CHAMBER

So düster und destruktiv wie auf „A Love To Kill For“ hat man CHAMBER bislang noch nicht gehört. Das Quartett aus Nashville präsentiert sich auf seinem Zweitwerk roh und unerbittlich. Der MetalCore wird um einen herben Mathrock-/Chaoscore-Einschlag erweitert.

Wenn wir für CHAMBER schreiben, spielen Erwartungen keine Rolle“, stellt Gitarrist Gabe klar. „Diese neue Platte ist viel verrückter als die vorherige und das bis zu einem Punkt, an dem sie die Leute verprellen könnte, die auf unsere melodischeren MidTempo-Sachen standen, die wir früher veröffentlicht haben. Wenn überhaupt, dann haben wir die Erwartungen der Hörer an unsere Musik stets als Herausforderung verstanden, um noch verrücktere Musik zu schreiben, gerade weil es nicht das ist, was die Leute von uns erwarten.“ Die Musiker aus Tennessee tun, wonach ihnen ist: „Was das Songwriting angeht, denke ich, dass unser erstes Album „Cost Of Sacrifice“ darunter gelitten hat, dass wir auf der Idee festsaßen, dass sich Teile öfter wiederholen müssten, um einen strukturierten Ansatz zu fördern“, rekapituliert der Musiker. „Es gibt Bands, die das wirklich gut hinbekommen. Das ist allerdings nicht das, was diese Band auszeichnet. Also sind wir bei dieser Platte einfach durchgedreht. Hier und da gibt es ein paar Teile, die sich wiederholen, aber nur dort, wo wir das Gefühl hatten, dass es wirklich angemessen ist und einen Sinn ergibt. Wir haben dieses Album geschrieben, ohne überhaupt an traditionelles Songwriting zu denken und uns allein daran orientiert, was unserer Meinung nach für den Hörer das aufregendste Erlebnis ergeben würde.“

CHAMBER haben sich ohne Rücksicht auf Verluste ausgetobt: „Beim Schreiben fühlten wir uns dieses Mal in keinster Weise eingeschränkt“, bestätigt Gabe. „Es gab ein paar Ideen im Stil von Isis und anderen Post-Metal-Bands, die es am Ende nicht auf die Platte geschafft haben, weil sie nicht zum Vibe der anderen Songs gepasst haben.“ Die Gruppe aus Nashville hat mit „A Love To Kill For“ ihr musikalisches Gleichgewicht gefunden, gerade weil sie die Dinge komplett anders angegangen ist und sich gefordert hat: „Komfortzonen sind ein zweischneidiges Schwert“, weiß der Gitarrist. „Für CHAMBER liegt die neue Platte genau in unserer Komfortzone. Wir fühlen uns am wohlsten, wenn wir sehr extreme Musik machen und haben uns voll darauf eingelassen. Für uns hat es also funktioniert. Andererseits bringen andere Bands manchmal ihre besten Platten heraus, wenn sie etwas Neues ausprobieren. Es kommt wirklich darauf an. Vielleicht werden wir in Zukunft eine gute Platte in einem anderen Stil herausbringen. Das ist schwer abzuschätzen.“ Den Anspruch an die eigene Arbeit formuliert der Musiker wie folgt:

Wir wollen nicht mehr als eine abgefuckte Band mit verrückten Taktarten sein. Es gibt aber auch Momente, in denen wir Breakdowns spielen, zu denen man sich umhauen kann.“ Das hat seine Gründe: „Es ist für mich nur natürlich, dass in unserer Musik dunkle Themen auftauchen“, so Gabe. „Ich persönlich mache mir nichts aus fröhlicher Musik. Es gibt vielleicht Ausnahmen, aber die Dinge, über die es sich zu schreiben lohnt, sind die abgefuckten, die einem passieren.“ Das inkludiert unter anderem Erlebnisse im Kontext der Aktivitäten als beziehungsweise mit CHAMBER: „Vom Touren mit dieser Band habe ich viele Lektionen gelernt“, gibt der Gitarrist zu. „Technisch gesehen sind wir wohl eine MetalCore-Band. Doch weil wir als Individuen vom Hardcore kommen, ist alles, was unsere Band ausmacht, vom Hardcore beeinflusst. Was das Touren angeht, haben wir gelernt, uns nicht zu beschweren. Ja, es kann hart sein, jede Nacht auf Tour im Van zu schlafen und mit wenig Geld auszukommen. Doch dann erinnere ich mich immer daran, dass ich genau das tue, was ich tun will. Dafür bin ich dankbar. Dieser Scheiß ist halt eine Schinderei. Wenn man nicht bereit ist, zu leiden, um seine Band zu verwirklichen, wird man nicht lange überleben.“

Nach seinem musikalischen Background gefragt, erzählt Gabe: „Als Kind stand ich zunächst sehr auf NuMetal, Thrash und Punk, insbesondere Sachen wie Korn und Slipknot. Mit der Zeit suchte ich nach immer schwereren und heftigeren Sachen und kam in der Mittelschule zum damals populäreren MetalCore. Von dort aus führte mich mein Weg zum Hardcore. Als ich etwa 14 Jahre alt war, fing ich an, zu Hardcore-Shows zu gehen und habe mir damals wirklich alle lokalen Bands angeschaut. Weil ich ein seltsames, stilles Kind war, hat anfangs niemand mit mir geredet. Doch ich blieb dabei und im Laufe der Jahre wurden die Leute, zu denen ich anfangs aufgeschaut habe, zu wirklich guten Freunden.“ All das spiegelt sich heute in den Songs des Quartetts aus Nashville und auf „A Love To Kill For“ wider. „Es gibt immer wieder einen anderen Vibe oder anderen Einfluss, von dem aus wir arbeiten können. Es wird uns niemals langweilig, Songs für CHAMBER zu schreiben, weil wir permanent versuchen, uns weiterzuentwickeln und die Dinge mit jeder Veröffentlichung anders anzugehen.“

www.chambertn.bandcamp.com