Was für ein Debüt! „Highly Irresponsible“ ist ein einziger Quell der Freude, weil es so unberechenbar und wahnwitzig genial angelegt ist. Der Sound von BETTER LOVERS ist dabei so skurril wie der Bandname. Das Allstar-Quintett mit Mitgliedern von Every Time I Die, Fit For An Autopsy und The Dillinger Escape Plan hält den hohen Erwartungen nicht nur stand, sondern übertrifft sie um Längen.
as erste Album der Gruppe ist als äußerst selbstbewusst zu umreißen: „Wenn du das sagst, wollen wir dem nicht widersprechen“, entgegnet Gitarrist Will Putney (auch Fit For An Autopsy), der die Platte produziert hat. „Wir mögen, was wir tun und machen die Musik, die uns anspricht. Glücklicherweise haben wir das kollektive Bewusstsein, diesem Prozess zu vertrauen. Es hat keinen Sinn, es anders anzugehen.“ Das Quintett setzt primär auf Mathrock, Chaoscore, Hardcore-Punk und Heavy-Rock, ohne sich einzuschränken: „Es ist schwierig, dieses Album auf einen bestimmten Song zu reduzieren, denn es beinhaltet viele Stile und Ansätze“, weiß auch Will. „Suchst du einen mitreißenden Thrash-Song? Eine Power-Ballade? Ein Kampf-Riff? Math oder Chaos? Das Beste an dieser Gruppe ist ihre stilistische Bandbreite, die wir alle einbringen, um diese kreativen Wendungen zu nehmen. Wenn ich mich für ein Referenz-Stück entscheiden müsste, dann ist in ,Future Myopia‘ viel Abwechslung enthalten. Das gibt einen guten Vorgeschmack.“
Der Gitarrist ist mit „Highly Irresponsible“ vollends zufrieden: „Um dieses Album fertigzustellen, haben wir viel Energie aufgewendet“, sagt Will. „Dennoch machen wir uns kaum Gedanken über Erwartungen und Reaktionen, denn wir sind aus einem bestimmten Grund hier: Um genau dieses Album und diesen Moment zu schaffen. Für uns fühlt es sich schon jetzt besonders und erfüllend an. Es wäre ein schönes Plus, wenn die Zuhörer es ebenfalls mögen und verstehen, wo wir als Musiker stehen.“ Fertig sind BETTER LOVERS aber noch lange nicht: „Es ist das Bestreben der Gruppe, ihre eigene Identität zu finden und als einzigartiges Ganzes zu existieren“, verrät der Gitarrist. „Wir alle haben ein Leben lang in dieser Welt verbracht. Diese Musik ist eine natürliche Weiterentwicklung des Outputs, der aus unseren Erfahrungen zusammengestellt wurde.“ Es geht aber nicht darum, einer schweren Ästhetik gerecht zu werden:
„„Heavy“ war für mich schon immer ein subjektiver Begriff“, überlegt Will. „Natürlich gibt es bestimmte Bands, die im klassischen Sinne „heavy“ sind, aber ich denke, dass sich emotionale Schwere und Stimmung auf unterschiedliche Weise übertragen lassen. Die Dynamik, die in Bands wie Converge und The Armed oder sogar Nothing und Soul Blind zum Tragen kommt, trägt Intensität in einer anderen Form, die wir alle mögen.“ Dass es BETTER LOVERS um den Spaß an der Freude geht, bestätigt Jordan Buckley (ex-Every Time I Die): „Es ist uns egal, wo wir reinpassen, denn das ist ein Denken von außen nach innen“, sagt der Gitarrist. „Das bedeutet, dass man sich von seiner Umgebung die Handlungen diktieren lässt. Wir sind das Gegenteil davon und erhalten unsere Ideen, indem wir nach innen schauen und originelle Gedanken mit unserer Umgebung teilen. Das wird die Menschen anziehen, die es anziehen soll. Je mehr, desto besser. Aber Labels schränken ein. In dem Moment, in dem man sich selbst etikettiert, sagt man dem Zuhörer bereits, was man nicht tun wird. Wir wollen, dass der Zuhörer weiß, dass alles passieren kann. Im Idealfall etwas, was er zuvor noch nie gehört hat.“ Die Ausrichtung von „Highly Irresponsible“ lag dem Jordan zufolge auf der Hand: „Laute Musik ist unsere Liebessprache. Authentizität ist dabei nicht unbedingt ein Ziel, da es unser Komfortlevel ist. Ich spreche wohl für alle in der Band, wenn ich sage, dass der Versuch, etwas zu erschaffen, das die Leute schon einmal gehört haben, überhaupt nicht nach Erschaffen klingt. Das wäre einfach nur Nachahmung, Imitieren. Es versteht sich von selbst, dass das bei BETTER LOVERS nicht einmal in Frage kommt.“
Einem Leitbild folgen die Debütanten jedoch nicht: „Wir wissen, was wir gut können und wozu wir fähig sind“, erklärt der Musiker. „Wir sind nicht nur Freunde, sondern auch der größte Fan des jeweils anderen. Ich werde immer versuchen, ein besserer Gitarrist zu sein als am Tag zuvor. Wenn ich eine Idee habe, die ich nicht umsetzen kann, wird es Will gelingen. Es ist eine Ehre, mit jemandem in einer Band zu sein, der so talentiert ist. Dasselbe denke ich über Goose, Steve und Greg. Einmal habe ich gehört, wie Greg eine Zeile aufgenommen hat, und ich schwöre, es kamen zwei Stimmen gleichzeitig aus seinem Mund. Meine Bandkollegen stellen mich täglich in den Schatten. Es war also ganz einfach: Lasst uns einen Haufen verschiedener Songs schreiben und sie immer besser und besser machen, bis das größte Problem darin besteht, dass wir zu viele Songs zur Auswahl haben. Von da an haben wir es eingegrenzt und versucht, euch zehn Songs zu geben, die sich in ihrem Sound überhaupt nicht ähneln. Das könnte Teil der Vision gewesen sein: Vielfalt. Kombiniere das mit der zuvor erwähnten Authentizität und Originalität, versuche, es hart zu halten, und bumm: ein Debüt in voller Länge!“