DEAD ICARUS

Der MetalCore-Ansatz der neuen Gruppe von Alex Varkatzas zeichnet sich durch eine hungrige Grundhaltung und frische Ansätze aus. DEAD ICARUS debütieren mit „Zealot“ und zeigen sich bestrebt, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Neben dem früheren Frontmann von Atreyu sind Musiker von Enterprise Earth involviert. Das Ergebnis klingt dabei noch besser, als man es sich von der Kollaboration erhofft hat.

„Gabe und ich haben uns durch gemeinsame Freunde aus der Branche kennengelernt“, erzählt Alex, der von 1998 bis 2020 das Gesicht von Atreyu gewesen ist und die Entwicklung der MetalCore-Sparte maßgeblich mit geprägt hat. Enterprise Earth-Gitarrist Gabe Mangold spielt bei DEAD ICARUS auch den Bass. Schlagzeuger Brandon Zackey mischt nicht nur bei Enterprise Earth mit, sondern tourt auch fest mit Whitechapel: „Als wir anfingen, hatten wir keine klaren Ziele oder Bestrebungen. Wir sind sprichwörtlich blind losgeflogen und haben versucht, einen Weg durch die Dunkelheit zu finden. Anfangs wollten wir gemeinsam einfach nur eine lustige EP schreiben und herauszufinden, wohin sie uns führt. Nachdem wir angefangen hatten, Musik zu veröffentlichen und die positiven Reaktionen des Publikums mitbekommen haben, waren wir schnell ermutigt, mehr Musik zu machen und zu touren.“ Für den Frontmann ist das nicht selbstverständlich:

„Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dass mir jemand eine weitere Chance gegeben hat, nachdem die Zeit in meiner vorherigen Band vorbei war“, so Alex. „Schließlich weiß man vorher nie, wie die Leute auf neue Dinge reagieren. Deshalb bin ich für das Feedback und die freundlichen Worte der Leute sehr dankbar.“ Auch wenn die letzte Aussage anders klingt, mangelt es dem Kalifornier nicht am nötigen Selbstbewusstsein: „DEAD ICARUS klingt für mich allein nach DEAD ICARUS“, stellt Alex mit Blick auf sein neues Outlet klar. „Wir versuchen nicht, irgendetwas von meiner früheren Band wieder aufleben zu lassen, auch wenn es ganz natürlich ist, uns damit in Verbindung zu bringen, wenn man meine Stimme hört. So haben die Leute mich nun einmal kennengelernt. Doch DEAD ICARUS steht auf eigenen Füßen. Am Tag und in der Nacht klingen wir anders als das, was ich vorher mit Atreyu gemacht habe. Wir sind härter, schneller, dynamischer und folgen keinen Regeln. Aus diesem Grund wissen die Leute auch nicht, was sie von uns erwarten dürfen.“

Die Musiker selbst indes schon – zumindest haben sie eine Ahnung davon, wohin sie ihre kreativen Abenteuer führen sollen: „Wir entwickeln uns jeden Tag weiter“, zeigt sich der Frontmann überzeugt. „Vor unserer „Ad Infernum“ EP hatten wir noch nie zusammen geschrieben. Also haben wir uns daran gewöhnt und versuchen seither, herauszufinden, was unserer Sound sein kann. Auf „Zealot“ haben wir unseren Weg und unsere Dynamik nun gefunden. Ich hatte fast zwei Jahre Zeit, an meiner Stimme zu arbeiten und sie zu stärken, so dass ich mich wohl fühlte, neue Dinge auszuprobieren und dynamischer zu in Erscheinung zu treten. Während Gabe und ich uns beim Schreiben immer besser aufeinander einstellen, sind die Ehrlichkeit und der Austausch von Ideen für uns immer natürlicher und mit weniger Vorbehalten verbunden. Das Album profitiert davon. Bei der EP war ich manchmal noch nervös, wenn ich Gabe Demos von mir geschickt habe, in denen ich Dinge stimmlich ausprobierte, die aus dem Rahmen fielen. Auf „Zealot“ lassen wir jetzt alles raus.“

Konkret meint der Sänger damit: „DEAD ICARUS ist großartig, weil es buchstäblich nur aus meinen und Gabes Ideen besteht und Brandon verrückte Schlagzeug-Parts spielt“, freut sich Alex. „Wir machen uns gegenseitig keine Vorschriften. Gabe schreibt die Musik und schickt sie mir, um meine Meinung einzuholen. Fast alles davon gefällt mir. Wenn denn überhaupt, habe ich nur minimales Feedback. Dann schreibe ich die Vocals und schicke sie zurück, um zu erfahren, was er denkt. Zu 99 Prozent ist Gabe direkt einverstanden oder hilft allenfalls dabei, Harmonien hinzuzufügen, an die ich nicht gedacht habe, oder schlägt kleine Änderungen am Timing vor. Darüber hinaus lassen wir den Ideen des jeweils anderen die Chance, verwirklicht zu werden. Jeder von uns hat etwas Besonderes zu bieten und in die Gleichung einzubringen. Das fühlt sich rein und ehrlich an.“ …und noch dazu spannungsgeladen und intensiv. Das DEAD ICARUS-Debüt „Zealot“ ist ein tolles MetalCore-Album:

„Wir spielen dynamische, eingängige und vor allem schwere Songs“, bestätigt der Frontmann. „Davon abgesehen ist einzig und allein klar, dass wir nicht so technisch wie Gabes andere Band Enterprise Earth sind, da wir einen klaren Unterschied zwischen beiden Gruppen machen wollen. Im Vergleich sind wir viel geradliniger ausgerichtet und fast schon punkig angehaucht.“ Im Abgleich mit der Deathcore-Formation stimmt das Gesagte, denn der MetalCore-Fokus ist hier offenbar. Mit der Core-Szene hat Alex dabei allerdings nichts mehr zu schaffen, wie er sagt: „Ich existiere einzig und allein für die Erschaffung reiner Kunst. Alles andere interessiert mich nicht. Meinem Gefühl nach gehöre ich nirgendwo hin und habe ich mein ganzes Leben lang nirgendwo richtig reingepasst. Deshalb habe ich auch nicht vor, jetzt damit anzufangen.“

Dead Icarus