Die Geschichte von PSYGNOSIS ist keinesfalls alltäglich. Die Franzosen sind zwischen 2009 und 2015 mit Gesang und programmiertem Schlagzeug angetreten. Stilistisch hat man das Feld des atmosphärisch-extremen Metal erforscht und zur Vertiefung der entwickelten Plots schon damals elektronische Anreicherung genutzt. Nach mehreren Veröffentlichungen – darunter zwei Longplayern – hat die Gruppe aus Paris einen Neustart initiiert. PSYGNOSIS treten seither rein instrumental in Erscheinung, nutzen dabei allerdings nunmehr ein Cello und einen Schlagzeuger. Das Storytelling steht mehr denn je im Vordergrund. Die Kompositionen sind länger geworden – und auch spannender. Die Cello-Klänge gaukeln bisweilen Gesang vor, was ein interessanter Effekt ist. Das Cover von „Mercury“ und Song-Titel wie ,Eclipse‘, ,Sunshine‘ oder ,Uranometria‘ suggerieren Weite, Grenzenlosigkeit und Tiefe. All das ist mit dem Spiel und der Klangästhetik von PSYGNOSIS zu assoziieren. Welche Bilder und Empfindungen man genau mit den Songs verbindet, dürfte hörerindividuell verschieden sein. Die Kunst der Franzosen ist zweifellos interpretationsoffen und vieldeutig aufgesetzt. Das Quartett ist kompositorisch erfahren und versteht sich darauf, dynamisch aufzuspielen und sein Publikum zu unterhalten. Die gebotenen Kontraste sind eindrücklich. Als Extremausprägungen stehen sich komplexe, rasende Frickelei und schaurig-schöne, melodische Atmosphäre gegenüber. Unabhängig von der situativen Ausprägung sind es die elektronischen Anreicherungen und besonders der Klang des Cellos, die „Mercury“ auszeichnen und PSYGNOSIS vom Gros anderer versierter Extrem-Tüftler abgrenzen.
(Season Of Mist)