KRATZER

Das Hamburger Quintett wählt einen jähen Ansatz zwischen kratzigem Düster-Hardcore und Zusätzen aus dem Feld zwischen Crust und D-Beat. „…Alles liegt in Scherben“ ist das Debüt von KRATZER, das zwei Split-Veröffentlichungen mit Kvazar (2013) bzw. rha., Paan und Leviathan (2015) folgt.

„Wir kennen die Erfahrung einer ersten Album-Veröffentlichung von unseren Vorgänger-Bands und sind mit unseren Ambitionen realistisch“, ordnet Gitarrist Simon darauf angesprochen ein, dass die Gruppe schon seit mehr als zehn Jahren besteht und der Vollzeit-Einstand lange auf sich warten ließ. „Aufgrund unserer persönlichen Situationen wird die Band weiter Hobby bleiben und das gefällt uns auch am besten. Alles kann, nichts muss.“ Denny, der andere Gitarrist im Line-Up, nimmt den Faden auf: „Ich denke, ein Grund, warum es so lange bis zum ersten Album gedauert hat, ist, dass wir neue Songs relativ lange proben und live ausprobieren. Wichtig ist uns nämlich, dass die Songs auch auf der Bühne funktionieren. Die Publikumsreaktion ist genauso wichtig wie unser Gefühl, das wir beim Performen haben. Wenn diese beiden Aspekte nicht zusammenfinden, arbeiten wir so lange daran, bis es passt oder verwerfen einen Song auch mal komplett. Hinzukommt, dass wir alle berufstätig sind, manche von uns Familie und Kinder haben. Da fehlt manchmal einfach die Zeit, regelmäßig zu proben.“

Der tendenziell breit angelegte Sound der Hanseaten ist dabei kein Zufall, sondern zumindest latent vorgezeichnet gewesen: „Als wir KRATZER damals gegründet haben, war für mich klar, dass es eine D-Beat-lastige Hardcore-Band werden sollte“, stellt Denny klar. „Die Erweiterung mit Elementen aus unterschiedlichen Musikrichtungen hat sich einfach ergeben.“ Simon springt ihm bei: „Unsere musikalischen Sozialisationen sind eben Metal, Punk und Hardcore. Das bildet sich ab. Wir merken außerdem, dass wir innerhalb unseres Stils noch viel entdecken können. Da wird es auch in Zukunft nicht langweilig.“ Zumal sich das Quintett einen passenden Arbeitsstil und ein realistisches Grundverständnis angeeignet hat:

„In früheren Bands wollten wir oft zu viel“, räumt Simon ein. „Nicht jede Idee muss der Knaller sein, aber in der Zusammenstellung der Parts und schließlich der Songs muss sich ein stimmiges Bild ergeben. Oft ist weniger mehr, stumpf ist Trumpf. Live macht es für die Zuhörer und auch uns mehr Spaß, wenn die Musik nachvollziehbar bleibt und nicht technisch beeindrucken will. Mich beeindruckt bei anderen Künstlern, wenn mit wenigen Mitteln und einfachen Ideen ein maximaler Effekt erzielt wird. Das inspiriert mich.“ KRATZER werden zumeist in die Nähe von Gruppen wie From Ashes Rise, Victims und The Secret gerückt, was gut passt, ihr Spiel abzustecken: „Bei anderen Bands haben wir uns eine Entspanntheit abgeschaut“, erzählt Gitarrist Simon. „Das hängt natürlich auch mit der eigenen Sicherheit zusammen, die man über eine Anzahl von Shows erst entwickelt. Aber es ist wichtig, nicht zu perfektionistisch zu sein, Spaß zu haben und zu versuchen, sich auf der Bühne wohl zu fühlen. Fehler sind normal, wenn nicht sogar unterhaltsam. Das alles ist natürlich ein anhaltender Prozess. Meistens scheitert man am eigenen Anspruch.“

Bei der Arbeit an „…Alles liegt in Scherben“ hat die Band das berücksichtigt: „Wenn wir merken, dass ein Song einfach nicht zusammenkommen will, nie wirklich fertig wird oder ständig verändert wird, lassen wir es irgendwann einfach bleiben“, so Simon. „Im Proberaum merken wir in der Regel, ob etwas funktioniert oder nicht. Der erste Song des Albums, ,Concrete‘, ist ein gutes Beispiel für unser Songwriting. Der kam im Proberaum schnell zusammen, was ein gutes Zeichen ist. Er ist technisch nicht zu kompliziert, funktioniert sehr gut live, macht uns Spaß, ihn zu spielen, fühlt sich organisch und nicht gezwungen in den Übergängen an und hat genug Ideen, dass wir denken, dass er auch beim Hören Spaß macht.“

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