DISTANT

Anlässlich des zehnjährigen Band-Jubiläums erscheint mit „Tsukuyomi: The Origin“ ein Update der Debüt-EP, das zusätzlich mit sieben neuen Tracks aufwartet. DISTANT lassen sich nicht lumpen und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie zu den heißesten aktuellen Deathcore-Acts zählen.

Elmer Maurits nimmt diese anerkennende Verortung zur Kenntnis, aber nicht unbedingt an: „Wenn so etwas über einen gesagt wird, erschwert das die Entwicklung neuer Ideen und Alben“, entgegnet der Bassist. „Man möchte ja weiter wachsen. Andererseits möchten wir gerne so heavy wie heute bleiben und genau diese Musik schreiben. Denn wir feiern exakt diese Art von Musik. Weil so viele Menschen unsere Meinung teilen und sehr harte Musik mögen, fühlen wir uns aktuell großartig.“ Als etablierter Vertreter der Brutal-/Tech-/Extrem-Sparte bestätigt der Musiker den Nerd-Faktor, der im Deathcore-Genre oftmals mitschwingt: „Das verhält sich 50:50“, überlegt Elmer. „Weil ich mir einen Doktorgrad in Chemie erworben habe, bin ich schon irgendwie ein Nerd. Doch was die Musik anbelangt, funktioniert es in meinem Falle eigentlich andersherum. Die Beschäftigung mit Nerd-Kram wie der Chemie verschafft mir keine Erleichterung. Die extreme Musik ist der Ausgleich, den ich in meinem Leben brauche, um beruflich weiterhin Nerd-Kram machen zu können, ohne verrückt zu werden. Deshalb lässt sich argumentieren, dass es auch Leute gibt, die diese extreme Musik für ihre Flucht aus dem Nerd-Sein brauchen.“

Okay, das ist nachvollziehbar. Was am teilweise überarbeiteten, teilweise neuen Material von „Tsukuyomi: The Origin“ auffällt, ist, dass die niederländisch-slowakisch besetzte Formation einem markanten Trademark-Sound verpflichtet ist, der auffällt: „Der Kerngedanke von DISTANT ist und war es schon immer, plakativ schwere Musik zu spielen – unabhängig von unserem Alter und davon, was andere Leute mögen“, umreißt der Bassist den Ansatz der Gruppe. „Weil wir mit der Zeit stärker darüber nachgedacht haben, hat sich unser Sound entwickelt und ist nicht länger so simpel wie noch ganz zu Beginn unseres Weges. Zum Beispiel verstecken wir hinter den Texten inzwischen ganze Geschichten. Hört man sich unsere neueren Lieder an, gibt es heute viel mehr Schichten zu entdecken als früher.“ Bei der Überarbeitung des eigenen Frühwerks waren die Musiker dennoch von sich selbst überrascht: „Eine der Lektionen, die wir gelernt haben, ist, dass wir im Laufe der Jahre versucht haben, unsere Musik komplizierter anzulegen“, so Elmer. „Als wir uns die Songs der „Tsukuyomi-EP“ noch einmal vorgenommen haben, stellten wir fest, dass weniger manchmal mehr ist und dass wir schon damals Musik geschrieben haben, die wir auch heute noch mögen. Mit DISTANT hatten wir gerade erst angefangen und nur ein sehr geringes Budget zur Verfügung. Deshalb wuchs in den letzten Jahren der Drang, diese Songs neu zu gestalten, aufzunehmen, zu mischen und zu mastern, um sie an unseren aktuellen Sound anzupassen. Mit mehr Erfahrung und Century Media Records im Rücken haben wir das nun so gemacht.“

Der konzeptionelle Rahmen und Extrem-Ansatz zeigen sich auf „Tsukuyomi: The Origin“ dabei weitgehend unverändert: „Diese Dinge behalten wir im Hinterkopf, denn wir verfolgen eine klar abgesteckte Vision und wissen, wohin wir gehen möchten“, stellt der Musiker klar. „Wir haben unsere eigene Klangpalette entwickelt, mit der wir arbeiten. In dieser Hinsicht versuchen wir, unseren Sound immer schwerer anzulegen. An Songs wie ,Fleshweaver‘ kann man das auf der neuen EP sehr gut erkennen.“ Hinsichtlich der eigenen Weiterentwicklungsmöglichkeiten sieht der Bassist keine Grenzen: „Gerade im Deathcore besteht noch viel Raum für Innovation und Wachstum. Es ist ein sehr vielseitiges Genre mit immer neuen Wellen anderer Einflüsse, was sicherlich noch eine ganze Weile anhalten wird. Als Band steht man in der Pflicht, seiner Musik eine eigene Note zu verleihen. Etwas, was ein Markenzeichen für einen selbst wird. Auch daneben gibt es immer viel Raum für Experimente und Wachstum. Wir suchen permanent nach extremer, harter Musik. Songs, die einem eine Gänsehaut verpassen, wenn man sie hört, weil sie so super heavy sind. Um uns musikalisch inspirieren zu lassen, haben wir zuletzt aus irgendeinem Grund wieder ältere Deathcore-Alben gehört, wie „The Cleansing“ von Suicide Silence. Uns inspirieren aber auch neuere Bands wie Lorna Shore oder Slaughter To Prevail – nicht speziell musikalisch, sondern eher allgemein. Wenn es darum geht, das Deathcore-Genre bekannter und größer zu machen, stehen sie an vorderster Front.“

Was DISTANT selbst darstellen können, benennt Elmer wie folgt: „Wir sind dafür da, extrem und hart zu sein. Nichts anderes wollen wir, denn das ist sehr lohnend für uns. Ich kann es so zusammenfassen: Je extremer und härter, desto lohnender. Wir machen diese Art von Musik, weil wir sie lieben. Natürlich ist es schön, dass es auch Leute gibt, die unsere Band mögen. Wenn wir ihnen wirklich gefallen, werden sie Zeit investieren und sich mehr von uns anhören. Es stimmt wohl, dass die Aufmerksamkeitsspannen der Menschen kürzer werden, aber das kann man auch als positive Entwicklung betrachten. So können die Menschen schneller neue Bands entdecken. Und wenn ihnen diese gefallen, werden sie auch dabeibleiben.“

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Credit band pictures: StephanieZapolska