Für jene, die den Weg der österreichischen Band DIM PROSPECTS aufmerksam verfolgen, ist klar: Die letzten Jahre waren von markanten Veränderungen geprägt. Vor vier Jahren verabschiedete sich der nominelle Frontmann aus dem Line-up – ein Einschnitt, der nicht nur personell, sondern auch künstlerisch Spuren hinterließ. Seitdem agiert die Formation als Quintett. Ein zentraler Aspekt der einhergehenden Neuausrichtung ist der bewusste Wechsel hin zu deutschsprachigen Texten. Der aktuelle Album-Ttitel „Abscheu und Neugier“ bringt diese Entwicklung pointiert auf den Punkt und spiegelt zugleich die ambivalente Grundhaltung der Band wider: eine Mischung aus kritischer Distanz und neugieriger Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Realitäten. Musikalisch bleibt DIM PROSPECTS ihrem Fundament treu: einem kraftvollen Mix aus viel Punk Rock und ungleich weniger Oldschool-Hardcore, der durch eingängige, teils hymnische Hooks ergänzt wird. Diese sorgen dafür, dass die Songs nicht nur ins Ohr gehen, sondern auch im Kopf bleiben. Die Band aus Wien spielt mit einer überzeugenden Mischung aus Selbstbewusstsein, Routine und ungebrochener Spielfreude. Ihre DIY-Attitüde ist dabei nicht bloß ein nostalgisches Relikt, sondern gelebte Praxis – kompromisslos, unabhängig und authentisch. Die Mitglieder von DIM PROSPECTS sind tief in der Szene verwurzelt und auch in anderen Projekten wie Goldkante, Assata und Desolat aktiv. Ihre musikalische Vergangenheit ist vielfältig und lang, doch für das aktuelle Schaffen spielt sie keine Rolle, denn die Gegenwart steht im Fokus: Songs, die aus dem Bauch heraus entstehen, direkt verständlich sind und lyrisch den Alltag sezieren. Mal mit klarer Kante, mal mit sarkastischem Unterton, aber stets mit einem reflektierten Blick auf das, was ist. Der Album-Titel ist dabei mehr als nur ein Name, er spiegelt die Grundhaltung wider. DIM PROSPECTS formulieren ihre Einsichten und Texte nicht als Parole, sondern als Einladung zur Auseinandersetzung. Zwischen Ablehnung und Interesse, zwischen Wut und Analyse entsteht ein Spannungsfeld, das die Band musikalisch wie textlich auslotet. Wer zuhört, bekommt keine einfachen Antworten, sondern kluge Fragen, verpackt in druckvoll-zugängliche Songs.
(Noise Appeal)