Das anhaltend starke Interesse an MILITARIE GUN, ursprünglich als Solo-Projekt von Ian Shelton (ehemals Regional Justice Center) ins Leben gerufen, spricht für die Relevanz und Strahlkraft der Band. Inzwischen ist aus dem einstigen Ein-Mann-Unterfangen ein festes Quintett geworden, das sich eine treue und stetig wachsende Fangemeinde erspielt hat. Diese feiert nicht nur jede Veröffentlichung von MILITARIE GUN enthusiastisch, sondern trägt auch aktiv zur Verbreitung des Band-Namens bei – ein organisches Wachstum, das auf Authentizität und künstlerischer Konsequenz beruht. Bereits das 2023 erschienene Debüt-Album „Life Under The Gun“ sorgte für breite Resonanz und markierte einen ersten Durchbruch. Mit dem Nachfolger „God Save The Gun“ geht die Gruppe nun einen weiteren Schritt – nicht unbedingt in Richtung Klarheit, sondern vielmehr in Richtung künstlerischer Offenheit. Das Zweitwerk präsentiert sich als bewusst vielschichtig und stilistisch kaum einzuordnen. Elemente aus Alternative- und Indie-Rock, Alt-Pop, Post-Hardcore, Punk und Noise-Rock sind gleichermaßen präsent, ohne dass eine dieser Spielarten die Oberhand gewinnt. Vielmehr entsteht ein Klangbild, das sich jeder eindeutigen Kategorisierung entzieht und gerade dadurch fasziniert. Kennzeichnend für MILITARIE GUN bleibt der Hang zur hymnischen Geste und zur Umsetzung von Anti-Pop-Songs, die trotz ihrer sperrigen Struktur eine erstaunliche Eingängigkeit entwickeln. Die Band versteht es, komplexe Emotionen und Gedanken in Songs zu gießen, die sowohl zum Mitsingen als auch zum Nachdenken einladen. Melancholie schwingt oft mit, ebenso wie eine intellektuelle Tiefe, die sich in den bisweilen verkopft wirkenden Kompositionen und Texten zeigt. Diese fordern zur Auseinandersetzung heraus und fördern eine intensivere Verbindung zum Album – ein Prozess, der nicht auf schnellen Konsum, sondern auf nachhaltige Wirkung zielt. Ian Shelton verarbeitet auf „God Save The Gun“ eigene Erfahrungen in Texten, die direkt, ehrlich und oft schonungslos sind. Gerade diese Offenheit macht das Album so kraftvoll und relevant. Die Band aus Los Angeles folgt dabei konsequent ihren eigenen Impulsen. Es wirkt nie kalkuliert, sondern stets intuitiv und leidenschaftlich. MILITARIE GUN machen Musik, die sich nicht anbiedert, sondern aus einem inneren Drang heraus entsteht. Sie klingt nach nichts anderem als nach sich selbst – roh, vielschichtig und unverwechselbar.
(Loma Vista/Universal)