Wenn das dritte Album von SLAUGHTER TO PREVAIL erscheint, sind mehr als die Hälfte der 13 Tracks bereits bekannt – einige davon seit Jahren. Die erste Single ,1984‘ wurde bereits 2022 veröffentlicht, was deutlich macht, dass die Band ihre Alben eher als Sammlung ihrer musikalischen Entwicklung betrachtet, anstatt ein rein neues Werk zu präsentieren. Damit bedienen Frontmann Alex Terrible und seine Mitstreiter sowohl klassische Album-Liebhaber als auch diejenigen, die ihre Musik bevorzugt im Stream erleben. Bekanntlich mangelt es SLAUGHTER TO PREVAIL weder an Selbstbewusstsein noch an Drang zur Selbstdarstellung – und an Unterhaltungswert erst recht nicht. Die Band setzt Provokation gezielt als Stilmittel ein und spielt bewusst mit Klischees, wodurch sie genau den Nerv der Szene trifft. Neben Lorna Shore zählen sie längst zu den maßgeblichen Aushängeschildern des modernen Deathcore, die die Grenzen des Undergrounds hinter sich gelassen haben und ein immer breiteres Publikum begeistern. Musikalisch bleibt die Band kompromisslos: beinhart, technisch präzise und am extremen Ende angesiedelt. Doch Alex Terrible & Co. besitzen auch die Fähigkeit zur Selbstironie – was unter anderem das Video zu ,Russian Grizzly In America‘ und die augenzwinkernde Album-Betitelung von „Grizzly“ beweisen. Während der Feature-Track mit Babymetal, ,Song 3‘, das kommerzielle Potenzial der Band erweitert, sorgt die Kollaboration mit Ronnie Radke auf ,ImDead‘ sicherlich für reichlich Gesprächsstoff. Doch trotz aller Provokation und brutaler Deathcore-Ausrichtung bleibt ein entscheidendes Merkmal erhalten: Jeder Track auf „Grizzly“ basiert auf kraftvollen Hooklines und funktioniert nicht nur als extremes Sound-Gewitter, sondern auch als eingängige Hits. SLAUGHTER TO PREVAIL beweisen eindrucksvoll, dass extreme Musik und breite Wirkung kein Widerspruch sein müssen.
(Sumerian)