FELDSPAR

„Old City New Ruins“ – Der Titel des Debüts von FELDSPAR stellt auf Rom ab. Macht und Ohnmacht liegen in der italienischen Großstadt nah beieinander. Das Sextett tritt an, Ungerechtigkeiten anzuprangern und Dampf abzulassen. Die musikalische Wahl der Mittel fällt auf Hardcore, der mit einer rockigen Kante versetzt wird.

Frontmann Riccardo Zamurri nutzt bei der Vorstellung seiner Gruppe den Slogan, der auch auf allen Social Media-Profilen von FELDSPAR zu lesen ist: „Wir beschreiben uns selbst als „gottlose Leute, die zwei Blocks vom Papst entfernt leben.“ Das fasst gut zusammen, wer und was wir sind.“ Das beantwortet zumindest die Frage nach der Herkunft der Band. Dass die Italiener auf schroff-eingängige Hadcore-Sounds setzen, stellt man dann fest, sobald man ihr Debüt hört: „In gewisser Weise haben wir gerade erst den richtigen Weg eingeschlagen“, sagt Riccardo. „Aber das Potenzial, das wir auszudrücken vermögen, muss noch erforscht werden. Das Album ist die Synthese unserer Persönlichkeiten, sowohl musikalisch als auch menschlich. Bei uns gibt es keine Planung und kein vorgefertigtes Design. Wir sorgen dafür, dass sich die ganze Band so weit wie möglich mit dem identifiziert, was wir schreiben und erzählen.“

Teil der Besetzung ist auch Gitarrist Andrew Mecoli, der im europäischen Hardcore mit Growing Concern früh für Aufsehen gesorgt hat. Andere Band-Mitglieder bringen Erfahrungen von Undertakers, Craiving und Crude mit. Die Liebe zum und Verinnerlichung des Hardcore bestimmt die Ausgestaltung von „Old City New Ruins“: „FELDSPAR ist ein kompliziertes und produktionstechnisch sehr ehrgeiziges Projekt“, führt der Sänger aus. „Die Ideen für unsere Songs kommen mir und Stefano (Gitarre und Produktion) meistens sehr schnell. Die Fertigstellung erfordert jedoch Mühe, Überlegungen und Richtungsänderungen. Der Druck, den wir bei der Arbeit an unserem Material verspüren, ist genau richtig, darf aber nie die Freude über das erreichte künstlerische Ergebnis überschatten.“ Apropos Produktion – an der Realisierung des Debüts hat Nick Terry mitgewirkt, dessen Referenz-Liste Namen wie Stone Roses, The Libertines, Turbonegro, Kvelertak und Peaches umfasst. Weiß man, dass die Formation aus Rom Comeback Kid, Turnstile, Trapped Under Ice, Kvelertak, Turbonegro, Nirvana, Motorhead, Gorilla Biscuits und Slayer als größte Inspirationsquellen angibt, passt die Wahl des Produzenten. „In meinem speziellen Fall ist der kreative Prozess die aufregendste Phase“, verrät Riccardo. „Die Fertigstellung eines Songs bedeutet für mich die Unterbrechung des kreativen Prozesses und das Ende meiner Beziehung zu ihm. Sobald ein Stück aufgenommen ist, beginne ich, mich von ihm zu distanzieren, weil es unveränderlich geworden ist.“

Der Hardcore der Gruppe kommt mit direktem Zug, kritischen Texte und vielen Mitsing-Refrains daher. Die Mischung passt: „Es gibt sowohl Dunkelheit als auch Freude und Bejahung des Lebens“, umreißt der Frontmann das Wesen von „Old City New Ruins“. „Im Allgemeinen tritt FELDSPAR mit einem doppelten Ansatz für alles an. Unsere Musik ist aggressiv, aber manchmal auch sehr emotional und melodisch. Der Hauptgesang wird zumeist geschrien, ist manchmal aber befreiend oder himmlisch. Die Texte wiederum können wütend oder sehr ruhig und nachdenklich sein. Kurz gesagt, wir geben die Komplexität, die wir im Leben erleben, getreu wieder und vermeiden übermäßige Vereinfachungen.“ Klare persönliche Botschaften setzt es auf dem Einstand der Formation aus Rom aber schon: „Das ist Teil unseres Selbstverständnisses als Band“, stellt der Sänger klar. „Wir werden immer sehr darauf achten, dass unsere Texte das Publikum erreichen. In ihnen steht alles, was wir sind und woran wir glauben, aber auch unsere Fehler, unsere Schwächen und unser Elend als Menschen. Unabhängig davon, wie viel Aufmerksamkeit das Publikum dem schenkt, was wir sagen, sind diese Texte, die für uns alle in der Band sprechen, als ein Komplex von Gefühlen, Meinungen, politischen Positionen und Momentaufnahmen des Lebens zu verstehen und zu interpretieren, die uns jeden Tag bewegen. Wir reflektieren das, was um uns herum und in der Welt passiert. Diese Band ist eine der Plattformen, um das auszudrücken, was wir denken und welche Wirkung es auf uns hat.“

Die Songs entwickeln sich entsprechend. FELDSPAR fallen als unterhaltsam und belastbar aufspielende Gruppe auf. Das Artwork von Chris Wilson (u.a. Gel, Scowl, MindForce und Combust) ist ein richtiger Hingucker, der Aufmerksamkeit auf „Old City New Ruins“ zieht: „Ursprünglich hatten wir eine Vorstellung von einem Album, das weitgehend von unseren Hörvorlieben inspiriert sein sollte“, erinnert sich der Frontmann. „Inzwischen möchte ich sagen, dass unser Debüt ein Album ist, das komplett zu uns gehört und nicht explizit abgeleitet ist. Dennoch würde ich es als modernen Hardcore vom alten Kontinent beschreiben. Wir hoffen, die FELDSPAR-Plattform künftig weiter auszubauen, weil wir als Band, als künstlerisches Kollektiv und als Individuen noch viel zu sagen haben.“

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