NE OBLIVISCARIS – Exul

Zeit kann im Kreativprozess ein kritischer Faktor sein. Nicht alle Künstler können damit umgehen, mehr davon zu haben, als zunächst gedacht. Die COVID-19-Pandenmie hat NE OBLIVISCARIS unerwarteten Freiraum eröffnet. Im Fall der Australier ist das von Vorteil. Dem Vernehmen nach haben die Musiker ihren vierten Longplayer kritisch übergeprüft und anschließend überarbeitet sowie weiter angereichert. „Exul“ überzeugt im Ergebnis sowohl im direkten als auch dem übergeordneten Wirkungs- und Bedeutungsrahmen. Dass es mehr als drei Jahre nach der ersten Ankündigung erscheint, stört da nicht. Das Songwriting der vorwärtsdenkenden Sound-Tüftler und Extrem-Metaller ist wiederum herausragend. Spannung, Wendungen, Verschärfungen, Härte, Emotionalität, Nachdruck., Tiefgang, Anspruch – in allen genannten und vielen weiteren Kategorien gibt es jede Menge zu entdecken und abzufeiern. Der Opener ;Equus‘ setzt die Messlatte mit 12:13 vollgepackten, beeindruckenden Minuten direkt immens hoch. Technik und Komplexität werden von NE OBLIVISCARIS stets in einen verbindenden, absichtsvollen Kontext eingebunden, wobei es den Musikern um wirkliches Storytelling und den ganzheitlichen Eindruck geht. Texte und Musik verbinden sich zu einem größeren Ganzen. Die transportierten Gefühle und Stimmungen aus beiden Bereichen bedingen und verstärken einander. Clean-Sänger Tim Charles fällt auch auf der vierten Platte zusätzlich mit seinem akzentuierten Geigenspiel auf. Die herben Growls von Band-Kollege Xenoyr schaffen stimmlich eindrückliche Gegensätze. Der Dualismus von Härte und Fragilität oder Anmut und Zerstörung ist auf „Exul“ ohnehin allgegenwärtig. Die Melbourner sind vor allem eine extrem und brutal aufspielende Metal-Band. Feine Melodien und behutsam aufgebaute Atmosphäre bietet der vierte Longlayer von NE OBLIVISCARIS aber ebenso. Anlässlich ihren 20-jährigen Bestehens trumpfen die Musiker groß auf. Das Schlagzeug verantwortet noch der inzwischen ausgestiegene Daniel Presland.

(Season Of Mist)