Das Zweitwerk der Band aus Hof ist primär zwischen Death Metal und Deathcore angesiedelt, bietet aber auch viele darüber hinaus gehende Ansätze. Das verstärkt die Variabilität und Dynamik und bietet Überraschungswert. Zudem verfügt „Halluci.Nation“ über heftige Brutalität und handwerklichen Anspruch. Kurzum: die seit Herbst 2015 aktiven PESTEROUS MIND entwickeln ihr Spiel schlüssig weiter.
„Wir sind definitiv stolz auf unser neues Album, da es für uns eine deutliche Steigerung gegenüber unserem Debüt „Infinite Abyss“ ist“, stimmt Frontmann Sascha Meyer zu. „Zweifel oder Unsicherheit bestehen nicht. Es gibt immer Leute, die mit deiner Musik nichts anfangen können. Das ist auch gut so, denn wenn uns jeder geil finden würde, würden wir definitiv was falsch machen.“ Die vier Musiker (gegenwärtig ohne festen Bassisten) haben auf ihre Intuition und breit gefächerten Interessen vertraut: „Wir gingen ganz locker die Sache an“, so der Sänger. „Wir haben schon mit dem Songwriting begonnen, als unser Debüt noch nicht ‘mal erschienen war. Es waren viele Ideen in unseren Köpfen. Es hat sich einfach natürlich angefühlt, gleich neue Songs zu schreiben. Irgendeinen Druck zwecks „schwierigem, zweitem Album“ haben wir nicht verspürt.“
Dazu muss man wissen, dass die Oberfranken die Dinge bi PESTEROUS MIND ausgehend von ihren Erfahrungen mit/bei Senicide, Hate Ignition, Violation, Rising Hate/They Peed On My Rug und Angelus Mortis anders angehen: „Wir wollten einfach uneingeschränkt Musik machen“, bekräftigt Sascha. „Das Fundament war allerdings klar: Death Metal! Aber alles, was darauf erbaut wird, stand in den Sternen und daran halten wir bis heute fest. Unsere Vorgänger-Bands waren zu sehr auf Genres fixiert und darauf hatten wir alle keine Lust mehr. Jetzt kommt jeder auf seine Kosten. Mal mehr Thrash, Black, Core oder Prog. Ich denke, das zeichnet uns auch aus. Man kann uns in keine Schublade packen. Sind wir Death Metal? Melo Death? Thrash? Deathcore? Ja und Nein.“ Entsprechend kontrastreich entwickelt sich „Halluci.Nation“, denn der skizzierte Crossover bietet den Musikern vielfältige Möglichkeiten:
„Die Vorzüge sind, dass sich jeder am Songwriting beteiligen kann“, weiß der Frontmann. „Selbst ich, obwohl ich kein Instrument spiele. Da wird schon mal das ein oder andere Riff vorgesungen und dann nachgespielt. Wir haben alle andere Vorlieben im Metal-Genre. An jeder Idee wird gearbeitet. In unseren Vorgänger-Bands haben wir oft den Satz gehört „Aber das passt doch nicht zu uns.“ oder ähnliches. Aber wir sagen „Fuck it !“ Keine Idee wird sofort abgeschmettert oder abgewunken. Somit hat jeder gleich viel Spaß an der Band.“ Diese kreative Freiheit haben die Süddeutschen von Beginn an gelebt, wie der Shouter anführt:
„Richtig daran gewöhnen musste sich keiner, da von Anfang an klar war, dass sich hier jeder gleich viel einbringen muss. Die ersten drei Songs, welche wir geschrieben haben, hätten unterschiedlicher nicht sein können: ,Until Dawn‘ war Melodic-Death Metal, ,Don‘t Let This World Tear You Apart‘ zwischen MetalCore und Hardcore und ,Infinite Abyss‘ irgendetwas zwischen Black Metal oder Black’n’Roll’n‘Death. Aber trotzdem klang alles nach PESTEROUS MIND.“ Neben der gebotenen Brutalität und Komplexität setzt die Gruppe aus Hof immer auch auf einen einordnenden Kontext und wiedererkennbare Akzente:
„Die Songs sollen im Kopf hängen bleiben“, bestätigt Sascha. „Es bringt nichts, wenn man den übelsten Tech-Death spielt, aber keine Struktur besitzt. Nur durch Kontraste kommt richtige Brutalität auf. Die heftigen Momente sind sehr wichtig für uns, denn dadurch kriegen meine Texte auch mehr Gewicht. Es steckt viel Sozialkritisches in meinen Texten. Wenn ich über Diskriminierung, Ausbeutung und Gier singe, brauch ich die Heavyness, um es auch glaubwürdig zu machen. Hinter dem, was ich schreie, stehe ich voll und ganz.“