Die Pop-Punk-Verortung, die PINKSHIFTs 2022er Debüt „Love Me Forever“ begleitete, war von Anfang an nur eine grobe Skizze – ein Versuch, das energetische, aber stilistisch noch nicht vollständig definierte Klangbild der Band einzuordnen. Mit dem zweiten Album „Earthkeeper“ wird deutlich: Diese Schublade ist längst zu eng geworden. Das Trio aus Baltimore, Maryland hat sich hörbar weiterentwickelt und öffnet sich nun bewusst Einflüssen, die zuvor nur angedeutet wurden. Was einst als studentisches Nebenprojekt begann, ist heute ein künstlerisches Statement mit Tiefgang und Vision. „Earthkeeper“ ist mehr als nur ein Album – klanglich sprengt es Genre-Grenzen und bewegt sich souverän zwischen Alternative-Rock, Grunge, Metal und Post-Hardcore. Inhaltlich geht es um nichts Geringeres als das Wesen der Existenz, um Spiritualität, um die Verbindung zwischen Individuum und Kosmos. Der Titel fungiert dabei als Leitfigur: ein symbolischer „Hüter der Erde“, der für Bewusstsein, Verbundenheit und Schutz steht. Wer das Album philosophisch deuten möchte, erkennt darin eine Auseinandersetzung mit dem Unterbewussten, dem Nicht-Greifbaren und dem übergeordneten Zusammenhang zwischen allem und jedem. Ashrita Kumars Gesang ist das emotionale Zentrum dieser Reise. Ohne Pathos, aber mit radikaler Ehrlichkeit und intensiver Ausdruckskraft transportieren die Vocals eine Tiefe, die berührt und aufrüttelt. Es ist diese Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke, die „Earthkeeper“ so besonders macht. Auch musikalisch zeigt sich die Band gereift: Die Produktion ist organisch und kraftvoll, die Arrangements durchdacht und dynamisch. Dabei bleibt das Album trotz seiner Komplexität zugänglich. Die düstere Ästhetik und die rohe Energie schaffen eine emotionale Nähe, die selten ist. PINKSHIFT gelingt es, persönliche Erfahrungen mit universellen Themen zu verweben – Verlust, Selbstfindung, Hoffnung und Widerstand sind zentrale Motive, die sich wie ein roter Faden durch das Werk ziehen.
(Hopeless)