Das Quartett aus Heinsberg legt sein modernes Spiel zwischen Metal, Rock und Core lebendig und dynamisch an. In den Songs von GHOSTHER ist stets viel los. Die Strophen sind zumeist bratzig und schroff, die Refrains clean besungen, poppig zugespitzt und gnadenlos catchy. Die Gruppe aus NRW präsentiert sich auf ihrer selbstbetitelten Vier-Track-EP stark.
„Bei uns geht es in erster Linie um Spaß, Leidenschaft und Hingabe, die im besten Fall auf den Hörer überspringen“, erzählt Frontfrau Jenny. „Musikalisch ist dabei nichts verboten. Seit zehn Jahren toben wir uns in alle Richtungen aus und erfinden uns immer wieder neu beziehungsweise finden neue Einflüsse und Ansätze.“ Bassist Stelle unterstreicht die Ausgangslage, wenn er ergänzt: „Wichtig ist, dass uns jeder Song ein gutes Gefühl gibt. Natürlich mag jeder von uns den einen oder anderen Song mehr oder weniger, aber das ist normal. Was andere Bands betrifft, hatte ich persönlich schon immer ein Faible für diejenigen, die sich etwas getraut haben. Ein gutes Beispiel dafür waren in den 1990er Jahren Amorphis oder Tiamat, die einfach komplett unberechenbar waren. Das ist ein Grund, warum ich die Musik der 90er Jahre extrem spannend finde. Mit GHOSTHER sind wir auch ein Stück weit unberechenbar. Wir bewegen uns ständig, legen aber immer großen Wert darauf, gute Hooks mit Wiedererkennungswert zu haben.“
In die Tradition bestimmter Bands sieht Stelle sein eigenes Outlet nicht eingereiht: „Nein, denn dafür sind die Einflüsse der einzelnen Musiker von GHOSTHER viel zu breit gefächert“, so der Bassist. „Am Ende machen wir das, worauf wir gerade Bock haben. Die Bandbreite dabei reich gerne mal von guter Pop-Musik, über moderne Einflüsse bis hin zu klassischen Metal oder auch Melodic-Death Metal. Die einzelnen Elemente müssen natürlich ineinanderfließen und einen guten, schlüssigen Song ergeben. Sonst hat das alles keinen Sinn. Was am Ende daraus entsteht, ist auch für uns oft spannend.“ Was damit gemeint ist, führt Schlagzeuger Ronnie mit Blick auf die neue EP aus: „Unsere Vorproduktion war schon so ausgereift, dass wir bereits vor den Studioaufnahmen sicher waren, das Beste aus uns herausgeholt zu haben. Als wir dann mit Christoph Wieczorek (Sänger von Annisokay) in dessen Sawdust Recordings Studio in Halle aufgenommen haben, konnten wir es teilweise gar nicht fassen, was ein paar Änderungen hier und da bewirken können. Auf der EP haben wir mehr Wert auf die mehrstimmigen Gesänge und Shouts gelegt, nochmal einen Feinschliff gemacht und uns selbst die Ziele weiter nach vorn gesteckt. Damit haben wir neue Facetten entdeckt und uns enorm weiterentwickelt. Für uns ist es absolut das „GHOSTHER-Next-Level“, welches wir gebraucht haben.“
Die angesprochenen Gesänge sind fraglos ein auffälliges Trademark und stark identifikationsstiftend – neben den aufputschenden Hart-Zart-Kontrasten: „In dem Zusammenhang darf man uns auf jeden Fall zu 100 Prozent Kalkül in Sachen Dynamik zusprechen“, bestätigt Frontfrau Jenny die Vermutung. „Nur laut oder leise wird sehr schnell sehr vorhersehbar und langweilig. Deshalb steht bei uns die Abwechslung im Fokus. Andy und ich ergänzen uns super. Wir haben uns weiterentwickelt und viel Neues versucht. Unsere zweistimmigen Clean-Gesänge sind auf Gänsepelle ausgelegt. Und unsere Shouts haben auf der EP nochmal einen großen Schritt nach vorne gemacht, was Brutalität und Qualität angeht.“ Die Zuspitzung des Eingängigkeitswerts der vier Tracks gehört dazu: „Die Hooks stehen bei uns weit vorne auf der Prioritätenliste“, verrät Gitarrist und Sänger Andy. „Damit mir ein Song so richtig gefällt, muss ich beim Hören Gänsehaut bekommen. Das ist der automatische Indikator dafür, ob eine Idee, ein Riff oder Part für GHOSTHER geeignet ist. Die Songs werden so komponiert, wie wir uns das als Konzertbesucher selbst wünschen würden. Da gibt es mal aufs Maul, mal wird getanzt oder mitgesungen. So macht zumindest mir ein Konzert am meisten Spaß. Jede Gefühlslage hat ihren Moment in einem unserer Songs. Wir versuchen, diesen so effektiv wie möglich in Szene zu setzen. Letztlich müssen Lyrics und Musik sich gegenseitig intensivieren, denn nur dann ist es ein echter GHOSTHER-Song.“
Im Ergebnis steht gegenseitige Hilfe zwischen Band und Publikum: „Unsere Zuhörer sind Inspiration und Reflektion zugleich“, äußert Andy. „Sie teilen unseren Enthusiasmus für zeitgemäßen Metal und empfinden Genre-Grenzen ebenso absurd wie wir. GHOSTHER ist der Typ, der dich drückt, wenn es mal scheiße läuft und dir in den Arsch tritt, wenn es nötig ist. In jedem Fall hast du die Gewissheit, nicht allein zu sein.“ Die Frontfrau formuliert es anders, jedoch ähnlich, und erklärt zusätzlich die Namensgebung der EP: „Jeder Song unserer im Herbst erscheinenden EP erzählt seine eigene Geschichte“, so Jenny. „Wenn ich sie alle hintereinander anhöre, bin ich emotional in allen Belangen bedient. Mit den Songtexten, die mir sehr wichtig sind, möchte ich von mir oder unseren Erfahrungen erzählen, aber auch so viele Menschen wie möglich ansprechen. Daher auch das wundervolle Cover-Artwork vom Dani Hofer (Archetype), der detailliert darauf geachtet hat, die Stimmung jedes einzelnen Songs in einem Symbol wieder zu spiegeln. Die Selbstbetitelung machte für uns bei dem Fokus auf die Symbole Sinn.“