ANTHIA – Gaslighter

Es passt, dass Kreativkopf Herman Rigmant in den letzten Jahren unter anderem als Theater-Komponist gearbeitet hat, doch dazu später mehr. Bis 2002 ist der Gitarrist Mitglied der lettischen Tech-Deather Neglected Fields gewesen und hat im Anschluss daran bei Vic Anselmo mitgemischt. Ende 2019 hat der Multi-Instrumentalist ANTHIA aus der Taufe gehoben, die nun Veröffentlichungsreife erreicht haben. Mit „Gaslighter“ erscheint ein Debüt, bei dem vor allem die clevere Kombination aus Technik und Storytelling auffällt. Die zehn Songs besitzen allesamt starke Sound-Bilder und weisen einen Hang zu Theatralik auf. Im Letztgenannten scheint sich die Theater-Arbeit von Herman Rigmant widerzuspiegeln. Das Material profitiert davon ungemein, denn so entsteht ein einordnender Kontext und verbindender Wirkungsrahmen. Vielen vorwärts gerichteten, experimentellen und fordernden Tech-Death-Platten mangelt es daran. Nicht so „Gaslighter“. ANTHIA gönnen sich zusätzlich einige augenzwinkernde Mitnahmeeffekte, die das von Haus aus komplexe Songwriting weiter auflockern. Die Melodie-Arbeit muss ebenfalls hervorgehoben werden. Der Umgang mit dem verfrickelten, verspielten Album ist grundsätzlich kein Selbstläufer, doch die Krefelder tun ihr Möglichstes, um Zugang zu ermöglichen und im übergeordneten Wirkungszusammenhang nachvollziehbar zu bleiben. Das gelingt. Herman Rigmant zeichnet auch für die Synthesizer und das Programming verantwortlich, die die Dichte aller Tracks zusätzlich steigern und dem Debüt zu einem insgesamt warmen Gesamteindruck verhelfen. ANTHIA repräsentieren aber vor allem fordernden, abgefahrenen Prog-Tech-Death, der auf „Gaslighter“ richtig spannend und songdienlich in Szene gesetzt ist.

(Eigenrelease/anthia.bandcamp.com)