PREYRS – The Wounded Healer

Die Wahl-Berliner PREYRS sind stark von den Schriften des Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung inspiriert. Bereits der Titel ihres Debüt-Albums „The Wounded Healer“ verweist auf die tiefenpsychologische Grundlage und gibt die Richtung vor: eine musikalische Reise durch Schmerz, Transformation und kathartische Erneuerung. Das zugrundeliegende Konzept von Jung beschreibt ein Wesen, das durch das bewusste Annehmen und Umarmen eigener Traumata und Verletzlichkeiten die Fähigkeit zur Empathie und Heilung entwickelt. Das Quartett um die aus Belfast stammende Sängerin Amy Montgomery und den Multi-Instrumentalisten, Produzenten und ehemaligen Mojo Fury-Frontmann Michael Mormecha präsentiert sich als künstlerisch vielschichtiges, widersprüchliches und wandelbares Kollektiv. Die Musik lebt von Kontrasten zwischen roher Energie und fragiler Introspektion, zwischen eruptiver Wut und zarter Heilung. Das Label Pelagic verortet PREYRS stilistisch in der Nähe von Acts wie Nine Inch Nails, Chelsea Wolfe, Sonic Youth, Julie Christmas, Alanis Morissette, My Bloody Valentine, Siouxsie and The Banshees und den Melvins. Diese Referenzen geben vor, dass sich PREYRS nicht auf ein Genre festlegen lassen, sondern vielmehr einen hybriden Sound zwischen Alternative Rock, Heavy Metal, Noise und Industrial kultivieren. „The Wounded Healer“ ist ein Album, das sich bewusst jeder klaren Struktur verweigert. Klanglich bewegt es sich zwischen verstörender Härte und atmosphärischer Tiefe, zwischen brachialer Dissonanz und orchestraler Weite. Immer wieder durchziehen elektronische Texturen und cineastische Arrangements das Klangbild, wodurch sich ein vielschichtiger akustischer Raum öffnet, der ebenso fordernd wie faszinierend ist. Im Zentrum steht Amy Montgomery, deren Stimme mit beeindruckender Wucht und Ausdruckskraft durch die Songs trägt. Ihre Performance ist kompromisslos, charismatisch und oft von einer fast übernatürlichen Intensität geprägt. Die Texte sind dabei alles andere als leicht verdaulich: sie konfrontieren, fordern heraus und lassen tief blicken in persönliche wie kollektive Abgründe. Doch gerade diese Unbequemlichkeit macht den Reiz aus: PREYRS wollen nicht gefallen, sondern berühren – und das mit aller Konsequenz.

(Pelagic)