Wie sollen Solo-Veröffentlichungen sein? Persönlich, aufrichtig und stimmungsvoll – idealerweise ein Spiegel der inneren Welt des Künstlers. Auf die EP „Gravity“ von Jonas Leiber, Frontmann der Band Arionce, trifft das in besonderem Maße zu. Unter dem Alias GRITTY JUNE öffnet der Berliner Musiker ein intimes Kapitel seines Schaffens und reflektiert dabei sein Leben, seine Empfindungen sowie seine Wünsche und Erwartungen mit bemerkenswerter Offenheit. „Gravity“ ist keine bloße Sammlung von Songs, sondern ein musikalisches Selbstporträt, das zwischen introspektiver Zurückhaltung und klanglicher Opulenz pendelt. Leiber bewegt sich stilistisch im Spannungsfeld von Indie-Rock und Indie-Pop, lässt aber auch Elemente des Shoegaze durchschimmern – mal zart und flirrend, mal raumgreifend und atmosphärisch dicht. Die EP lebt von Kontrasten: reduzierten Momenten mit Akustik-Gitarre und Gesang stehen ausladende Arrangements gegenüber, die mit voller Instrumentierung und emotionaler Wucht beeindrucken. Diese Dualität erzeugt eine besondere Tiefe, die weit über das rein Musikalische hinausgeht. Im Zentrum steht stets das Persönliche – der Wunsch, sich selbst zu verstehen, Klarheit zu gewinnen und letztlich ein zufriedener Mensch zu sein. GRITTY JUNE erzählt keine fertigen Geschichten, sondern lässt Raum für Fragen, Zweifel und Zwischentöne. Die Songs wirken wie Gedankenfragmente, die sich zu einem stimmungsvollen Gesamtbild fügen. „Gravity“ ist damit nicht nur ein gelungenes Solo-Debüt, sondern auch ein sensibles Statement über das Menschsein in all seiner Komplexität. Wer sich auf die EP einlässt, begegnet einem Künstler, der sich nicht hinter Metaphern versteckt, sondern den Mut zur Verletzlichkeit hat – musikalisch vielschichtig, emotional greifbar und ehrlich bis ins Detail.
(Eigenrelease/instagram.com/grittyjune)
