OPTIMIST

Der Ruhrpott-Vierer arbeitet an seinem „Vermächtnis“. OPTIMIST inszenieren sich auf ihrem Zweitwerk als rigoros und klar positioniert aufspielende Gruppe zwischen düsterem Hardcore, rohem Old School-Death und Einflüssen zwischen Punk, D-Beat und Grind. Die früheren Mitglieder von End Of Days legen ein ruppiges und wütendes Werk vor – einen Spiegel seiner Entstehungszeit.

Im Gespräch klärt Bassist Micha zunächst über den Band-Namen auf, der in krassem Gegensatz zum gebotenen Sound und den transportierten Texten steht: „Die Idee zum Namen stammt vom gleichnamigen Skinless-Song. Mit OPTIMIST wollten wir von Anfang an einen Kontrast schaffen, der Hörern unmittelbar vor den Kopf stößt. Zum einen ist da das Wort OPTIMIST, das der Bedeutung nach für etwas Positives steht und dem gegenüber die Musik, die sich permanent in einem negativen Grundton bewegt. Dazu funktioniert OPTIMIST auch im Englischen; wir ja mit englischen Texten gestartet. Der Sinn des Ganzen hat sich für uns bis heute nicht verändert. Der einzige Unterschied liegt darin, dass wir diesen Kontrast heute spielerisch und textlich noch besser kreieren können.“ Dafür ist die gewaschene Erfahrung verantwortlich, denn der bissige Stil-Mix bleibt gesetzt: „2010 fühlte sich musikalisch für uns sehr unecht an“, erinnert sich Micha. „Da waren diese ganzen Mosh-Bands, die ultra-böse wirken und alles und jeden kaputt kloppen wollten. Der MetalCore war schon so gut wie tot; der Deathcore total bunt und durchchoreografiert. Mit OPTIMIST wollten wir uns von all den Bands und der Szene distanzieren. Die Musik sollte zwar extrem, aber auch reduziert sein – genauso wie das optische Erscheinungsbild; nur schwarz und weiß. Für uns stand auch nie zur Debatte, ob wir einen zweiten Gitarristen benötigen. Alles, was wir spielen wollten, war in der Vierer-Standartbesetzung realisierbar. Anno 2018 klingt das nach Bands wie Nails, Friendship, Full Of Hell und wie sie alle heißen, vielleicht nicht sonderlich originell. Aber für uns war und ist es genau der richtige Weg. Wir sind ganz normale, vielleicht aber Szene-untaugliche Typen sind, die gerne angepisste Musik machen.“

Entsprechend zufrieden äußert sich der Bassist mit Blick auf das Zweitwerk: „OPTIMIST sind das musikalische Resultat von vier Leuten, die zusammen die Musik machen, auf die sie Lust haben. Wir haben da keine hohen Erwartungen oder Ambitionen. Für uns ist vor allem wichtig, dass wir Songs schreiben, hinter denen wir stehen und die für das stehen, was OPTIMIST für uns ausmacht. Natürlich sind wir stolz auf das neue Album, da sehr viel Herzblut drin steckt. Privat höre ich extrem viel Musik. Auch, wenn es sich seltsam anhört, muss ich sagen, dass unser Album die Platte ist, auf die ich mich am meisten gefreut habe.“ Was die Ausgangslage anbelangt, setzt die Ruhrpott-Kombo ihren Weg unbeirrt fort: „Wir haben am Songwriting unserer zuletzt veröffentlichten 7 Inch „Der Zerfall“ angeknüpft. Diese drei Songs sind für uns das bis dato beste Resultat dessen, was wir mit OPTIMIST erschaffen wollen. Mit den dort verarbeiteten Extremen aus Death Metal, Grind und Crust fühlen wir uns sehr wohl. Diese Mischung wollten wir auch auf „Vermächtnis“ so gut wie möglich auf den Punkt bringen.“

Auf diese Art und Weise streben die Musiker danach, ihren Aktionsradius zu erweitern: „Natürlich ist es schon unser Anliegen, dass das, was wir mit OPTIMIST machen, auch anderen gefällt“, gibt Micha zu. „Wir hoffen, auch auf Hörer zu stoßen, die uns vorher nicht so auf dem Zettel hatten oder uns als Hardcore-Mosh-Band abstempelten, da wir von BDHW Records veröffentlicht werden.“ Alle Hörer sind der Gruppe aus NRW aber nicht willkommen, wie Facebook-Statements gehen Rassisten und Faschisten, aber auch eindeutige Tracks belegen: „In der heutigen Zeit finde ich es immer richtig, Stellung zu beziehen und sich gegen den Hass gegenüber Minderheiten auszusprechen“, sagt der Bassist. „Das tun immer noch viel zu wenige Künstler, weil sie Angst davor haben, Leuten vor den Kopf zu stoßen und sie als Anhänger zu verlieren. Bei OPTIMIST war das seltsam. Obwohl wir von Beginn an immer klare Kante zu gewissen Themen bezogen haben, gab es einen Punkt, an dem wir das Gefühl hatten, dass der Mix aus harter Musik und deutschen Texten Zuhörer aus der falschen Richtung anzieht. Irgendwann kam sogar eine Mail einer Seite namens „Metalfans gegen Nazis“ mit der Frage, wo wir politisch einzuordnen sind. Und weil wir in gewissen Punkten wirklich nicht tolerant sind und uns unsere Musik am Herzen liegt, kam dieses Facebook-Statement zustande. Danach war dann Ruhe; spätestens nach ,Schwarz Rot Tod‘.“

Das Zweitwerk „Vermächtnis“ greift textlich wiederum unbequeme Themen auf und flankiert sie mit adäquaten Sounds: „Das Songschreiben geht uns recht locker von der Hand. Allerdings haben wir bei den neuen Songs verstärkt darauf geachtet, dass wir nicht immer den gleichen Strukturen folgen. Daneben war es uns wichtig, wirklich nur Teile zu verbauen, die uns komplett überzeugen und keine Kompromisse zuzulassen. Auf mich persönlich haben Bands wie His Hero Is Gone, Tragedy oder Conerge, die für einen unverwechselbaren Stil stehen, schon immer einen sehr großen Einfluss ausgeübt. Und auf Sachen wie Napalm Death, Kickback, Triptykon oder alten Old School-Death Metal können wir uns bei OPTIMIST immer einigen. Die Bandbreite und der damit verbundene Einfluss sind da nahezu unendlich. Es muss halt nur intensiv sein.“

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