Die sieben Tracks von „The Host“ laufen 23 Minuten – und nach dieser intensiven Erfahrung fühlt man sich vollkommen erfüllt. Die kathartische Spielweise von ACRES sorgt dafür, dass jeder Song mit gnadenloser emotionaler Ehrlichkeit ins Mark trifft. Die Band aus Portsmouth vereint Post-Hardcore, MetalCore und Elektro-/EDM-Elemente zu einer facettenreichen Mischung, die nicht nur mit brachialer Härte aufwartet, sondern auch mit atmosphärischer Tiefe beeindruckt.
„Es ist einfach traurige, sehr ehrliche Musik“, sagt Frontmann Ben Lumber. „Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Mit dem Song ,Welcome To The Family‘ präsentieren wir ACRES auf „The Host“ aber auch von unserer härtesten Seite. Das macht ebenfalls Spaß, weil es anders ist.“ ACRES haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder weiterentwickelt und neue klangliche Wege beschritten. Doch ihre Musik bleibt dabei authentisch und tiefgründig. „Es geht absolut um Selbstverwirklichung“, bestätigt Ben. „Das ist unsere Kunst, und wir lieben es, dass die Leute sie mögen. ACRES ist mittlerweile eine sehr vielseitige Band geworden, weshalb unsere Musik nicht immer das ist, was die Leute erwarten – je nachdem, welche Ära von uns man hört.“
Anders formuliert: Bei diesem Quartett ist stets mit dem Unerwarteten zu rechnen. „Es ist toll zu sehen, dass die Leute das mitmachen und die Band „Buzz“ hat, wie manche sagen“, freut sich Ben. „Wir sind ohne Zweifel eine der fleißigsten Gruppen und das schon seit Jahren. Alle Ziele, die wir uns gesteckt hatten – als Band touren, durch die USA reisen, ein Album in Amerika aufnehmen – sind inzwischen erreicht. Doch nichts hat sich geändert, wir lieben es immer noch genauso wie am ersten Tag, unsere Musik zu machen.“ Diese Leidenschaft spiegelt sich auch in ihrer Arbeitsweise wider. „Wir sind ohne Demos ins Studio gegangen und haben am Ende 14 Songs geschrieben“, erzählt Ben über die Entstehung von „The Host“. „Das war eine bewusste Entscheidung, um unsere Kreativität zu pushen und sicherzustellen, dass dieses Album nicht einfach klingt als unser letztes.“
Die Produktion des Albums in Michigan mit Landon Tewers (The Plot In You) war für die Band ein völlig neuer Ansatz. „Dieses Mal ging es vor allem darum, zu experimentieren“, bestätigt Ben. „Wir haben noch nie Musik oder ein ganzes Album so geschrieben wie dieses Mal – und das war sehr aufregend. Derzeit gibt es für uns keine Grenzen, denn ich habe immer noch nicht das Gefühl, meine besten Songs geschrieben zu haben.“ Dieses freie Songwriting bringt eine unverfälschte Energie mit sich, die sich in der Musik widerspiegelt. „Wir gehen nicht mit einer vorgefertigten Vorstellung an das Schreiben heran, sondern lassen uns überraschen, wohin die Reise geht. Mal sehen, was beim nächsten Mal entsteht.“ Trotz der experimentellen Herangehensweise klingt „The Host“ keineswegs zufällig oder fragmentarisch. Vielmehr präsentiert sich ein kraftvolles, intensiv aufwühlendes Album mit einer klaren emotionalen Botschaft. „Wer liebt nicht eingängige Songs?“, fragt Ben. „Eingängig ist einprägsam. Ich möchte nicht, dass die Leute unsere Songs hören und sie dann gleich wieder vergessen, sondern dass sie ihnen im Kopf bleiben und sie immer wieder hören wollen.“ ACRES kombinieren eine rohe Intensität mit großen Refrains und melodischer Tiefgründigkeit – und genau diese Mischung macht ihre Songs so kraftvoll und bewegend.
„Die Band entstand aus purer Leidenschaft – und daran hat sich bis heute nichts geändert“, stellt Ben klar. „Unser Ziel war es stets, Musik zu schaffen, die beim Hörer Emotionen weckt. Mit jedem Album verändert sich vielleicht unsere eigene Perspektive darauf, wie wir Musik erleben möchten, doch unsere grundlegende Intention bleibt unverändert.“ Für die Band selbst ist die musikalische Reise genauso bedeutsam wie für die Hörer. „Ich liebe es, wenn Bands eine bestimmte Stimmung und ein bestimmtes Gefühl in einem Album oder in ihrer gesamten Karriere vermitteln, und bin froh, dass das bei uns so herüberkommt“, sagt Ben. „Es gibt aber keine feste Vision, daher bleibt das Ergebnis immer überraschend.“ Diese Unberechenbarkeit ist für ACRES ein wesentlicher Bestandteil ihres kreativen Schaffens. „Dies ist das Album, bei dem wir am meisten zusammengearbeitet haben, und es ist ein unglaubliches Gefühl, auf der Bühne zu stehen und Musik zu spielen, auf die wir alle stolz sein können.“
Dass sich nicht jeder Fan mit den Veränderungen anfreunden kann, bereitet dem Sänger keine Sorgen. „Musik ist subjektiv – nicht jeder wird immer alles mögen. Aber für mich ist es auch vollkommen in Ordnung, mein eigener größter Fan zu sein. Wenn man die Musik, die man macht, nicht liebt, warum sollte dann jemand anderes sie lieben?“ Mit „The Host“ nehmen ACRES ihre Hörer auf eine intensive emotionale Reise – auch in ihren Texten. „Wir schreiben stets Texte, die nachvollziehbar sind, aber manchmal dennoch mehrdeutig ausfallen“, so Ben. „Ich möchte meine Geschichten erzählen, aber den Zuhörern auch die Möglichkeit lassen, das aus dem Song mitzunehmen, was sie darin für sich entdecken.“