AUTOMATISM – Sörmland

„Sörmland“ markiert das Ende einer fünfjährigen Veröffentlichungspause. Der Nachfolger des 2018 erschienenen Albums „Immersion“ hat so lange auf sich warten lassen. Doch Zeit ist für die vier Musiker aus Stockholm ohnehin ein relativer Begriff. Ihre Musik folgt keinem äußeren Takt, keinem Trend, keiner Erwartung. Stattdessen entsteht sie in einem Raum jenseits von Eile und Konvention, getragen von einem tiefen Vertrauen in den eigenen künstlerischen Prozess. Wer sich auf die Songs von AUTOMATISM einlässt, spürt schnell, dass hier nichts forciert ist. Die Band lässt sich nicht treiben, sondern geht in ihrem eigenen Rhythmus vor – intuitiv, gelassen und mit einem ausgeprägten Gespür für Atmosphäre. Der gesanglose Rock, den AUTOMATISM kultivieren, ist ein offenes Feld voller Einflüsse und Assoziationen. Psychedelic-, Space- und Krautrock bilden dabei die offensichtlichsten Eckpfeiler, doch das Klangbild ist weit komplexer. Jazz-artige Elemente, Ambient-Flächen und Post-Rock-Akzente durchziehen das Album und verleihen ihm eine vielschichtige, gerne auch cineastische Tiefe. „Sörmland“ ist kein dabei Album, das sich sofort erschließt. Es lebt von der Wiederholung, vom Hineinhören, vom Entdecken subtiler Details. Je nach musikalischer Sozialisation und persönlichem Zugang eröffnen sich unterschiedliche Perspektiven: Manche Hörer werden die hypnotischen Grooves und Krautrock-artigen Strukturen in den Vordergrund stellen, andere die schwebenden Klangtexturen und die meditative Ruhe, die das Werk durchzieht. Doch unabhängig davon, wie man sich AUTOMATISM nähert: die Wertschätzung für das präzise und zugleich feingliedrige Instrumental-Spiel stellt sich schnell ein. Besonders eindrucksvoll ist die eigene Interpretation von ,Laura Palmer’s Theme‘, bekannt aus der TV-Serie „Twin Peaks“. Mit dieser Version zollt die Band nicht nur David Lynch und Komponist Angelo Badalamenti Tribut, sondern zeigt auch, wie stark sie sich für Klangbilder interessiert, die mit minimalem Input maximale emotionale Wirkung erzielen. Es ist ein Stück, das exemplarisch für die Ästhetik von AUTOMATISM steht: zurückhaltend, aber eindringlich; reduziert, aber voller Tiefe. Die Stockholmer laden dazu ein, sich Zeit zu nehmen – nicht nur für ihr Album, sondern für das Hören an sich.

(Tonzonen)