RED HANDED DENIAL

„A Journey Through Virtual Dystopia“ – die Kanadier thematisieren auf ihrem vierten Album die Schattenseiten von Hightech und Neuzeit. Musikalisch nutzen RED HANDED DENIAL moderne Hilfsmittel und elektronische Anreicherung, um einen zeitgemäßen Hart-Zart-Sound zu setzen. Das Quintett aus Toronto siedelt seine zehn Tracks zwischen Prog, Djent, Post-Hardcore/Metalcore und Pop an.

Wir sind eine zugängliche Metal-Band, die selbst Leuten gefällt, die gemeinhin nichts mit Screams und musikalischer Härte anfangen können“, zeigt sich Schlagzeuger Tyson Dang überzeugt. „Ich empfehle jedem, zumindest bis zum ersten Refrain zu warten. Spätestens dann gibt es bei uns immer etwas Schönes. Die Leute bringen uns immer wieder mit Protest The Hero und Periphery in Verbindung, aber auch mit Paramore. Das sind die drei Gruppen, auf die es meistens hinausläuft. Und ich möchte gar nicht bestreiten, dass man Elemente von ihnen in unseren Songs findet.“ An anderer Stelle haben die Kanadier kürzlich eine Beeinflussung durch Sleep Token, Dayseeker, Michael Jackson und Bruno Mars ausgedrückt: „Es klingt banal, doch letztlich zählt allein der Song“, erwidert Tysong darauf angesprochen. „Ist ein Stück gut, ist es gut. Das gilt für Country, Pop und Hip Hop, aber auch K-Pop und J-Rock, die ich inzwischen regelmäßig höre und die mir einst dabei geholfen haben, das Schlagzeugspiel zu lernen.“

Die Geschichte hinter dieser Aussage ist schnell erzählt: „Wie jedes asiatisches Kind sollte ich Klavierspielen“, führt der Kanadier aus. „In unserem Haushalt stand sogar ein Klavier, doch ich bin um das Lernen herumgekommen. Mein Vater hat Gitarre gespielt, was mich mehr interessierte. Als ich dann so sieben oder acht Jahre alt war, habe ich im Musikraum meiner Schule ein Schlagzeug entdeckt. Es stand in der Ecke und hat mich faszinierend, weil es nicht nur aus einem Stück, sondern ganz vielen verschiedenen Teilen besteht. Weil ich nicht Schulkapelle angehörte, wollte mich der Lehrer aber nicht spielen lassen. Deshalb hat es bis zu meiner Highschool-Zeit gedauert, bis ich erstmals Schlagzeug spielen konnte. Wenn keine Proben stattfanden, durften wir in den Unterrichtspausen an die Instrumente. Es hat sich sofort gut angefühlt und nicht nach totalem Chaos angehört. Obwohl ich keine Ahnung hatte. Das hat mich genauso wie meine Freunde gewundert und war ein guter Start. Deshalb bin ich drangeblieben. Anfangs habe ich vor allem drei Bands nachgespielt und so das Spielen gelernt: Blink 182, My Chemical Romance und die J-Rock-Band Asian Kung-Fu Generation, AKG. Insbesondere AKG waren schnell zu verstehen und haben meine Begeisterung verstärkt.“

Seit 2011 ist Tyson Schlagzeuger von RED HANDED DENIAL, einer Band, die ebenfalls pragmatisch und ein Stück weit unkonventionell unterwegs ist: „Mit den vielen neuen Hilfsmitteln und Apps ist alles sehr einfach“, so der Musiker. „Selbst wenn man keine Ahnung hat, kann man sich alles innerhalb kürzester Zeit selbst beibringen. Die ersten drei Google-Links helfen zumeist schon weiter. Für fast jede Frage gibt es Hilfe in Form eines YouTube-Videos. Es ist so einfach. Als wir „I’D Rather Be Asleep“ geschrieben haben, das 2022 erschienen ist, war die Entstehungsgeschichte wild. Eigentlich sollte es in Michigan aufgenommen werden, was dann aufgrund der Pandemie nicht möglich war. Stattdessen hatten wir viel Zeit, die Songs wieder und wieder umzuschreiben und zu verändern. Das hat zu einem Sound geführt, von dem wir wussten, dass wir einer großen Sache auf der Spur sind. Unsere damalige Lead-Single ,Father Said‘ ist der Track, der gewissermaßen die Blaupause für das ist, was wir heute mit all unseren Stücken tun. Es gibt schwere Momente, aber auch einfach schöne Passagen. Wir setzen Riffs, aber die Komplexität ist nicht übertrieben. Alles klingt modern und wird durch elektronische Elemente miteinander verbunden. „Normale Hörer“ werden nicht überfordert, sondern können allen Stücken problemlos folgen. Mit ,Father Said‘ haben wir den Weg entdeckt, dem wir nun mit „A Journey Through Virtual Dystopia“ folgen und den wir ausbauen.“ Weil RED HANDED DENIAL wissen, was sie wollen, konnten sie durchziehen:

Dieses Mal war alles viel fokussierter und ist in kürzerer Zeit entstanden“, bestätigt der Schlagzeuger. „Wir waren einen Monat im Studio und haben dort von morgens bis abends gearbeitet, bis wir erschöpft ins Bett gefallen sind. Diese Phase war sehr intensiv. Auch deshalb, weil unser Produzent Lee viele gute Ideen hatte, mit denen wir gespielt und von denen wir etliche eingearbeitet haben. Manchmal waren es nur kleine Details, die die Wirkung der Stücke jedoch enorm aufwerten. Als Künstler ist man oft betriebsblind, weil man mit der eigenen Arbeit emotional so sehr verbunden ist. Ein objektives Ohr von außen hilft in diesem Fall und öffnet den Blick für weitere Möglichkeiten. Auf den vorangegangenen Veröffentlichungen haben wir allein das umgesetzt, was und wie wir es wollten. Es ist ein Ausdruck unserer Reife, dass wir heute auch über die Vorschläge anderer nachdenken und sie aufgreifen. Das beginnt schon beim Songwriting, bei dem wir nichts mehr ausschließen. Das Ausprobieren ist mindestens der halbe Spaß, auch wenn nicht immer alles funktioniert.“

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