Das Zweitwerk von NECK OF THE WOODS erscheint auf Pelagic. „The Annex Of Ire“ lässt einerseits die Wertschätzung für experimentelle, Post- und Core-verwandte Sounds erkennen, besitzt aber auch einen Hang in Richtung des technischen Death Metal. Das Quintett aus Vancouver präsentiert sich in jeder Lage und Zusammensetzung kontraststark, wandlungsfähig und heftig. Die Kanadier halten sich dabei viele Optionen offen, was bestens zu ihrem breit angelegten Stil passt.
„Bisher hat es sich für uns bewährt, eine aufgeschlossene Heavy Metal-Band zu sein“, bestätigt Gitarrist Dave. „Wir beziehen Einflüsse von großartigen progressiven Bands wie Between The Buried And Me und Opeth. Gruppen, die sich nicht scheuen, auch einmal zurückzuschalten und in melodischere Passagen einzutauchen. Wir wollen uns ebenfalls nicht einschränken, aber wir haben auch unsere Standards, was die Riffs und das Songwriting betrifft, um die Dinge für uns interessant zu halten. Das Ergebnis ist die Dynamik, die man in unseren Melodien hört.“ Die Stücke von NECK OF THE WOODS erschaffen besondere Stimmungen und garantieren während ihrer Entwicklung für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Brutalität, Tempo und Komplexität kommen dabei nicht zu kurz:
„Was das Songwriting betrifft, haben wir uns nie gesorgt“, meint Dave. „Natürlich fragt man sich mitunter, ob die Leute es mögen werden. Doch das ist nie ein treibender Faktor, der unseren Schreibstil beeinflusst. Als wir ins Studio gingen, um das Album aufzunehmen, wussten wir zu einhundert Prozent, wie „The Annex Of Ire“ klingen sollte. Das war der Grund, warum wir uns für Toningenieur Jesse Gander entschieden haben. Wir wollten den Mittelweg zwischen einem polierten Metal-Album und etwas, das immer noch echt klingt, finden. Schließlich sind wir fünf Menschen, die ihre Instrumente selbst spielen.“ Was auffällt, sind die größere Ausgeglichenheit und songdienlichere Strukturierung des Zweitwerks:
„In der Vergangenheit haben wir versucht, eine „verrücktere“ Metal-Band mit Tempowechseln und so weiter zu sein“, erklärt der Gitarrist. „Wir wollten Riffs zur Zusammenarbeit mit anderen zwingen. Das ist an sich keine schlechte Sache. Einige Bands können so etwas wirklich gut zum Laufen bringen. Da wir beim Schreiben dieses Albums einen anderen Ansatz gewählt und die Vorproduktion sehr intensiv betrieben haben, haben wir dieses Mal jeden Song um ein bestimmtes Tempo herum aufgesetzt und die Riffs in und um dieses herum eingewoben. Wenn man schon früh im Arbeitsprozess Demo-Versionen hat, kann man auch mehr mit Melodien und Grooves spielen. Das hat uns sehr geholfen.“
Das Songwriting bei NECK OF THE WOODS zieht sich manchmal dennoch: „Die einzige wirkliche Planung, die wir vornehmen, ist, dafür zu sorgen, dass unsere Lieder Höhen und Tiefen besitzen“, so Dave. „Die Intuition und das Bauchgefühl kommen erst, wenn wir ein paar Riffs beisammen haben und uns fragen: „Okay, wo muss der Song jetzt hin?“ Ein Beispiel dafür wäre ‚Crosshairs Will Shift‘. Die erste Minute dieses Liedes hatte schon lange fertig, war mir aber nicht sicher, wohin ich damit gehen sollte. Bis mir irgendwann die Idee kam, den Raum in dieser Melodie vollständig zu öffnen“.
Insgesamt ist der Musiker mit dem eigenen Zweitwerk zufrieden: „The Annex Of Ire“ ist für uns als Band definitiv der nächste Schritt. Ehrlich gesagt, hat sich unsere Beziehung zu unserer Musik aber nicht geändert; in dem Sinne, dass wir immer noch für uns selbst schreiben. Ich denke, das zugrunde liegende Ziel war es schon immer, anders zu klingen und unsere eigene Marke zu kreieren. Ich möchte jedenfalls nicht in einer Band mit allgemeinen Riffs und Song-Strukturen spielen. Wir hatten das Glück, schon früh als Support für größere Bands wie Converge, Misery Signals und Every Time I Die aufzutreten. Das hat uns geholfen, uns zu etablieren. Hoffentlich wird „The Annex Of Ire“ zu mehr Tournee-Paketen führen und vielleicht sogar zu einer Europa-Tour.“