Das Zweitwerk der Dänen ist in mehrfacher Hinsicht ein Album der Zufälle. RIVERHEAD ist zwischen dem 2018er Debüt „Nothing“ und der Arbeit an dessen Nachfolger der Frontmann abhandengekommen. Als die Band nach erfolgloser Ersatzsuche rein instrumental weiterarbeiten wollte, stieß doch noch Jacob Bredahl (ex-Barcode, -Hatesphere, -Allhelluja) in die Lücke, der eigentlich nur als Produzent vorgesehen war. Der Erhalt einer Krebsdiagnose für den Sänger während des Arbeitsprozesses warf neuerlich alles über den Haufen und bestimmt nunmehr den Fokus des Albums. „Cancer“ bezieht sich dabei nicht ausschließlich auf die gesundheitliche Herausforderung für Jacob Bredahl selbst, sondern steht synonym für all das, was schlecht laufen und Ungemach bereiten kann – egal was, wann und wo. Die persönliche Betroffenheit, das Existenzielle der Situation und die mentale Kraftanstrengung, gegen die Krankheit anzukämpfen, bestimmen die Platte und haben die Band zusammenwachsen lassen. „Cancer“ klingt in jeder Hinsicht intim und verschworen, zugleich aber auch aufbegehrend und kämpferisch. RIVERHEAD und ihr Frontmann ergeben sich dem Schicksal nicht, sondern treten ihm erhobenen Hauptes entgegen. Die zehn Tracks zwischen Post-Hardcore und Punk-Rock klingen aufgewühlt und aufwühlend. Zentral steht die ungefilterte Emotionsverarbeitung in all ihren Ausprägungen. Das umfasst auch zweifelnde Momente und kurzzeitige Ausweglosigkeit, natürlich. Alles in allem klingt „Cancer“ trotz der Leben-Tod-Thematik weniger gedrückt und düster als man erwarten könnte. Jacob Bredahl und RIVERHEAD verstecken sich nicht, sondern gehen offen mit der Situation um und schauen, was sich machen lässt. Dadurch spenden sie sich selbst und ihrem Publikum Kraft und Zuversicht.
(Sounds Of Subterrania)