Die Slowenen von HEI’AN werden für Fans von Szene-Größen wie Bring Me The Horizon, Bad Omens, I Prevail und Architects angepriesen. Auf ihrer Website verorten sie ihren Sound selbstbewusst zwischen Modern Metal und Post-Metalcore – eine Einordnung, die sich auch in der Produktion ihres zweiten Albums „Kiss Our Ghosts Goodbye“ widerspiegelt. Für die Umsetzung wurden namhafte Personen ins Boot geholt, die bereits mit Bands wie Architects, The Amity Affliction, From Ashes To New, Bad Wolves und Bring Me The Horizon gearbeitet haben. Das spricht für Ambitionen und ein klares Verständnis davon, wie moderner Metal heute klingen soll. Gleichzeitig lässt sich HEI’ANs Musik auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Ihre cineastisch angelegten, ausladenden Kompositionen und die komplexe Struktur der Songs liefern durchaus Argumente dafür, die Band als Teil des Prog-Metal-Kosmos zu verstehen. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen – und genau diese stilistische Offenheit macht „Kiss Our Ghosts Goodbye“ zu einem tendenziell interessanten, wenn auch nicht ganz einfachen Hörerlebnis. Im Vergleich zum 2022 erschienenen Debüt „Imago“ wirken die zehn neuen Tracks deutlich reifer, strukturierter und insgesamt zugänglicher. Der Einsatz zweier Frontmänner – einer für den Clean-Gesang, der andere für die Growls – sorgt für zusätzliche Dynamik und unterstreicht den Anspruch, möglichst viel Variation und Tiefe zu bieten. Neben Metal- und Core-Elementen finden sich auch Einflüsse aus Rock, Pop und elektronischer Musik, die den Klangraum erweitern und für atmosphärische Dichte sorgen. Trotz dieser Vielschichtigkeit bleibt ein Kritikpunkt bestehen, der sich bereits beim Debüt angedeutet hat: HEI’AN liefern eine Fülle an Ideen, doch die Erzählstränge und Hooklines werden nicht konsequent genug zugespitzt, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Die Songs sind unterhaltsam und klanglich spannend, doch über den Moment des Hörens hinaus fehlt es ihnen an Nachhall und emotionaler Tiefe. „Kiss Our Ghosts Goodbye“ ist ein ambitioniertes Werk, das zeigt, wie viel Potenzial in dieser Band steckt – auch wenn es sich nicht nachhaltig im musikalischen Gedächtnis verankert.
(Blood Blast)