SKILLET

Die Botschaft von Tracks wie ,Surviving The Game‘ und ‚Standing In The Storm‘ ist eindeutig positiv. Jede:r ist seines Schicksals eigener Schmied. Ohne Mut, Zuversicht, Kraft und Glauben geht es aber nicht. Kommt beides zusammen, wird die Zukunft besser als die Vergangenheit sein. SKILLET verstehen sich auch auf „Dominion“ darauf, aufbauende Durchhalteparolen in mitreißender Hymnenform zu setzen und ihre Hörerschaft zu motivieren. Die gleichsam dynamische wie eingängige Mischung aus Alternative-Rock und NuMetal kommt noch dazu immens Hit-verdächtig.

Das Quartett aus Memphis, Tennessee besteht seit 1996 und hat sich seine Fanbasis zunächst sukzessive aufgebaut und dann beständig erweitert. Der Zuspruch und Erfolg, den SKILLET einfahren, ist beeindruckend. Bis dato stehen zwei US-Multi-Platin-Alben, zwei Gold-Longplayer, US-Multi-Platin-Singles und vier Gold-Singles zu Buche. Als Referenz-Nummer der Gruppe sticht mit Blick auf Europa vor allem ,Legendary‘ vom 2019er Album „Victorious“ heraus. Exakt auf dieser Platte baut die Band nun auf. Es ist absehbar, dass der Vierer um Frontmann John Cooper (Lead-Gesang, Bass, Akustik-Gitarre) seinen Aktionsradius mit seiner elften Scheibe nochmals erweitern wird. Auf den Kern heruntergebrochen, bekommt man es mit einer Ansammlung von zwölf Hit-Singles zu tun, von der jede für sich steht. „Dominion“ funktioniert aber auch in seiner Gesamtheit wunderbar.

„Inzwischen sind wir schon eine sehr lange Zeit unterwegs“, holt John Cooper aus. „Als wir einst gestartet sind, haben wir weder gewusst noch verstanden, was es bedeutet, eine Band zu sein. Es ging uns zunächst allein um den Spaß an der Sache. Wir haben Songs geschrieben, Konzerte gespielt und uns ausprobiert. Nachdem wir dann unser erstes Album fertiggestellt hatten, habe ich das erste Mal verwundert festgestellt, welch große Unterschiede zwischen uns bestanden und wie sehr unser Blick auf die weitere Entwicklung der Band voneinander abwich. Bis heute ist es eine große Herausforderung geblieben, in der jeweiligen Besetzung einen einheitlichen Blick auf die Band und ihren Sound abzustimmen. Wann macht es Sinn, neue Elemente aufzunehmen? Wann sind Punkte erreicht, an denen man sich grundsätzlicher hinterfragen muss? Meine Frau Korey und ich arbeiten gut zusammen. Sie ist schon fast seit Beginn an Teil der Band. Wir stehen den Ideen des jeweils anderen immer aufgeschlossen gegenüber und lassen uns davon überraschen, wohin uns das führt. Darüber hinaus haben wir gelernt, dass es sinnvoll ist, sich die Meinung anderer Leute einzuholen, ob nun von den anderen Band-Mitgliedern, dem Label oder von Freunden. So lässt sich abklopfen, ob wir uns vielleicht doch zu weit von dem entfernt haben, was uns ausmacht. Natürlich wollen sowohl unsere Hörer als auch wir selbst etwas Frisches, Aufregendes und neue Ideen, die überraschen. Doch damit kann man es auch übertreiben. Genau das wollen wir vermeiden. Die Verbindung zu unserem bisherigen Schaffen soll erhalten bleiben. Das ist uns wichtig, denn natürlich wollen wir authentisch bleiben und klingen. Das kann durchaus schwierig sein, wenn man ebenfalls darauf aus ist, neue Dinge auszuprobieren und man sich vom Moment mitreißen lässt.“

Das neue Album überrascht ob seiner schroffen, drückenden Attitüde, beschert damit aber neue Eindrücke: „Ich stimme der Einschätzung zu, dass „Dominion“ von seiner Stimmung her dunkler als unsere letzten Platten ausfällt“, so der Frontmann. „Als Songwriter erlebe ich die Musik von SKILLET wahrscheinlich aber ohnehin auf andere Art und Weise als unsere Hörer. Deshalb kann ich die Wirkung zumeist nicht voraussagen. Bezüglich unseres letzten Albums „Victorious“ dachte ich beispielweise, dass dies schon düster, heftig und atmosphärisch wäre – zumindest gemessen an unseren Veröffentlichungen. Umso überraschender war es dann, zu hören, dass unsere Hörer es zu einem großen Teil nicht so empfunden haben. Ich versuche heute gar nicht mehr, Mutmaßungen darüber anzustellen oder Erwartungen davon zu haben, wie wir auf andere wirken. Damit liegt man sowieso immer falsch. Was ich tun kann, ist es, mich auf die kreative Arbeit zu konzentrieren und Songs zu schreiben, die sich für mich aufrichtig und ehrlich anfühlen. Meistens weisen unsere Stücke eine düstere Grundstimmung auf. Das liegt daran, dass ich vom Metal beeinflusst bin und dieser mit Härte und Dunkelheit einhergeht. Aber auch in den rockigen Passagen besitzen zumindest die Texte dunkle Sprachbilder, denn mit solchen arbeite ich nun einmal. Meine Frau Korey wiederum mag fragile Momente und reduzierte Musik, die ebenfalls düster wirken. Sie interessiert sich für Soundtracks und Keyboard-Klänge und bringt das in unsere Songs ein. Korey ist wirklich gut darin, besonders atmosphärische Parts zu erschaffen. Wir arbeiten gut zusammen. Das, was gefühlsbetont und atmosphärisch wirkt, stammt mehrheitlich von Korey. Die heftigen und Riff-basierten Sachen sind das, was ich beisteuere. Mit Blick auf „Dominion“ ging es uns vor allem darum, ein aufregendes Album umzusetzen, das heftig ausfällt und die Leute abgehen lässt. Darüber hinaus soll es Hoffnung für das neue Jahr geben. Es erscheint ja quasi zum Jahreswechsel und die ganze Menschheit hofft doch, dass das nächste Jahr besser und normaler als 2021 wird. Wir hatten zuletzt so viel durchzustehen und müssen es überwinden, Gefangene unserer Ängste zu sein. Wir müssen optimistisch vorausschauen. Um den dafür nötigen Impuls zu geben, mussten wir ein solch heftiges Album abliefern.“

„Dominion“ ist nicht nur aufwühlend, sondern auch auffällig. SKILLET gelingt es neuerlich, zwingende Smasher zwischen Rock und Metal zu setzen, deren Botschaft positiv und bestärkend ausfällt. Die nächste Hit-Platte kündigt sich an: „Mit Erwartungen ist das so eine Sache“, äußert John Cooper. „Es ist heute irgendwie schwerer, weil wir schon einen solch großen Erfolg hatten und die Leute damit unweigerlich mehr von uns erwarten. Viele geben vor, zu wissen, wie unser nächstes Album klingen muss – die Fans, das Label, der Produzent und wahrscheinlich auch Korey und ich. Wenn man sich zu sehr damit beschäftigt, wird man verrückt und in der Folge kreativ gehemmt. Schon vor vielen Jahren habe ich deshalb beschlossen, mich von solchen Überlegungen oder Einschränkungen frei zu machen. Mir geht es schlicht und ergreifend darum, Alben zu schreiben, die authentisch klingen und auf die ich stolz bin. Das ist meine Maßgabe seit 2016, als wir „Unleashed“ veröffentlicht haben. Wir haben entschieden, uns dem Druck nicht zu beugen – weder dem externen noch dem internen. Man wird es ohnehin nie schaffen, es mit einem Album jedem recht zu machen. Gelingt einem das doch, ist das umso schöner. So, wie uns mit „Awake“ und dessen Hits ,Monster‘ und ,Awake‘. Nur darauf anlegen kann man es nicht. Auch die Platten davor waren bereits erfolgreich. Wir waren zufrieden. Dann aber gab es auf einmal Gold- und Platin-Status und für ,Awake‘ sogar Mehrfach-Platin. Auf der anderen Seite standen frühe SKILLET-Fans, die „Awake“ als unser Sellout-Album eingeordnet haben und enttäuscht waren. Ihnen hat das gefehlt, was in ihren Augen zuvor besonders an unserer Band war. Mit anderen Worten: selbst wenn man super erfolgreich ist, gibt es immer auch andere Stimmen und Reaktionen, die einen runterziehen. Ich genieße den Luxus, seit 25 Jahren Musiker zu sein und davon leben zu können. Unsere Karriere hängt glücklicherweise nicht mehr davon ab, dass wir zwingend eine große Hit-Platte abliefern müssen. Wir können schlicht die Musik machen, die wir wollen und sich für uns richtig anfühlt. Uns ist daran gelegen, authentisch aufzuspielen und Songs zu schreiben, die sich auf für die Hardcore-SKILLET-Fans echt anhören. Wenn denn überhaupt, ist es unser Anliegen, unseren Hardcore-Fans etwas zu bieten, das ihnen gefällt und woran sie Spaß haben. SKILLET war noch immer dann am besten, wenn wir schlicht wir selbst waren.“

Im Ergebnis unterscheidet sich die Schwerpunktsetzung der einzelnen Veröffentlichungen von Mal zu Mal: „Das neue Album ist schon deshalb anders, weil es heftig ausfällt“, weiß der Musiker und Sänger. „Aber noch einmal, das dachte ich schon bezüglich „Victorious“. Die Gitarren kamen direkt und schnörkellos. Es war in vielerlei Hinsicht ein Stadion-Rock-Album. „Dominion“ klingt nun weitaus düsterer und stellt stärker auf das Schlagzeug- und Bass-Spiel ab, das sehr tief angelegt ist. Das liegt an der Zusammenarbeit mit unserem Produzent Kevin Churko, der für so etwas bekannt ist. Er hat tolle Platten mit Papa Roach, Disturbed und Five Finger Death Punch umgesetzt, auch für Ozzy Osbourne, die brachial und heftig klingen. Die Art der Aggression schätze ich sehr. Einige Leute finden, dass „Dominion“ heftig angelegt ist. Für mich ist es ein wenig heftiger als der Vorgänger. Wichtiger aber ist, dass es energetisch klingt und zugleich melodisch ist. Das ist es, was Songs wie ,Surviving The Game‘ und ‚Standing In The Storm‘ auszeichnet. Auf „Dominion“ finden sich zudem sehr schnelle und harte Stücke, die eher untypisch für uns sind. So etwas haben wir bislang noch nicht aufgenommen, aber sie bleiben immer auch melodisch. Für mich sind es gerade die Melodien, die alles frisch und hörbar halten und nach SKILLET klingen.“

Eine weitere Folge ist es, dass die Tracks allesamt in Richtung Hymne gehen, ohne dass es immer gleich offenkundig ist: „Für Gitarristen und Bassisten liegt es in der Natur der Sache, Riff-basierte Songs zu schreiben“, äußert John Cooper auf das Songwriting angesprochen. „Ich habe Spaß daran, komplexe Riffs zu spielen und mich herauszufordern. So finde ich heraus, was cool ist und was nicht. Es stimmt, dass einzelne Songs auf „Dominion“ technischer angelegt sind. Das Riff in ,Surviving The Game‘ ist beispielsweise gar nicht so einfach zu spielen, weil wir so etwas bisher noch nicht gemacht haben. Dasselbe gilt für etliche Soli der Platte, die für mich herausragend klingen und den Sound von SKILLET auf die nächsthöhere Ebene heben. Am Ende geht es für uns aber darum, Songs zu schreiben, bei denen die Leute mitsingen, zu denen sie mit den Füßen stampfen oder die Fäuste in die Höhe strecken können. Wir wollen unsere Hörer mitnehmen und ihnen das Gefühl geben, Teil von uns zu sein. Das eine geht aber nicht ohne das andere, denn natürlich muss die Substanz stimmen. Wer nur einseitig agiert, muss sich den Sellout-Vorwurf vielleicht wirklich gefallen lassen. Nichtdestotrotz ist es auch eine Tatsache, dass unsere bisher größten Songs gerade diejenigen waren, die am wenigsten technisch angelegt sind, wie ,Monster‘ oder ,Hero‘. Diese Stücke sind nicht anspruchsvoll zu spielen, aber verdammt catchy. Für mich spielt das aber keine Rolle, weil ich ohnehin das tue, von dem ich denke, dass es cool klingt. Die Schwierigkeit im Songwriting besteht darin, all die verschiedenen Einflüsse so miteinander in Verbindung zu setzen, dass das Ergebnis organisch und zusammengehörig klingt. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich mir während des Songwriting keine Sorgen machen muss, sondern auf meine Intuition vertrauen kann. Es bringt nichts, Songs zu sehr zu durchdenken. Am Ende bleibt stets genug Zeit, sich über die Qualität der Tracks klar zu werden und die Reihenfolge eines Albums festzulegen. Kreative Ausreißer sind dabei ausdrücklich willkommen. Auf „Dominion“ findet sich beispielsweise ganz am Ende das Stück ,White Horse‘ mit Rap-Vocals und starken Industrial-Einflüssen. So etwas hatten wir noch nie, Während des Arbeitsprozesses habe ich geahnt, dass es weit außerhalb dessen liegt, was wir gemeinhin tun. Doch irgendwie passt es dennoch zu uns und gefällt mir. Deshalb hat es seinen Platz auf dem Album gefunden.“

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