn das so wahrgenommen wird.“

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