NOSTROMO – Bucephale

Alte Helden besser denn je: die Schweizer Band zählte einst zur Speerspitze der vorwärts gerichteten, europäischen Frickelbands. Grindcore, Mathrock, Hardcore und Noise – NOSTROMO haben stilistisch immer schon all das in ihren Sound aufgenommen, was Unruhe stiftet und für radikale Attacken taugt. In der ersten aktiven Phase zwischen 1996 und Mitte der 2000er war das Quartett zumindest ein heißer Geheimtipp im Extrem-Underground, Touren oder Shows mit Vorreitern wie den frühen Converge und ebenfalls frühen Mastodon inklusive. Nach einem zwischenzeitlichen Split von elf Jahren haben die Musiker aus Genf ihre bandinternen Schwierigkeiten wieder in den Griff bekommen und sind neu durchgestartet. Dass Gojira die Gruppe direkt für einige Konzerte buchte, sagt viel über die Bedeutung und den Stellenwert von NOSTROMO aus. Der 2019er MCD „Narrenschiff“ folgt mit „Bucephale“ nun der vierte Longplayer der Schweizer. Und alles bleibt beim Alten. Zum Glück! Da sind irrwitzige und abgrundtief düstere Wall-of-Sounds voll von manischen Grooves, sägenden Vorstößen, markerweichenden Schlepp-Parts, verschachtelter Komplexität, bedrohlich anmutender Atmosphäre und noch vieles mehr. Und nichts erklingt zum Selbstzweck. Alles ist in einen größeren Bedeutungszusammenhang eingebunden, wobei „Bucephale“ mit zunehmender Spielzeit immer tiefer in einen Strudel aus Verzweiflung, Ohnmacht und purer Angst herunterzieht. NOSTROMO und ihre Tracks ziehen viel Kraft und belasten Hörer:innen psychisch. Der Extrem-Crossover der Genfer Band ist pure Katharsis und nichts für schwache Nerven.

(Hummus)