SERMON – Of Golden Verse

Konzeptionell geht es um das große Ganze. Darunter geht nichts, natürlich nicht. Alle Songs des Zweitwerks der britischen Band beschäftigen sich mit unterschiedlichen Ausprägungen von Machtmissbrauch auf individueller, kultureller, religiöser oder politischer Ebene. Dass SERMON darüber in Rage, Unglauben oder Verzweiflung geraten, kann gar nicht anders sein. Das 2019er Debüt „Birth Of The Marvellous“ hat den Londonern viel Aufmerksamkeit beschert. Die Musiker haben das zum Anlass genommen, satt nachzulegen. „Of Golden Verse“ bietet dabei weniger Melancholie und Schwermut als sein Vorgänger und mutet mitunter rockiger an. Das Zentrum der Kreativarbeit von SERMON liegt weiterhin im Düster-Prog, den die Gruppe atmosphärisch, flächig und breit ausarbeitet. Repetitive Passagen und eine mystische Anmutung – die Identität von Kreativkopf Him (Gitarre, Keyboard, Gesang) ist weiterhin ungeklärt – ziehen sich durch die ganze Platte. Für die melodischen Spannungsbögen und tollen Clean-Gesänge gilt dasselbe. Die warme, tief reichende Emotionalität des Spiels von SERMON hat viel für sich. Obschon der Rock gegenüber dem Metal die Oberhand zu haben scheint, weist „Of Golden Verse“ eine getragene Schwere auf, die für die Rezeption bestimmend ist. Das verhält sich ähnlich wie bei Katatonia, an die man beim Hören des Zweitwerks der Briten immer wieder erinnert wird. Beileibe keine schlechte Parallele.

(Prosthetic)