ENTHEOS – Time Will Take Us All

Seit 2020 zählen allein Frontfrau Chaney Crabb und Multi-Instrumentalist Navene Koperweis (unter anderem ANIMOSITY, ANIMALS AS LEADERS, THE FACELESS, FLESHWROUGHT und HOODS) zur festen Besetzung von ENTHEOS. Das Live-Line-Up komplettieren frühere Mitglieder von FALLUJAH und SLAUGHTER TO PREVAIL. Angesichts dieser Referenzen – und auch in Kenntnis von „The Infinite Nothing“ (2016) und „Dark Future“ (2017) – darf es als gesichert gelten, dass der Umgang mit „Time Will Take Us All“ kein Selbstläufer ist und Zeit erfordert. Überwiegend stimmt das, in Teilen aber auch nicht. Navene Koperweis hat tendenziell nachvollziehbare Stücke geschrieben, die ihrem Wesen nach mehr als in der Vergangenheit konventionell angelegt sind. Zumindest, wenn man sie gedanklich auf ihren Kern herunterbricht. Die Güte des Songwriting bürgt für Orientierung im Umgang mit den Tracks, die selbstredend Konzentration und Aufgeschlossenheit erfordern. ENTHEOS treten wiederum Stil-übergreifend und in jeder Hinsicht vorwärtsgerichtet in Erscheinung. Das Drittwerk weist eine Tech-Death-Zentrierung auf, die in viele Richtungen erweitert wird. Die Kreativität von Navene ist umtriebig und entdeckungsfreudig. Mehr als ein Mal fällt auf, dass der Multi-Instrumentalist an neuen Genre-Kombinationen interessiert ist und es ihm ein Anliegen ist, seinen Horizont – aber auch den seiner Hörer:innen – zu erweitern. Gesagt, getan. Chaney Crabb schlägt stimmlich und textlich in eine ähnliche Kerbe. Nach einem Unfall und längerer Genesungszeit mit allen Höhen und Tiefen ist die Frontfrau mehr noch als früher darauf aus, sich maximal auszuprobieren und auszuleben. Mit Chaney und Navene haben sich zwei verwandte Seelen gefunden, die mit ETHENOS bedingungslos die Grenzen des Machbaren ausloten und dennoch für geschulte Ohren, die einen Sinn für fordernde Experimente mitbringen, zugänglich bleiben. „Time Will Take Us All“ ist das bisher relevanteste und beste Werk des Duos.

(Metal Blade)