SPIRITBOX

Trotz oder gerade wegen der Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie legen SPIRITBOX ein unglaublich starkes Debüt vor. Das Trio zeigt sich von allen Vorschusslorbeeren und millionenfachen Single-Abrufen in der Online-Welt unbeeindruckt und lebt seine spannende Experimentierfreude mutig aus. Mit „Eternal Blue“ erscheint ein Album, das Eindruck schindet und die Spielwiese zwischen Rock, Metal und Core variantenreich wie eindrücklich durchforstet.

„Wir haben einfach nur die Musik geschrieben, die uns selbst Spaß macht, und es scheint, dass die Leute Gefallen daran finden“, gibt sich Gitarrist Mike Stringer bescheiden. „Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, wie viel Druck tatsächlich auf unserer Performance und dem Album lastet. Manchmal macht mir das zu schaffen und hält mich nachts wach. Ich hätte nie gedacht, dass diese Band so schnell einen solchen Hype erreichen würde. Das Internet ist eine wilde Sache.“ Das Signing auf Rise Records und beständig zunehmende Beachtung sind die Folge: „Der überwiegende Teil der Leute, die unsere Band mögen, versteht, dass er nicht jedes Mal den gleichen Stil von Songs bekommen wird“, zeigt sich der Kanadier überzeugt. „Diejenigen, die das nicht verstehen, sind sowieso nicht die, für die ich Musik schreibe. Die Band hatte schon immer die Einstellung von „was auch immer am besten klingt“. Wir versuchen jedenfalls nicht, einen bestimmten Stil oder Typ von Song zu schreiben.“

Das Material des Debüts wirkt in sich dennoch stimmig und funktioniert erst in der Gesamtheit so richtig: „Das Songwriting fällt mir viel leichter, seit ich gelernt habe, mir keine Gedanken darüber zu machen, was die Durchschnittsperson darüber denken wird“, erzählt Mike. „Ich schreibe jetzt seit 15 Jahren Musik. Die meiste Zeit meiner Karriere habe ich damit verbracht, darüber nachzudenken, ob die Leute mich verstehen. Es ist sehr befreiend, diese Barriere des Stresses nicht mehr zu haben und den Prozess nicht zu sehr zu durchdenken. Wir sind inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem einige der Songs in ein oder zwei Tagen entstehen. Früher habe ich teilweise Monate gebraucht, weil ich gegen meine Intuition gehandelt und nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe. Jetzt weiß ich besser, was einen Song ausmacht und kümmere mich nur noch um das, was in meinem Kopf hängen bleibt.“ Da ist aber noch mehr:

„Eine große Veränderung, die wir bei „Eternal Blue“ vorgenommen haben, ist, dass wir unsere Sängerin Courtney in den Schreibprozess einbezogen haben“, ergänzt der Gitarrist. „Bei früherem Material habe ich allein an den Songs gearbeitet und sie ihr dann in fertiger Form übergeben. Courtney musste dann versuchen, passende Vocals hinzu zu fügen, was die Möglichkeiten ihres Spektrums und das, was sie dem Song geben konnte, einschränkte. Bei „Eternal Blue“ konnte Courtney ihre Gesangsmelodien und Texte schreiben, während der Song entstand. Das führte zu einem viel solideren Ergebnis. Was die Erweiterung unseres Sounds angeht, haben wir uns nicht wirklich Gedanken darüber gemacht. Ich wollte einfach neu anfangen und es als einen wirklichen Neuanfang betrachten, bei dem wir alle Ideen, die uns im Kopf herumschwirrten, präsentieren.“ Und das hat funktioniert, wie der Musiker bestätigt:

„„Eternal Blue“ steht für über zwei Jahre harter Arbeit und eine ganz besondere Zeit in unseren Leben. Das Einzige, was wir damit erreichen wollten, war, ein Album zu machen, bei dem die Hörer keinen einzigen Song auslassen möchte. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das erreicht haben, werde es aber bald herausfinden. Letztlich war das einzige Ziel ein Album ohne Füllmaterial. Die Songs ,Halcyon‘ und ,We Live In A Strange World‘ stechen für mich besonders heraus. ,Halcyon‘ berührt mich in mehrfacher Hinsicht, da es musikalisch so traurig und dunkel ist. Textlich identifiziere ich mich voll und ganz mit dem, was Courtney singt: „Ich weiß nicht, wohin die Reise geht, aber ich fühle mich so nah dran, die Karotte am Ende des Stocks zu erwischen“. Und ,We Live In A Strange World‘ wirkt jetzt so anders als damals, als wir es aufgenommen haben, nachdem unsere zweite Tournee auf halbem Weg abgesagt wurde. Textlich geht es um den Zustand der Welt während der Pandemie und wie viel Ungewissheit unterschwellig herrscht. Instrumental ist der Song eine große Neuerung für uns und etwas, was ich schon sehr lange machen wollte.“

Die Pandemie hat SPIRITBOX bei der Arbeit am Debüt in die Karten gespielt: „Es stellte sich heraus, dass wir viel mehr Zeit als erwartet hatten, um an dem Album zu arbeiten“, rekapituliert Mike. „Wir haben bereits im Sommer 2019 mit dem Schreibprozess begonnen. Einige der Songs von „Eternal Blue“ waren sogar schon ein paar Monate vorher fertig. Die Band hat sich in diesen zwei Jahren sowohl beruflich als auch kreativ stark weiterentwickelt. Wir gingen glücklich, hoffnungsvoll und aufgeregt in den Schreibprozess. Nach dem Ende waren wir frustriert, nervös und gestresst. Wir hätten nie gedacht, dass wir tatsächlich dazu kommen würden, dieses Album aufzunehmen, da die Pandemie es immer wieder nach hinten schob. Aber das Positive ist, dass wir dadurch wirklich wählerisch sein konnten und ich bis Februar 2021 daran geschrieben habe. Im Moment sehe ich aber nicht viel Positives in der Welt und werde mir kein Lächeln um des Lächelns Willen aufzusetzen. Die Ereignisse der letzten anderthalb Jahre waren für uns alle sehr schwierig und ich möchte keine Musik machen, die in irgendeiner Weise unehrlich ist. Ob es nun unbewusst war oder nicht, es fühlte sich einfach richtig an, die Platte auf diese Weise zu schreiben.“

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