JEFFK – Tar

Dass es einen konzeptionellen Überbau gibt, der auf die Verschandelung der Natur durch Betonierung und Industrie-Architektur abstellt, sei lobend erwähnt. Es ist gut und wichtig, dass Künstler Stellung beziehen und Missstände anprangern. Allein durch die bloße Musik wird das Anliegen im Fall von JEFFK nicht deutlich. Das Dreiergespann aus Leipzig ist gesanglos unterwegs. Das Artwork und die Titel der sechs Tracks mögen die Deutungsrichtung marginal beeinflussen. Instrumentale Musik zeichnet sich aber auch in ihrem Fall dadurch aus, dass sie auf jede:n Hörer:in anders wirkt und die Rezeption durch die geweckten Assoziationen bestimmt wird. Insofern ist es gut und wichtig, dass die deutsche Band einem sich kontinuierlich verändernden Post-Rock verschrieben zeigt. JEFFK ist es ein klares Anliegen, eigene Lösungswege zu setzen und kreativ zu überraschen. Im breit bespielten Instrumental-Genre reicht es längst nicht mehr, den Status-quo zu replizieren, um aufzufallen und sich zu positionieren. Schon das Debüt „Inadequate Shelter“ (2018) war feingliedrig, bewusst und suchend aufgesetzt. Auf dem Zweitwerk geht es in diesem Stil weiter, wobei das Trio einen spannenden Weg zwischen Fragilität und Leichtigkeit einerseits sowie Zerrissenheit und Unruhe andererseits erschafft. JEFFK holen ihr Publikum immer wieder emotional ab, wiegeln auf und binden so an den Fortgang von „Tar“. Die partielle Schwere und dunkle Atmosphäre der Songs wirken ängstigend und als eindrückliche Kontra-Punkte zu den fluffigen oder erhabenen Momenten des Albums.

(Golden Antenna)