KÄRBHOLZ – Kapitel 10: Wilde Augen

Mathematische Schwächen sind nicht dafür verantwortlich, dass im Frühjahr 2023 zunächst „Kapitel 11: Barrikaden“ erschienen ist und erst jetzt „Kapitel 10: Wilde Augen“ folgt. Das Song-Material für beide Alben ist während der Corona-Pandemie entstanden und angesichts der schieren Menge auf zwei Platten verteilt worden. Bei der Finalisierung des Kapitels 11 gelangten KÄRBHOLZ zu der Einsicht, dass diese Scheide zuerst erscheinen müsse. So kam es dann. Die Fans des Quartetts aus NRW wird es nicht stören, zumal sich die Musiker ohnehin so präsentieren sollten, wie sie es für richtig halten. Im Abgleich fällt das zweite Album des Jahres 2023 tendenziell ruppiger und roher aus. Am hymnisch-zugänglichen Deutschrock mit Metal-Kante ändert sich jedoch nichts. Die persönlich gehaltenen Texte ecken wiederum nicht an und greifen Alltagsthemen auf, die Band und Hörer gemeinsam haben, ohne dabei wirklichen Tiefgang zu erreichen. Tattoos, Bewältigung des Alltagsfrusts, wir-gegen-sie, der Umgang mit Lebensfragen an sich – es sind die bekannten Themenfelder, die KÄRBHOLZ bearbeiten. Nach gut zwanzig Jahren im Geschäft wissen Frontmann Torben Höffgen & Co., was ankommt und ihre Fans hören wollen. Auf „Kapitel 10: Wilde Augen“ wird auch über Punk und unangepasste Attitüde gesprochen. Das Quartett klingt ruppiger als Die Toten Hosen, doch wirklich Punk ist es dennoch nicht. Dafür stellen die Musiker aus NRW dann doch zu sehr auf hymnische Eingängigkeit und Live-Tauglichkeit ab. Andererseits: härter und dreckiger als auf „Kapitel 10: Wilde Augen“ hat man KÄRBHOLZ lange nicht mehr gehört.

(Metalville)