MASTIFF

MASTIFF agieren auf ihrem vierten Longplayer „Deprecipice“ ausnahmslos roh, rücksichtslos und fies sowie verdammt intensiv. Das Quintett aus Kingston Upon Hull setzt auf ungeschönte Brutalität und musikalische Negativität zwischen Blackened-Hardcore, Powerviolence, Grindcore, Sludge, Old School-Death, Noise und Punk.

Gitarrist James Lee-Ross zufolge soll das Spiel der Band exakt so wirken: „Wir haben jahrelang mit Zähnen und Klauen darum gekämpft, in der extremen Metal-Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Nun fühlt es sich so an, als wenn wir das endlich geschafft haben. Lange Zeit wurden wir mit der Doom-/Sludge-/Stoner-Szene in Verbindung gebracht, der wir uns selbst nie zugehörig fühlten. Selbst dann noch, als wir ein knorrig-metallisches Hardcore-Album wie „Plague“ veröffentlicht haben. Seit „Leave Me The Ashes Of The Earth“ werden wir endlich als eine Grind-/Hardcore-Band gesehen, was viel eher unserem Selbstverständnis entspricht. Letztlich wollen wir einfach nur unerträglich harte Musik spielen.“ Wer sich an „Deprecipice“ heranwagt, bekommt es mit einem knallharten Album zu tun, auf dem kontinuierlich ausgeteilt wird, das aber gleichzeitig zum gepflegten Frustabbau taugt:

„Das ist ziemlich genau und absolut fair“, freut sich der Gitarrist. „Diese Beobachtung trifft genau ins Schwarze, aber ich möchte klarstellen, dass das zu einhundert Prozent unsere Absicht ist. Alles, was wir machen, ist ganz bewusst ein klanglicher Rammbock. In anderen Projekten haben wir alle schon deutlich nuanciertere Musik gespielt. MASTIFF ist ein reines Vehikel für gnadenloses Prügeln. Todd Jones von Nails hat in einem Interview geäußert, dass es sein musikalisches Ziel sei, die aggressivsten, fiesesten und härtesten Teile der Bands, die er liebt, zu nehmen und alles andere wegzulassen. Wir tun nichts anderes.“ Im ersten Moment wird man vom Destructo-Sound des Quintetts überfahren. Hat man sich hineingehört, entdeckt man die Feinheiten: „Wir etablieren uns an einem Punkt, an dem wir Teile aus möglichst vielen Sub-Genres einfließen lassen, ohne uns fest in einem einzigen zu verankern, während wir immer noch eine kohärente Vision erschaffen, die unsere eigene ist“, äußert James Lee-Ross. „Im Großen und Ganzen sind wir eine metallische Hardcore-Band, auch wenn man bei uns Slam-Riffs, Grind und sogar Black Metal-Anleihen findet. Alles hat zusätzlich noch diesen dreckigen, schlammigen Anstrich von Dreck. Die Leute sollen sich elend fühlen, aber trotzdem einen Circle Pit starten.“

Das Spiel der Formation ruft widersprüchliche Reaktionen hervor: „Die düstere vorausahnende Atmosphäre unserer Musik ist wichtig“, bekräftigt der Gitarrist. „MASTIFF ist die kollektive Müllhalde all unserer negativen Energie. Gemeinhin sind wir ziemlich locker, aber auch wir haben unsere Wunden zu lecken und Lasten zu tragen. Diese Band gibt uns die halbwegs gesunde Möglichkeit, all das aufgestaute Elend loszuwerden. Diese Katharsis ist das, was mich einst zum Metal hingezogen hat. Über die Jahre habe ich viel Trost darin gefunden, wütende, miserable Musik zu hören. Deshalb ist es mir wichtig, anderen Leuten dasselbe zu geben und in der Lage zu sein, meine Frustrationen durch Riffs und Geschrei auszudrücken. Wir sind uns bewusst, dass wir diese Aufrichtigkeit untergraben, indem wir alberne Musik-Videos drehen und uns auf der Bühne lustig geben.“ Dem Quintett ist es dabei ein Anliegen, eine Weiterentwicklung nachzuweisen: „Mit „Deprecipice“ legen einen bewussten Wechsel zu einem direkteren und aggressiveren Sound hin“, erklärt James Lee-Ross. „Klanglich sind wir mutiger geworden und haben viel von den Rückkopplungen und Geräuschen entfernt, die wir traditionell auf unsere Alben geschichtet haben, um eine chaotische Klanglandschaft zu erschaffen. Das ist nicht komplett verschwunden, wird jedoch taktischer eingesetzt, um die Wirkung zu verstärken. So fühlt sich alles eindringlicher an. Und nicht, dass wir in unserem Songwriting jemals um den heißen Brei herumreden würden. Wir konzentrieren uns bewusst auf die brachialen Aspekte unseres Sounds. Sei es beim Schreiben von harten Breakdowns oder extremen Grind-Parts.“

Auf „Deprecipice“ entdeckt man eine gewisse Polarität: „Es ist unser bisher geradlinigstes und unverblümt aggressivstes Album“, ordnet der Gitarrist ein. „Es finden sich aber auch Sachen, die seltsamer sind als alles, was wir bisher veröffentlicht haben. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir es schaffen, Aspekte aus verschiedenen Richtungen der Extrem-Musik einzubringen, ohne dass es das verwässert, was MASTIFF ausmacht. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass wir jemals so umfassend Noise-Elemente in unseren Sound einbauen werden wie Full Of Hell, aber wir haben einen ganzen Track auf dem neuen Album, der aus reinem Industrial-Noise besteht. Es war cool, damit herumzuspielen, vor allem, weil unser Bassist Dan, der das Stück entwickelt hat, es geschafft hat, Ethan von Primitive Man dazu zu bringen, Vocals dafür aufzunehmen. Es mag einige Leute ärgern, dass wir unseren prominentesten Gast-Auftritt für etwas so Experimentelles verschwenden, aber wir sind damit wirklich zufrieden.“

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Pictures: Nick Sayers