Das 2019 veröffentlichte „Nova“ hat breiten Anklang gefunden und den Briten viele neue Fans eingebracht. Die Arbeit mit mehr Melodie, einem Breitwand-Moment und bewusster Kontrastbetonung hat einen Sound-Mix entstehen lassen, der POLAR positiv vom Gros der Mitbewerber abgesetzt hat und ihre stilistische Eigenständigkeit ins Zentrum gerückt. Angesichts dessen überrascht es nicht, dass die aus Guildford, Surrey stammende Gruppe diesen Weg weitergeht. Das fünfte Album seit der Band-Gründung im Jahr 2009 mutet dabei sogar noch einen Tick emotionaler und zerrissener an, obschon die Texte partiell so optimistisch wie niemals zuvor angelegt sind. Die zehn Stücke von „Everywhere, Everything“ entstehen in den Untiefen und Schattierungen zwischen Modern-Melodic- und Post-Hardcore sowie MetalCore, wobei POLAR schlicht den „Erfordernissen“ der Songs folgen und sich nicht mit schnöden Stil-Fragen befassen. Der Nachfolger von „Nova“ klingt durchweg dringlich und belastbar. Die Songs sind grundsätzlich identifikationsstiftend und zugänglich aufgesetzt, lassen aber auch brachiale Akzente nicht außen vor. Ihre wahre Größe und das hymnische Zulaufen fast aller Tracks bemerkt man dennoch erst in der bewussten Auseinandersetzung mit dem Material. Wohl auch deshalb, weil die Briten vor allem im Grenzbereich zwischen Traurigkeit/Melancholie und Zuversicht/Erwartungsfreude unterwegs sind. So oder so: die Emotionalität steht zentral und die Kompositionen reichen trotz der obligatorischen Clean- und Chor-Gesänge tief. POLAR gelingt es zudem, noch weniger berechenbar aufzuspielen und einen in jeder Hinsicht bindenden Klangraum aufzuspannen. Toll.
(Arising Empire)