Besucht man die bandcamp-Seite der Berliner, liest man dort von atmosphärischem Post-Metal und instrumentalem Doom. Das sind zumindest die Tags, die sich RYR selbst zugewiesen haben. Das Dreiergespann aus der Hauptstadt ordnet sich demnach eher dem Metal denn dem Rock zu, was mutmaßlich an der musikalischen Sozialisation der Beteiligten liegt. Wer sich „Transient“ mit einem anderen Hintergrund annähert, hört aber mindestens ebenso viel Post-Rock. Die Grenzen sind ohnehin fließend, also warum ohne Not verengen? Das 40-minütige Zweitwerk des Trios unterhält über die volle Spielzeit, weil die gebotenen Spannungsbögen die Input-Seite kontinuierlich anreichern und RYR geschickte Songwriter sind. Das „Fehlen“ von Gesang fällt absolut nicht ins Gewicht und auch die natürlich limitierte Besetzung tut dem Gelingen keinen Abbruch. „Transient“ klingt jederzeit ausgewogen, organisch und düster. Die eindrücklichen Gegensätze innerhalb der einzelnen Songs – aber auch innerhalb des gesamten Werks – wirken nachhaltig und wie von den Musikern beabsichtigt. Die Unruhe steigert sich bei der Auseinandersetzung mit dem Album ohne Unterlass, denn die Berliner setzen auf ihrem Zweitwerk konsequent nach. Selbst die fragil adressierten Momente wirken irgendwann unterschwellig brachial und grimm.
(Golden Antenna)