Es mag ein Klischee sein, doch in diesem Fall trifft es ins Schwarze: „Structures“ ist pure Katharsis – und will auch nichts anderes sein. Die vierköpfige Formation aus Würzburg beschreibt ihr neues Werk als „ein Album, das im Kern vom Überleben handelt“, und genau das spürt man in jeder Note, jedem Takt, jeder klanglichen Erschütterung. Wie schon bei ihren vorangegangenen Veröffentlichungen gelingt CRANIAL erneut ein Werk, das sich zunächst zugänglich gibt, um den Hörer dann unaufhaltsam in einen Strudel aus Dunkelheit, existenzieller Bedrohung und nihilistischer Schwere zu reißen. Die vier Tracks von „Structures“ entfalten ihre Wirkung nicht durch vordergründige Komplexität, sondern durch eine massive, fast erdrückende Klangarchitektur. Die typischen Wall-of-Sound-Passagen werden repetitiv und mit kalkulierter Wucht vorangetrieben, wodurch sich eine stetig steigende emotionale Spannung aufbaut. Gefühle von Unruhe, Beklemmung und innerer Zerrissenheit schleichen sich ein, verstärken sich, bis man sich der aufwühlenden Intensität und klanglichen Zermürbung vollständig hingibt. Wer sich auf das Album wirklich einlässt, wird unweigerlich mitgerissen – nicht als passiver Zuhörer, sondern als Teil eines klanglichen Prozesses, der tief ins Unterbewusste reicht. CRANIAL, hervorgegangen aus den Überresten der legendären Omega Massif, haben sich längst als feste Größe im Post-Metal-Sludge etabliert. Doch „Structures“ geht über bloße Genre-Zugehörigkeit hinaus. Die Band erschafft einen subtilen Wirkungsraum, der nicht auf das Greifbare zielt, sondern auf das Unaussprechliche, das Instinktive. Ihre Musik spricht jene archaischen Gefühle an, die sich rational kaum fassen lassen – Angst, Wut, Ohnmacht, aber auch eine seltsame Form von Erlösung. Es ist diese kathartische Qualität, die „Structures“ so eindringlich und lohnend macht. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Album ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Was bleibt, ist ein Nachhall, der lange wirkt. Das Spiel der vier Franken ist kompromisslos, roh und emotional aufgeladen – und doch nie ziellos. „Structures“ ist ein Statement, ein musikalischer Überlebensmechanismus, der seine Kraft aus der Konfrontation mit dem Schmerz zieht. Im Spannungsfeld zwischen Post-Metal und Sludge bleibt CRANIAL eine unerschütterliche Macht, die nicht nur Genre-Grenzen auslotet, sondern auch die psychischen Grenzbereiche ihrer Hörer.
(Moment Of Collapse)